Und die Bäche, die Ströme schwellen

Regen ergießt sich über den Feldern Goas. Ein einsamer Junge vermisst seinen Vater und weiß nicht so recht, wohin mit sich. Erklärt wird ihm nichts, er wird einfach aufs Land gebracht und soll sich anpassen. Seine Schwester ist älter und versteht mehr, doch auch sie lässt ihn im Dunkeln tappen. Also vertreibt Dighu (Neel Deshmukh) sich allein die Zeit und erkundet sein neues Zuhause.

Akshay Indikars Film Sthalpuran begleitet Dighu, ohne auf Worte angewiesen zu sein. Der Film verläuft wie ein Tagebuch. Immer wieder erfahren wir, welcher Tag es ist und wie Dighu ihn in Worte fassen würde. Den Rest der Zeit lassen wir atemberaubende Naturaufnahmen auf uns wirken. Es ist unruhig im Saal, die Schüler*innen können mit dem Film nicht allzu viel anfangen und ich muss sagen, dass es sich mal wieder um einen Film handelt, der vielleicht nicht wirklich ins K+ Programm passt.

Für mich ist es dennoch eine schöne Erfahrung. Wie der Regisseur im Anschluss meint: manchmal können Bilder eben so viel mehr sagen als Worte. Das tragende Element hierbei: Wasser. Wasser, das alles auf dieser Welt verbindet und lebensnotwendig ist. Wasser, welches gleichzeitig bei Dighu ist, bei seiner Schwester, seiner Mutter, sogar bei seinem Vater, wo auch immer das sein mag.

Besonders die Geräusche führen uns auf eine besondere Reise. Die simpelsten Laute werden hervorgehoben. Es wird mehr mit Surround Sound gearbeitet als mir bisher bei einem anderen Berlinalefilm aufgefallen ist. Es fühlt sich an, als sei man mitten im Raum.

Dennoch muss man sich in erster Linie auf dieses Erlebnis einlassen. Es ist klar: viele der Schulklassen schaffen das nicht. In meinem müden Zustand fällt es auch mir teilweise schwer, aber es ist dennoch eine schöne Reise, auf die ich mich mittragen lasse. Trotz der geringen Handlung bin ich froh, mich in der Vorstellung zu befinden, anders als kurze Zeit später bei Irma, bei der ich eindeutig zu viele Längen wahrnehme.

Sthalpuran lädt ein auf eine wundersame Reise durch die Regenzeit in Indien. Für Kinder aus Aufmerksamkeitsgründen vielleicht nicht wirklich geeignet, aber für Jugendliche und Erwachsene durchaus zu empfehlen.

27.02.2020, Johanna Gosten

Bildquelle: © Jagadeesh Ravi

  • Johanna

    Johanna, 24, has been going to Berlinale with her sister since childhood. 2013 she co-founded the Free Generation Reporters. When she's not writing about films within the Generation program and their backgrounds, she sings in a choir and reads one book after the other. Other than that she's pursuing a Master's degree in Nutritional Medicine.

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