Mit allen Sinnen

Starke einfühlsame Bilder, der Klang ehrlicher Worte und ein ergreifender Soundteppich bilden die Atmosphäre eines Filmes, der emotional und ästhetisch unglaublich kraftvoll ist. In einem sinnlichen Geflecht aus Ton und Bild treffen wir auf fünf Kinder, die offen über die Trennung ihrer Eltern sprechen. Auch wenn sie an unterschiedlichen Orten in unter unterschiedlichen Bedingungen aufwachsen, sie alle zeigen, dass Kinder viel mehr verstehen und wahrnehmen als die Erwachsenen manchmal glauben.

Der Schweizer Dokumentarfilm „Where we belong“ von Jacqueline Zünd feiert auf der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere. Es ist ein Porträt, eine emotionale Öffnung. Bedrückend und befreiend zu selben Zeit. Fünf Kinder: Alyssia, Ilaria, Carleton, Sherazade und Thomas erzählen uns wie es sich anfühlt, wenn sich die Eltern plötzlich Trennen, wenn man plötzlich das Gefühl hat zwischen Mutter und Vater entscheiden zu müssen. „Dabei hab ich sie doch Beide lieb“, sagt Sherazade. Die Kamera folgt den Kindern in ihrem Alltag. Auf der Bowlingbahn, beim Traktor fahren, auf der Tankstelle, wo sie vom Auto der Mutter ins Auto des Vaters steigen. Immer aus dem Blickwinkel der Kinder. Die Eltern sehen wir nur selten. Zwischendrin Gespräche in denen die jungen Menschen von ihren Erlebnissen erzählen. Bilder verschwimmen, so wie Gedanken kommen und gehen.

Der Film zeichnet sich durch eine sehr einfühlsame, sinnliche Kameraführung aus, denn Nikolai Von Graevenitz schafft es sinnliche Momente einzufangen und künstlerisch starke Bilder zu kreieren. Diese bilden im Zusammenspiel mit dem Klangteppich des Filmes eine emotionale und intime Atmosphäre. Der Klang der französischen und der schweizer Sprache vermischen sich mit kraftvollen Klängen. Ein Tiefer Bass lässt meinen Körper vibrieren, der auch so schon in Bewegung ist. Ich finde mich in einer Blase wieder, in der Sinneseindrücke sich vermischen und einen gemeinsamen Rhythmus finden. Verwundert spüre ich einen Druck auf meiner Brust und es brauch einen Moment bis ich realisiere, dass ich einfach traurig bin. Dabei zeigt „Where we belong“ keineswegs ein einseitiges, depressives Bild von jungen Menschen die an der Trennung ihrer Eltern zerbrechen. Im Gegenteil, die Kinder haben gelernt damit zu leben, sie sind daran gewachsen, sie lachen, sie spielen, sie tanzen, sie sind Kinder die ihrem Weg durchs Leben gehen. Ein Weg der nicht immer leicht ist, aber für wen ist er das schon?

 „Where we belong“ schafft es eine Atmosphäre zu erzeugen in der die Gefühle der jungen Menschen nicht nur durch Worte, sonder auch durch Klang und Bild vermittelt werden können. Ein emotionales Erlebnis, das sich aus diesem Grund nur schwer in Worte fassen lässt. Es ist ein Film der das Publikum bewegt und beeindruckt. „Where we belong“ ist definitiv eine große Bereicherung für das Generation K+ Programm der diesjährigen Berlinale und wird so schnell nicht vergessen werden.

11.02.19, Liv Thastum

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