Author: Johanna

Johanna, 24, has been going to Berlinale with her sister since childhood. 2013 she co-founded the Free Generation Reporters. When she's not writing about films within the Generation program and their backgrounds, she sings in a choir and reads one book after the other. Other than that she's pursuing a Master's degree in Nutritional Medicine.
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Loslassen

Eine Kritik zu A Greyhound of a Girl. English version here. Es ist mein dritter Film auf der diesjährigen Berlinale. Zum dritten Mal geht es um Verlust. Während Zeevonk sich vor allem mit der Trauer nach einem jähen Todesfall befasste, bereitet A Greyhound of a Girl von Enzo d’Alò auf den Abschied vor. Mary O’Hara und ihre Großmutter sind wie Pech und Schwefel. Sie unternehmen gemeinsame Abenteuer, haben ihre Geheimnisse zu zweit und finden vor allem über ihre Liebe zum Kochen zueinander. Als Marys Oma plötzlich sehr krank wird, fällt es Mary schwer, den Gedanken an Abschied zuzulassen. Doch sie ist auf dieser Reise nicht allein. Marys Urgroßmutter Anastasia stößt als Geist zu den O’Hara Frauen, um sie allesamt auf diesen nächsten Schritt vorzubereiten. Trotz des schwierigen Themas ist A G...
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Seeking closure

A review for Zeevonk. German version here. Lena (Saar Rogiers) dives into the depths of the sea that seemed so familiar to her only a short time ago. She is looking for the monster that took her father from her. Her father who never made mistakes, no matter what others might say after his death. Domien Huyghe's debut feature Zeevonk is about loss and how a young girl tries to deal with it. Lena loses her father to the sea - the place that always connected them both and used to make them inseparable. Other fathers also die in the same accident. While Kaz, Lena's best friend, crafts a memory book to express her grief, the most important thing for Lena is to defend her father's innocence, which so many around her question. In the audience discussion, we learn that Saar Rogiers was already c...
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Zwischen Verlust und Neuanfang

Eine Kritik zu Zeevonk. English version here. Lena (Saar Rogiers) taucht in den Tiefen des Meeres, das ihr noch vor kurzer Zeit so vertraut schien. Sie sucht nach dem Monster, das ihr ihren Vater nahm. Ihren Vater, der nie Fehler machte, egal was die anderen nach seinem Tod behaupten. Domien Huyghes Debütfilm Zeevonk handelt von Verlust und wie ein junges Mädchen versucht, damit umzugehen. Lena verliert ihren Vater an die See - den Ort, der sie beide immer verband und sie unzertrennlich machte. Auch andere Väter versterben bei dem gleichen Unglück. Während Kaz, Lenas beste Freundin, ein Erinnerungsbuch bastelt und ihrer Trauer damit Ausdruck verleiht, ist das wichtigste für Lena, die Unschuld ihres Vaters zu verteidigen, die so viele um sie herum infrage stellen. Im Publikumsgespräch erf...
Am Fuß der Treppe
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Am Fuß der Treppe

Mittwochnachmittag, irgendwo zwischen Lübeck und Berlin. Der Tag hatte schon einiges zu bieten. Ich bin soeben aus meiner zweiten Klausur des Semesters gekommen und ziemlich direkt in den Zug gestiegen. Heute morgen um 7 Uhr hing ich schon einige Minuten in der Warteschlange für die Pressetickets. Klausur lief bestens, Tickets sind auch in der Tasche. Wie gut, dass mittlerweile so vieles remote geht. Sonst hätte ich wohl kaum an einem Tag Berlinalevorbereitungen und eine Klausur bewältigen können. Dieses Jahr waren sogar alle unsere Planungstreffen online – die Hälfte des Teams ist schließlich nicht mal mehr in Berlin. Umso schöner ist es, dass wir uns am Freitag endlich alle live wiedersehen können. Schon bei den Planungstreffen hatten wir uns einiges zu erzählen, aber am schönsten is...
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The Last Days

A review to Last Days At Sea Sound of the sea and impressive nature shots. Many off-screen conversations, painted by other images. In Last Days At Sea, we join director and cinematographer Venice Atienza as the young Reyboy spends his last days at sea in his isolated village before moving to the city for secondary school. From the beginning, there is a feeling of family and comfort. The villagers welcome Venice openly and warmly, so that the audience also quickly feels at home. It is not the plot that is convincing in this film, but the observing. A feeling of summer and lightness arises. For a little over an hour, we escape from everyday city life and end up by the sea. Digging our feet into the sand, going for a swim, basking in the sun, eating Filipino cuisine and feeling the love and ...
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Die letzten Tage

