Autor: Liv Thastum

Liv Thastum, *1997 in Berlin, beendet zurzeit den Master Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Sie war unter anderem für die Medien Litradio, Pfeil&Bogen und die dänische Zeitung Arbejderen tätig. Seit 2013 schreibt und leitet sie die Freien Generation Reporter:innen. Ihre deutschen und dänischen Texte wurden in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht und mehrfach ausgezeichnet. 2024 wurde sie für den 32. Open Mike nominiert und war Preisträgerin des WORTMELDUNGEN Förderpreises.
The language of music – interview with composer Peyman Yazdanian
Interview

The language of music – interview with composer Peyman Yazdanian

One of the most touching films of this year's Berlinale screened in the Generation K+ Section was the Chinese film Zhi Wu Xue Jia - The Botanist by Jing Yi. A film that takes us to a small village at the Chinese border close to Kasachstan. For its touching portrayal of the region, its enrichment to the discourse on the human-nature relation and its stunning pictures The Botanist receives this year's Grad Prix for Best Feature Film in the Generation K+ section. I was deeply touched by this film and especially by the wonderful music, that transported the beauty and melancholy of the pictures. Therefore I asked composer Peyman Yazdanian for an interview. Peyman is an Iranian pianist and music composer. He is internationally known for his compositions for both national and foreign feature fil...
Unterdrückt, empowert, übersehen: Junge Perspektiven im Berlinale Wettbewerb
Kritik

Unterdrückt, empowert, übersehen: Junge Perspektiven im Berlinale Wettbewerb

Das erste Wettbewerbsprogramm unter der Leitung von Tricia Tuttle präsentierte auf der 75. Berlinale gleich mehrere Filme, die junge Menschen in den Fokus des Geschehens rücken. Auf unterschiedlichste Weise wird die Welt der Kinder und Jugendlichen porträtiert. Worin unterschieden sich die Filme? Wie wird die junge Perspektive auf die Leinwand gebracht? Und welche der Filme sind für ein junges Publikum geeignet? Liv Thastum gibt ein Resümee über drei der diesjährigen Wettbewerbsfilme: Den argentinischen Beitrag El mensaje von Iván Fund (Silberner Bär), den norwegischen Gewinner des Goldenen Bären Drømmer von Dag Johan Haugerud, sowie den ukrainischen Dokumentarfilm Strichka chasu von Kateryna Gornostai. Unterdrück: El mensaje . © Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo S...
Rain exhausts over Assam
Film and Poetry, Kritik

Rain exhausts over Assam

A poem in reaction to the film "Village Rockstars 2" by Rima Das (for Rima Das and the women of Kalardiya) when flood comesthe river lives in our house for a whilethe bed gets wetthe grain drowns I only cry when I'm alone,says the motherI want to be small again,says the daughter men want to buy the landheavy machines will carve cracks into the landscapeasphalt will pour over the fieldsmoney will change hands mother and daughter know:there was once a forest herethere once was a river tree bleeds, resin drips trees will be felledbikes will rustsongs will be sungthe field will remain ours
Warten bis es dunkel wird – über eine der gefährlichsten Migrationsrouten Amerikas
Film and Poetry, Hintergrund, Kritik

Warten bis es dunkel wird – über eine der gefährlichsten Migrationsrouten Amerikas

Kritik, Hintergrundartikel und Gedicht zum Kurzfilm Atardecer en América Und plötzlich drückt sich eine unkontrollierte Traurigkeit aus dem Bauch nach oben, und ich weine. Ich sitze da vor meinem Computer, mitten in der Recherche, und muss weinen. Ich sehe die Bilder des Kurzfilms wieder auftauchen, sehe die Landschaft – die Altiplano-Hochebene – verschwinden, die Menschen, Tiere und Natur verschwinden. Sehe Menschen sterben. Höre die Schlagwörter der Artikel, die ich gelesen habe: Venezuela – zweitgrößte Fluchtbewegung weltweit, 7,7 Millionen Menschen, dazu Klimaflüchtlinge, Trockenheit, Temperaturanstieg, 7.000 Kilometer von Venezuela nach Chile, Dunkelziffern. „Atardecer en América“ – Sonnenuntergang über Amerika heißt der Kurzfilm, der mich so stark bewegt und zu der Recherc...
Die Kontur der Eisschollen
Film and Poetry, Kritik

Die Kontur der Eisschollen

Eine lyrische Kritik zum Kurzfilm Anngeerdardardor von Christoffer Rizvanovic Stenbakken. danish version below Anngeerdardardorist das grönlandische Wort für Dieb – vielleicht ein so langes, weil dem Land so viel geraubt wurde.Ein Junge sucht und sucht nach seinem Hund.Er weiß, dass Schlittenhunde nicht gleich aussehen, genauso wie Eisschollen nicht gleich aussehen,kann er sehen, dass das Meer, imaq, zugefroren ist und der Hund Welpen bekommen soll, damit er Schlitten fahren kann.Aber auf welchem Eis wirst du fahren, Kaali, wenn das Meer nicht mehr zufriert?Wenn die Sonne - Anngeerdardardor, wenn der Kapitalismus - Anngeerdardardor,wenn der Kolonialismus und der Machtkampf der westlichen Länder das Eis geschliffenund dein Land aufgebraucht haben.Wenn das Licht wechselt von weiß zu b...
Flammengewalt auf der Berlinale-Leinwand
Kritik

