Über die Endorphine durchs Tanzen

A review of Dancing Queen
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Der erste Schultag nach den Sommerferien – endlich in der 7. Klasse. Die 12-jährige Mina freut sich auf ein neues Schuljahr – sie mag Hausaufgaben und insbesondere Mathe, und freut sich, dass die Mittelschule bald endlich los geht. Doch dieses Schuljahr soll alles anders werden, denn Minas Klasse bekommt einen neuen Schüler – Edwin, genannt „E.D. Win“, den coolen Hip Hop Tänzer, der tausende Follower:innen auf Instagram hat und jetzt schon der Star der Klasse ist. Auch Mina ist hin und weg von E.D. Win und will alles tun um ihn zu beeindrucken, auch als dieser auf dem Schulhof eröffnet, dass er eine Tanzcrew gründet, um an einem Wettbewerb am Ende des Schuljahres teilzunehmen. Da gibt es nur eine Lösung für Mina – sie muss Teil der Tanzcrew werden, obwohl Mina davor im Leben nicht ans Tanzen gedacht hat. Auch ihrem besten Freund Marcus und ihren Eltern scheint das neue Hobby nicht zu gefallen, aber zum Glück hat Mina noch ihre Oma, die selber Tänzerin war und Mina helfen will für die Tanzcrew mit E.D. Win zu trainieren.

„Dancing Queen“ ist der Debütfilm von Regisseurin Aurora Gossé und landet beim Publikum am Samstag Nachmittag einen kompletten Volltreffer. Selten habe ich während eines Filmes bei der Berlinale so viele Lacher gehört, begleitet von gleich mehreren Szenenapplausen und vereinzelten Standing Ovations nach dem Film. Das mag daran liegen, dass „Dancing Queen“ kein „typischer“ Berlinalefilm ist, bei dem das Publikum oft Einblick in auf unterschiedlichste Weise tragische oder berührende Geschichten bekommt. „Dancing Queen“ berührt auf jeden Fall auch, aber auf eine andere Weise. Man erkennt die Professionalität der Produktion, die sicherlich keine Low-Budget Produktion war, der Film hat eine mitreißende Storyline, mit einer Klimax, auf die die gesamte Handlung hinarbeitet. Obwohl man beim Zuschauen schon am Anfang den Ausgang der Geschichte ahnt, wird „Dancing Queen“ nicht langweilig, hat mehrere Twists in der Entwicklung und verzaubert große und besonders kleine Zuschauer:innen.

Drehbuchautorin Silje Holtet behandelt in „Dancing Queen“ gleich mehrere wichtige Themen des Erwachsenwerdens. Von Freundschaft und Familie, über Verliebtsein, bis hin zu Körperbildern, Mobbing und Selbstakzeptanz werden viele Probleme und Gefühle angesprochen, mit denen sich Heranwachsende in den Anfängen ihrer Pubertät herumschlagen müssen. Auf eine leichte und lustige Art werden diese teilweise doch ernsten Themen von Gossé umgesetzt, sodass „Dancing Queen“ wichtige Werte vermittelt, ohne von seiner mitreißenden Art abzukommen. Sicherlich einige im Publikum werden sich mit Mina oder einem der anderen Charaktere identifizieren können, sich in ihren eigenen Problemen und Gefühlen verstanden fühlen, oder einfach ein wenig an die eigene Kindheit und Pubertät zurückdenken können.

Untermalt wird „Dancing Queen“ von norwegischem Hip Hop, bei der sicherlich die eine oder der andere im Publikum die Füße nicht ganz still halten kann, und coolen Tanzchoreografien, die Lust auf Bewegung machen. Dafür sorgen besonders auch Liv Elvira Kippersund Larsson als Mina, Viljar Knutsen Bjaadal als E.D. Win, Sturla Puran Harbitz als Marcus und die anderen Kinderdarsteller:innen, denen man ihre Tanzerfahrung ansehen kann und die das ganze Publikum begeistern.

Im Gesamtpaket ist „Dancing Queen“ ein vielleicht etwas vorausschaubarer, aber in sich abgeschlossener und mitreißender Feel-good Film für Groß und Klein, bei dem man lacht, weint, hofft und am liebsten mittanzen möchte. Eine große Empfehlung für einen etwas leichteren Film zwischendurch!

Hier könnt ihr „Dancing Queen“ während der Berlinale noch sehen:

So 19.02. 09:45, Cubix 8
So 19.02. 12:30, Filmtheater am Friedrichshain (mit ukrainischer Einsprache)
Mo 20.02. 09:30, Filmtheater am Friedrichshain
Fr 24.02. 09:30, Zoo Palast 1
So 26.02. 12:30, Filmtheater am Friedrichshain

18.02.2023, Clara Bahrs

  • Clara

    bezeichnet die Berlinale oft als 5. Jahreszeit. Während über das restliche Jahr Filme oft leider viel zu kurz kommen, sind die zehn Tage Berlinale dafür um so schöner, in denen man durch unterschiedlichste Filme im Generation-Programm Einblicke in Geschichten von jungen Protagonist:innen bekommt. Im mittlerweile sechsten Jahr mit den fGR freut sich Clara auf viele unvergessliche Filme, anregende Diskussionen, spannende Interviews und vor allem auf die einzigartige Berlinale Stimmung!

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