Year: 2020

Das Windtelefon als emotionale Zuflucht
Interview

Das Windtelefon als emotionale Zuflucht

Nach Yuki & Nina im Kplus-Programm 2009 kehrt Nobuhiro Suwa mit einem weiteren Film zurück ins Generationprogramm. Sein neuer Film Kaze No Denwa läuft im Programm 14+. Am Tag nach der Weltpremiere nimmt er sich eine ganze Stunde für Clara und mich Zeit, um unsere Fragen zum Drehprozess, zur Situation in Japan und anderen Dingen zu beantworten. Wir machen es uns in der Lounge des Hotel Berlin, Berlin gemütlich und tauschen uns bei netter Hintergrundmusik über Kaze No Denwa, Japan und die Welt aus, während Isabelle netterweise für uns übersetzt.Freie Generation Reporter: Wie hat sich die Entstehung des Filmteams ergeben und wie haben Sie Serena Motola, die Schauspielerin von Haru, gefunden?Nobuhiro Suwa: Es ist jetzt schon 18 Jahre her, dass ich meinen letzten Film in Japan gedreht habe....
Zusammen gegen das Böse der Welt
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Zusammen gegen das Böse der Welt

Sweet Thing handelt von der innigen Beziehung zwischen zwei Geschwistern, die ihren Umständen ausgeliefert sind und schnell lernen müssen, in ihnen zu bestehen. Zunächst verfolgen wir Billie (Lana Rockwell) und ihren kleinen Bruder Nico (Nico Rockwell) in ihrem Alltag mit ihrem alleinerziehenden Vater. Anfangs ist die Beziehung zwischen Vater und den Kindern sehr liebevoll. Der Vater bemüht sich, ein passendes Geschenk für Billie zu besorgen und bereitet ihr mit der Ukulele viel Freude, sie haben Spaß zusammen. Recht schnell jedoch zeigt sich die Schattenseite. Sobald er etwas getrunken hat, verwandelt er sich in eine andere Person, ein Monster. Dann sinkt er nachts grölend vor der Haustür zusammen, wird zum Teil sogar gewalttätig. Als der Vater in die Entzugsklinik kommt, werden die Kinde...
It’s always time to talk about immigration
Interview

It’s always time to talk about immigration

Upon reading the description to Los Lobos in this year’s Berlinale program, I instantly knew that I wanted to interview the director Samuel Kishi Leopo. The day after its international premiere I get lucky and have 15 minutes in the Berlinale Palace with both Samuel and his actress Martha Reyes Arias.Free Generation Reporters: This was a very personal movie for you. How did you find the right actors and team to work with?Samuel Kishi Leopo: That’s actually ironic - I found my producer via facebook. A while ago, when I was filming Somos Mari Pepa, my current producer talked to my producer for Somos Mari Pepa. She asked about me and ended up contacting me via facebook, saying ”Samuel, I have a script and I would like for you to direct it, if you’re interested.” I read her script, but didn’t...
Die Welt ist blau wie eine Orange
Review

Die Welt ist blau wie eine Orange

Eindrücke zum Ukrainischen Dokumentarfilm „The earth is blue as an orange“. SZENE 1 TAKE 4 Das Geräusch von Bomben zerstört Häuser und Gedanken ihr Kind schläft Nachts mit offenen Augen Der Mond versteckt sich hinter müden Schornsteinen damit er die Einschusslöcher nicht sehen muss: Blaue Fensterrahmen Im Schatten der Ostblockbauten treten sie auf das Geräusch von Scherben und der Surrealismus umarmt die Realität Eine Familie an der Grenzlinie filmt den orangenen Staub von Красногорівка „Сподіваюся“ Die Brennweite der Kinderträume reicht bis nach Kiew wo man das Objektiv auf plätschernde Springbrunnen hält Der Spiegelreflex ist schwach geworden aber der Puls noch immer hoch „Gestern war der Himmel rot“ Ora...
Und die Bäche, die Ströme schwellen
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Und die Bäche, die Ströme schwellen

Regen ergießt sich über den Feldern Goas. Ein einsamer Junge vermisst seinen Vater und weiß nicht so recht, wohin mit sich. Erklärt wird ihm nichts, er wird einfach aufs Land gebracht und soll sich anpassen. Seine Schwester ist älter und versteht mehr, doch auch sie lässt ihn im Dunkeln tappen. Also vertreibt Dighu (Neel Deshmukh) sich allein die Zeit und erkundet sein neues Zuhause. Akshay Indikars Film Sthalpuran begleitet Dighu, ohne auf Worte angewiesen zu sein. Der Film verläuft wie ein Tagebuch. Immer wieder erfahren wir, welcher Tag es ist und wie Dighu ihn in Worte fassen würde. Den Rest der Zeit lassen wir atemberaubende Naturaufnahmen auf uns wirken. Es ist unruhig im Saal, die Schüler*innen können mit dem Film nicht allzu viel anfangen und ich muss sagen, dass es sich mal wieder...
„Sprich lauter, ich kann dich nicht hören!“ – mit Hilfe von Kurzfilmen die Welt besser verstehen
Background, Review