Eine Kritik zu Last Days At Sea Meeresrauschen und eindrucksvolle Naturaufnahmen. Viele Gespräche aus dem Off, die mit anderen Bildern untermalt sind. In Last Days At Sea begleiten wir mit Regisseurin und Kamerafrau Venice Atienza den Jungen Reyboy, der seine letzten Tage am Meer in seinem abgeschiedenen Heimatdorf verbringt, bevor er für die weiterführende Schule in die Stadt zieht. Von Anfang an kommt das Gefühl von Familie und Geborgenheit auf. Die Dorfbewohner*innen nehmen Venice offen und herzlich auf, sodass sich auch das Publikum schnell zuhause fühlt. Nicht die Handlung überzeugt in diesem Film, sondern das Beobachten. Ein Gefühl von Sommer und Leichtigkeit kommt auf. Für etwas über eine Stunde entziehen wir uns dem Stadtalltag und landen am Meer. Graben die Füße in den Sand, gehen...
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Unverhoffte Freundschaft

Eine Kritik zu Nelly Rapp - MonsteragentJedes Jahr gibt es ihn, den Kinderfilm bei der Berlinale, der die Leichtigkeit ins Programm bringt und auch die Kleinsten ins Kino lockt. Dieses Jahr ist es Nelly Rapp - Monsteragent von Amanda Adolfsson aus Schweden.Nelly (Matilda Gross) unterscheidet sich in allem möglichen von anderen Kindern in ihrem Alter. Sie mag es blutrünstig und dramatisch in ihren Geschichten. Schrille Farbkombinationen sind immer mit dabei. Und sie ist nicht auf den Mund gefallen. Als ihr Vater sie für die Herbstferien bei ihrem Onkel unterbringt, findet sie heraus, dass sie einer Familie von Monsteragent*innen angehört und auch ihre verstorbene Mutter eine solche Agentin war. Prompt sieht sie ihr nächstes Ziel vor Augen: selbst Monsteragentin werden. Aber als sie sich Aug...
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Unbekannte Freiheit

Eine Kritik zu Fighter Jina (Lim Seong-mi) ist eine Kämpferin. Sie hat für ihre Flucht aus Nordkorea gekämpft, sie kämpft für ihren Vater, der noch immer in China ist, sie kämpft gegen ihre Gefühle gegenüber der Mutter, die sie in jungen Jahren in Nordkorea zurückgelassen hat, sie kämpft für ein besseres Leben in Seoul. Es scheint nur passend, dass sie im Boxkampf letztendlich ihre neue Leidenschaft findet. „Ein typischer Underdog-Film“, höre ich später. Doch für mich ist Fighter mehr als das. Es braucht nicht erst die Mentorenfigur oder einen Geliebten oder den einen Schicksalsschlag, um Jina zu sich selbst finden zu lassen. Von Anfang an bleibt sie sich selbst treu, geht ihren Weg in ihrer eigenen Zeit, lässt sich nicht drängen, wehrt sich von vornherein, wenn ihr Unrecht geschieht, ents...
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Anschnallen für die nächste Runde

„Bald habt ihr sowieso Corona-Ferien, dann könnt ihr ja in Ruhe eure Kritiken schreiben.“Ich erinnere mich noch an diesen Satz, als wäre unser Berlinale-Nachtreffen erst gestern gewesen. Die Berlinale 2020 war begleitet von einem sich rasant schlechternden Zustand des italienischen Gesundheitssystems, diversen Hygienemaßnahmen und täglichen Absagen anderer großer Messen und Veranstaltungen. Ich selbst bekam davon kaum etwas mit, so sehr war ich im Rausch des Festivals gefangen. Erst Tage später wurde ich mir der veränderten Lage in der Welt bewusst. Dennoch ahnten wir beim Nachtreffen noch nichts von dem, was unmittelbar bevorstand. Dass die scherzhaft in den Raum geworfene Aussage bald bittere Realität werden würde, war uns nicht klar. Ziemlich genau ein Jahr später wissen wir, wie der Ha...
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Over and Out – unsere Berlinalehighlights

Sich auf nur eine Begegnung zu beschränken fällt mir nach drei tollen Interviews und vielen anderen inspirierenden Gesprächen sehr schwer, allerdings komme ich immer wieder auf mein Interview mit Nobuhiro Suwa (Kaze No Denwa) zurück. Nach dem regen Email-Austausch und den diversen Hürden, die beiseitezuräumen waren, um dieses Interview zu ermöglichen, fühlt es sich bereits besonders an, als wir uns endlich mit Nobuhiro Suwa in der Lounge des Hotel Berlin, Berlin niederlassen. Das einstündige Gespräch zu einem der schönsten Filme des diesjährigen Programmes berührt mich letztendlich noch mehr als der Film selbst. Es ist eine so offene Begegnung und ein so weitreichender Austausch, dass ich noch heute sprachlos und vor allem dankbar bin. Obwohl es nur eine Stunde aus zehn Tagen Festival ausm...