Flammengewalt auf der Berlinale-Leinwand

Eine Kritik zu Only on Earth von Sarah & Liv Knisternd und brodelnd züngeln die Flammen um die Feuerwehrkräfte herum. Die Winde treiben das Feuer immer weiter an, es schlägt meterhoch aus. Ein Mann in einem Bagger schiebt Erdmassen auf, um eine natürliche Barriere gegen das Feuer zu schaffen — und fährt dabei immer wieder direkt in die Flammen. Feuerwehrkräfte sind zu Fuß zwischen den einzelnen Brandherden unterwegs und versuchen sie ohne Wasser zu löschen — das Löschfahrzeug ist noch nicht da. Die Szenerie ist tieforange und verraucht. Only on Earth zeigt gewaltvolle dokumentarische Szenen direkt aus den Waldbrä...
Erinnerungen an Wüsten
Interview, Kritik

Erinnerungen an Wüsten

Ein Rückblick auf die Berlinale 2023. Heute vor einem Monat war der letzte Tag der 73. Berlinale. Ich sitze auf dem kleinen Balkon eines Hotelzimmers in der Nähe von Zagora im Süden Marokkos. Das Mittagsgebet hallt kratzig durch die Lautsprecher des Minaretts und wird von den umliegenden Bergen zurückgeworfen. Ich blicke auf die Hauptstraße und den dahinter liegenden riesigen Palmenhain, der sich entlang des Wadi Draa Flusses bis zu den angrenzenden Bergen und der dahinter liegenden Erg Chigaga Wüste erstreckt. Die Sonne scheint erbarmungslos auf die ausgetrocknete Landschaft - die Berlinale und dieser kalte Februar könnte sich nicht weiter entfernt anfühlen. Also was ist da noch in meinem Kopf von der diesjährigen Berlinale? Was hat sich da festgesetzt und will auch keinen Platz mach...
How to become a bag of rice
Kritik

How to become a bag of rice

A comment on Kiseye Berendj The Retrospective section at this year's Berlinale shows films on the theme "Young at Heart - Coming of Age at the Movies". Well-known filmmakers have put together the films for the programme. Tilda Swinton chose the Iranian film Kiseye Berendj by Mohammad-Ali Talebi from 1996. Here, the viewer enchantingly follows the little girl Jairan who, together with her old neighbour, makes her way through the labyrinth of Theran to buy a sack of rice. It is the dramas of everyday life that are shown on the big screen. In a time where cinema is overloaded with complex storylines, plot twists and special effects, it is a pleasant surprise to experience how this narrative can shine in its simplicity. Tilda Swinton writes about this timeless film: "We each alchem...
In Zwischensprachen das Meer anschreien
Allgemein

In Zwischensprachen das Meer anschreien

Eine lyrische Kritik zu Zeevonk und Sica Das Meer ist wiederkehrender Schauplatz in den Filmen des diesjährigen Berlinale Generation Programms. Als unzähmbare Naturgewalt stellen die Wassermassen junge Protagonisten vor Herausforderungen und bringen einschneidende Erlebnisse mit sich. Vor allem im belgischen Film „Zeevonk“ (K+) und im spanischen Film „Sica“ (14+) steht das Meer im Fokus der Erzählung. Beide Filme erzählen von einer Teenagerin die ihren Vater durch das Meer verliert und dem Umgang mit diesem Verlust. Trotz sehr unterschiedlichen Ästhetik und Bearbeitung der Thematik sind sich die Filme verwandt. In Momenten kann „Sica“ sogar als Fortsetzung auf die in „Zeevonk“ auftauchenden Motive gelesen werden. Die einige Jahre ältere „Sica“ sucht auch nach Antworten und einer Erk...
Für 122 Minuten Teenager sein
Kritik

Für 122 Minuten Teenager sein

"Fühlst du dich noch verbunden zu dem, was du gefühlt hast, also du so alt warst wie ich? Liegt das alles in der Vergangenheit oder kannst du diese Erlebnisse irgendwie wieder erleben?" Nach „Shkola nomer 3“ (2017) und „The earth is blue as an orange“ (2020) präsentiert Generation 14+ mit „Stop Zemlia“ auch bei der diesjährigen Berlinale einen Jugendfilm aus der Ukraine. Für ihren einfühlsamen Film erhält Regisseurin Kateryna Gornostai den gläsernen Bären der Jugendjury. Eine Schule irgendwo in Kiew. In Sequenzen unterschiedlicher Länge folgt die Kamera Schüler*innen aus der 11. Klasse und lädt die Zuschauer*innen dazu ein, am Gefühlsleben der ukrainischen Teenager teilzuhaben: Am ersten Verliebtsein, an Klassenfeiern, Schulstunden, Freundschaftsritualen, Ängsten und Selbstzweife...