„Sprich lauter, ich kann dich nicht hören!“ – mit Hilfe von Kurzfilmen die Welt besser verstehen

Eine Kritik sowie Hintergrundartikel zu den Kurzfilmen 2 KplusDiese Kurzfilmrolle ist, abgesehen von einer Ausnahme, eine in sich sehr stimmige Zusammenstellung starker Filme, die es schaffen, schwierige soziale, politische und auch historische Themen und Inhalte für jüngeres Publikum zugänglich und zumindest emotional verständlich zu machen. Im Stil sind sie sich alle recht ähnlich, auch wenn aus den verschiedensten Ecken der Welt berichtet wird. Sie alle zeigen Kinder mit einer Prise Naivität für ihre Realität und bleiben dabei jedoch immer auf Augenhöhe, es sind Momentaufnahmen ihres Alltags, Geschichten aus dem Westen des Irans, aus dem Amazonas in Peru, aus Brasilien, aus Frankreich, den Niederlanden und aus Algerien. Es gibt zwar Unterschiede in der Glaubwürdigkeit des Schauspiels, i...
Sicher landen
Review

Sicher landen

Eine Kritik zu „Anne at 13.000 FT“Trotz Lesen des Beschreibungstextes im Vorfeld hatte ich wenig Vorstellung welche Art Film mich mit „Anne at 13.000 FT“ erwarten würde. Und auch im Nachhinein fällt es mir schwer den Inhalt des Forum-Filmes, der im 14-Plus Programm als Cross-Section gezeigt wurde, zu beschreiben. Das Publikum begleitet 75 Minuten lang den Alltag von Anne: Wie sie in einer Tagesstätte für verhaltensauffällige Kinder arbeitet, Besuch von ihrer Mutter in der frisch bezogenen Wohnung bekommt oder Fallschirm springt. Es ist schwierig und dauert seine Zeit, bis ich in den Film hineingefunden habe. Durch häufig wechselnde Filmsequenzen, Zeitsprünge und Großaufnahmen mit wackeliger Kameraführung ist es fast schon anstrengend dem Geschehen auf der Leinwand zu folgen und führt zum...
The language of visuals
Interview

The language of visuals

„They take the gold and throw away the chest. That chest is our country.“ Mongolia is considered to be one of the ten most resource-rich countries in the world. Foreign investors have transformed one fifth of Mongolia to mining areas. Nature is being destroyed, the daily life of local people is affected. Byambasuren Davaa, known for „The story of a weeping camel“, takes her new feature film „Veins of the World“ to this year's Berlinale Generation, in which she portraits a nomad family, living in a region that is about to become mining area. In strong cinematographic pictures, the film tells a story about a young boy and his big dream, about the loss of a father, about love to nature and the soul of Mongolian mountains.THE NATURE“Veins of the world” transports a feeling for Mongolian nature...
Ein Stimmungsbild aus Spanien
Interview

Ein Stimmungsbild aus Spanien

Las Niñas ist ein schöner feministischer Film im KPlus Programm, der im Spanien der 1990er Jahre an einer katholischen Mädchenschule spielt. Er verfolgt die Protagonistin Celia in ihrer ersten Rebellion, in der sie sich gegen die katholische Erziehung auflehnt und diese hinterfragt. (Hier geht's zur Kritik)Am Sonntag durfte ich nach der Premiere von Las Niñas im Berlinalepalast mit den Darstellerinnen sprechen. Mich hat besonders interessiert, wie die Mädels aus dem heutigen Spanien zu den im Film angesprochenen Themen stehen. Sie waren sehr gewissenhaft in ihrer Beantwortung und haben sich immer schön gemeldet. Diese Berlinale stimmt mich echt hoffnungsfroh, da ich überall so tolle junge Mädels präsentiert sehe. *fGR: Wie war die Premiere denn?Mädels: Echt toll! Wir haben das Gefühl, dass...
In der eigenen Welt gefangen
Review

In der eigenen Welt gefangen

Eine Kritik zu Pompei Alles still. Ich höre meine eigenen Atemzüge so still ist es. Das „Klick“ von meinem Kugelschreiber hört sich für mich ganz laut an. Ich höre leises rascheln aus dem Publikum. Das Berlinale Intro ist vorbei und alle warten, sind gespannt auf den kommenden Film. Eine lange Stille. Die Vorwarnung für die kommende Stille im Film. Eine lange Straße, mitten in der Einöde, ein Motorrad und zwei Brüder. Sie fahren die Straße entlang. Ein Loch in der Wand, wo die Kinder durchschauen. Striche werden abgekreuzt, Tag pro Tag. Hier ist man zeitlos, in einer eigenen Welt, mit eigenen Regeln, von der Außenwelt abgeschnitten. Alles treibt einfach an einem vorbei. Eine Gruppe lebt in einen kargen, wüstenartigen Gebiet in der Nähe einer Ausgrabungsstätte. Victor und sein kleiner Brude...