Eine Kritik zu Village Rockstars 2
Mit Village Rockstars 2 kommt Rima Das zur Berlinale zurück. 2019 erhielt sie mit Bulbul Can Sing die Lobende Erwähnung der Internationalen Jury von Berlinale Generation, 2020 war sie selbst Teil der Internationalen Jury. Jetzt also folgt Village Rockstars 2, die Fortsetzung eines Spielfilms aus dem Jahr 2017, den man jedoch nicht gesehen haben muss, um sich auf diesen Film einzulassen. Tatsächlich untergräbt der Titel, als reine Fortsetzung daherkommend, ein bisschen, wie wertvoll und eigenständig dieser Film ist.
Was von Beginn an ins Auge sticht, sind die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. In satten Farben wird die Natur von allen Seiten beleuchtet. Sie spielt eine zentrale Rolle und ist mehr als nur eine Kulisse — der Protagonistin Dhunu (Bhanita Das) spendet sie Kraft und fängt sie auf. Liebevoll streicht Dhunu mit ihren Händen durch die Gräser, streichelt Pflanzen, gibt sich den Geräuschen der Natur hin. Die tiefe Verbundenheit mit der Umgebung zieht sich wie ein roter Faden durch den Film.
Besonders hervorzuheben ist die berührende Beziehung Dhunus zu ihrer Mutter, die alles für ihre Kinder aufopfert, um ihnen ein möglichst unbeschwertes Leben und Dhunu das Ausleben ihrer Musik zu ermöglichen. In Szenen, in denen die beiden miteinander rumalbern, oder Dhunu ihre Mutter Huckepack durch die Felder trägt, wird diese Zuneigung und die Bedeutsamkeit der tiefgehenden Beziehung besonders klar.

Doch nicht nur das Mutter-Tochter-Verhältnis prägt die Geschichte – der Film zeichnet auch ein bewegendes Bild von Gemeinschaft. Schon in den ersten Szenen wird das Publikum ins Dorfleben mitgenommen: Kinder spielen, lachen, genießen ihre Freiheit. Eine Atmosphäre der Wärme und Herzlichkeit entsteht, die sich bis in den Kinosaal erstreckt.
Doch diese Idylle bleibt nicht ungetrübt. Mit zunehmender Intensität macht der Film auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam: tiefgreifender Sexismus spricht den Mädchen ihre Musik ab, alleinerziehenden Frauen wird das Leben schwer gemacht, lebenseinschneidende Entscheidungen werden über ihre Köpfe hinweg von Männern gefällt. Kurze, eindringliche Szenen schneiden Themen an wie Landraub, Armut und die prekäre Lebenssituation der Dorfbewohnenden, insbesondere durch die Unbeständigkeit der Regenfälle und der daraus entstehenden Überflutungen. Solch ein Andeuten untergründiger Thematiken kann auch das Potential haben, im Gesamtwerk unpassend zu erscheinen. In diesem Fall jedoch bildet es ein in sich stimmiges Gesamtkonzept, das fesselt und mitnimmt.
Trotz all der Widrigkeiten porträtiert Village Rockstars 2 eine enorme Resilienz und Widerstandsfähigkeit der Frauen, insbesondere Dhunus und ihrer Mutter. In scheinbar aussichtslosen Situationen wissen sie sich zu wehren und für sich einzustehen.
Diese Balance zwischen Härte und Leichtigkeit macht Village Rockstars 2 so besonders. Trotz der ernsten Themen trägt der Film eine gewisse Unbeschwertheit in sich, die vor allem durch die Protagonistin Dhunu verkörpert wird. Ihre Verbundenheit mit der Natur und ihren unerschütterlichen Glauben an eine gute Zukunft verleihen dem Film eine tiefe Authentizität – und schenken dem Publikum Mut und Hoffnung trotz der an sich trostlosen Situation. Wer ernste Themen sucht, emotional berührt werden und trotzdem hoffnungsvoll aus dem Kino gehen möchte, ist bei Village Rockstars 2 gut aufgehoben.
