Year: 2020

Leichte Unterhaltung auf Philippinisch?
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Leichte Unterhaltung auf Philippinisch?

Es ist eine Geschichte vom ersten verleibt sein, von Freundschaft und dem Loslassen der Eltern. Eine, die wir schon oft gesehen haben und doch nicht ganz, denn diese spielt in den Philippinen - in einem Vorort von Manila. Paolo und seine Freund*innen Leben in einem Dorf am Fuße des Vulkans Pinatubo. Ihr Alltag ist geprägt von Stromausfällen und Erdbeben, und doch lebt es sich leicht hier. Paolos hat die neuesten Nintendo-spiele und die schicksten Schuhe. Er macht was seine Mutter ihm sagt, bis er sich zum ersten mal verliebt.Es ist angenehm überraschend mit „Death of Nintendo“ einen Film aus den Philippinen im Generation-Programm zu sehen, der so leicht und fröhlich ist. Keine romantisierenden Naturaufnahmen oder präsentierte Kontraste zur westlichen Welt. Eine Geschichte, die überall spie...
Intimität im Umgang mit dem Tod
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Intimität im Umgang mit dem Tod

Wie geht man damit um, wenn die kleine Schwester stirbt? Wenn sie dich nicht mehr nachts weckt, weil ihr kalt ist? Wenn sie von jetzt auf gleich nicht mehr da ist? Einfach weg.Eben diese schwierige Situation beleuchtet Mamá, Mamá, Mamá. Erwachsene sind in dem Film mit Absicht außen vor, die Mutter tritt erst nach einiger Zeit zum ersten Mal in Erscheinung. Ihre Trauer findet weitestgehend hinter verschlossenen Türen statt. Cleo indes wird intensiv verfolgt. Die Kamera beobachtet sie, wie sie zwischen ihren Cousinen sitzt und das Leben weitergeht. Sie jedoch ist in sich gekehrt und braucht ihre Zeit. Künstlerische Szenen, in denen der Pool als Ort des Unglücks ergründet wird, deuten den Tod ihrer Schwester nur an. Nie wird es explizit erwähnt. © Rebeca Rossato Siqueira/Rita Cine & Bomba Cin...
Unfreiwilliger Aufbruch
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Unfreiwilliger Aufbruch

Krabben am Strand fangen und ihnen eine Sandhöhle bauen. Barfuß durch den Regenwald ziehen und den Schlamm unter den Füßen spüren. Auf Palmen klettern und die Kokosnüsse herunterstoßen. Sowohl in der Schule als auch bei der Hilfsarbeit lernen.Für Perro und seine Freunde gibt es so einiges, womit sie sich die Zeit vertreiben können. Sie haben Spaß in der Schule und genießen ihre Freizeit. Doch zwischen den ruhigen Szenen die allgegenwärtige Drohung: Der Nicaragua-Kanal wird kommen und mit ihm tausende Enteignungen, die auch vor Perros Familie und denen seiner Freunde nicht Halt machen werden.Lin Sternals Langfilmdebüt Perro fängt am Beispiel des jungen Protagonisten Perro (Joshua McCree) die Situation vieler Bewohner*innen Nicaraguas ein. Obwohl das Bauprojekt bis dato nur in Planung ist un...
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Die Sache mit dem Gendern – ein Kommentar

Früher habe ich mich immer gefragt: Wieso eigentlich? Wieso dieser ganze Aufwand mit dem Gendern? Schüler tut’s doch auch. Mich jedenfalls stört das nicht. Und überhaupt: „Schüler und Schülerinnen“ oder noch besser „SchülerInnen“ liest sich doch einfach nur sperrig. Wieso machen wir es uns so unnötig kompliziert?Kompliziert? Schon. Unnötig? Keinesfalls. Sollte nicht eigentlich beleuchtet werden, warum das überhaupt notwendig ist? Sollte die Frage nicht sein: Wie kann es sein, dass eine Jugendliche sich daran stört, dass sie endlich auch als weibliche Person angesprochen wird? https://media.istockphoto.com/photos/woman-with-a-symbol-for-gender-equality-picture-id836643116?k=6&m=836643116&s=612x612&w=0&h=awYGpEFGiEELXqOv_sUrMdDIx39w5_H59dhdSvcdSrA=Zunächst zum Wesentlichen: W...
Sein Glück selber in die Hand nehmen
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Sein Glück selber in die Hand nehmen

Eine Kritik zu „H is for Happiness“Gibt es einen besser passenden Filmtitel für die Generation-Eröffnung als „H is for Happiness“ denke ich mir, während ich voller Vorfreude auf die kommende Woche in der Schlange im noch etwas ungewohnten Kino „An der Urania“ stehe. Ich erwarte eine leichte, fröhliche Familienkomödie, mit der die langersehnte Berlinale-Woche eingeleitet wird. Doch nachdem die letzte Szene in den Abspann übergeht, sitze ich in meinem Kinositz - die Tränen zwar wieder getrocknet, aber völlig überrascht und berührt von einem tiefgründigen, vielschichtigen und dennoch unglaublichen amüsanten Film. „H is for Happiness“ erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Candice Chee (Daisy Axon), die mit ihrer Familie in einer westaustralischen Kleinstadt aufwächst. Schnell wird deutlich,...
Mord; Völkermord
 – Hass in Deutschland und Ruanda
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Mord; Völkermord
 – Hass in Deutschland und Ruanda

Mord ist spannend, Mord fasziniert, Mord begeistert.In Martin Scorseses Mafia-Filmen warten wir gebannt auf das nächste brutale Verbrechen, bei Quentin Tarantino lachen wir herzhaft über blutige Orgien der Gewalt. Makaber gesagt: Von Mord können wir nicht genug kriegen. Dabei fürchten wir uns doch so sehr vor dem Tod. Oder ist unser ungebändigte Voyerismus in einem tiefenpsychologisch erklärbaren Abwehrmechanismus begründet? Ruanda 1994. Innerhalb von sechs Wochen werden über 800.000 Menschen ermordet.Riesige Massengräber, Mahnmahle aus Totenköpfen. Die Bilder sind grausam.Ich darf sie abschalten, das ruandische Volk wird das nie können. Bei den Terroranschlägen im hessischen Hanau am Mittwoch kamen neun Menschen ums Leben.„Neun, das sind doch keine 800.000“, mag jetzt manch einer denken. ...
Animationsarten in der Filmwelt
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Animationsarten in der Filmwelt

Animationsfilme – egal ob als Kind, Jugendlicher, oder Erwachsener, jeder kennt- und liebt Sie. Einfach mal in eine andere Welt eintauchen ohne sich um die Sorgen der diesen zu kümmern. Klar geht so etwas heutzutage auch mit Effekten in großen Blockbustern, aber nie funktioniert es so gut wie bei Animationsfilmen. Denn hier gibt es keine Regeln. Alles was die Physik vorgibt kann ignoriert werden und so können neue Welten aus dem Nichts entstehen. Doch welche Animationsarten gibt es überhaupt? Und wie haben sie sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt? In diesem Hintergrundartikel erfahrt ihr es. (Ich beziehe mich nur auf die bekanntesten Animationsarten) Fangen wir als erstes an mit der ältesten aller Animationsarten: dem Zeichentrickfilm. Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, gehört d...
Eine Reise durch die queere Geschichte
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Eine Reise durch die queere Geschichte

Wer heutzutage in den sozialen Medien unterwegs ist, dem begegnen immer häufiger Outings aller Art und das gute Gefühl entsteht, dass sich immer mehr Menschen frei ausleben können, die Teil der queeren Community sind - also alle, die von der „gesellschaftlichen Norm“ abweichen. Auch bei der Berlinale beschäftigen sich dieses Jahr wieder einige Filme mit dem Finden und Austesten der eigenen Sexualität, den Grenzen und Übergängen von Geschlechterkonstrukten und der Geschlechtsidentität. Die LGBTQ+ Community scheint größer und akzeptierter denn je, und grade das nehmen leider immer noch einige zum Anlass, um zu behaupten, Outings seien ein Trend; etwas außer männlich und weiblich gäbe es doch gar nicht und alle, die sich nicht mit den Normen, nach denen sich unsere Gesellschaft ausrichtet, id...
LGBTQ+ Terminologie
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LGBTQ+ Terminologie

In unserer sich ständig verändernden Welt, die glücklicherweise immer inklusiver und offener gegenüber Mitgliedern der LGBTQ+-Gemeinschaft wird, kann es manchmal schwierig sein, mit den zahlreichen Begriffen, die mit dem Thema einhergehen, Schritt zu halten. Da ich viele Menschen kenne, die sich selbst auf verschiedene Weise als queer definieren, mich aber bisher selbst als heterosexuell und cisgender identifiziere, überfordert es mich manchmal ein wenig, nichts durcheinander zu bringen und vor allem niemanden mit meinem mangelnden Wissen über seine sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu verletzen.Um Menschen wie mir und anderen, denen die LGBTQ+-Terminologie noch weniger geläufig ist, zu helfen, habe ich einen kleinen Leitfaden zusammengestellt. Bitte beachtet, dass ich z...
Stacheldraht und Plastikblumen – Fragmente aus der Ukraine
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Stacheldraht und Plastikblumen – Fragmente aus der Ukraine

2017 präsentierte die Berlinale im Rahmen des Generation 14+ Programms den ukrainischen Dokumentarfilm „Shkola nomer 3“. Drei Jahre später ist mit „The earth is blue as an orange“ erneut ein Film im Programm, der Einblick in das Leben im Donbas - dem Grenzgebiet zwischen Ukraine und Russland - gibt. Denn auch wenn die Medienpräsenz nachlässt, der Krieg an der Grenze geht weiter. Der folgende Text ist eine Medienmitschrift: eine Kollage aus aktuellen Facebook-Posts von Menschen, die ich 2017 auf meiner Reise in die Ukraine kennengelernt habe. Es ist der Versuch die Gefühle von Menschen zu vermitteln, die ich als Außenstehende nicht in Worte fassen kann. So entsteht dieses aktuelle Zeitbild, ergänzt durch Analogaufnahmen, die während meiner Reise entstanden sind.STACHELDRAHT UND PLASTIK...