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Hip-Hop für den Schulabschluss

Eine Kritik zu Allons Enfants-english version here Die Turgot Schule mitten in Paris ist keine gewöhnliche Schule. Hier bekommen die Schüler:innen neben ihrem Unterricht auch eine Hip-Hop Tanzausbildung, bereiten sich auf nationale Wettbewerbe vor und lernen sich durch den Tanz auszudrücken. „Allons Enfants“ begleitet dokumentarisch acht Schüler:innen mit unterschiedlichsten Hintergründen, die ihren Alltag an der Schule verbringen. Die beiden Co-Regisseure Thierry Demaizière und Alban Teurlai legen in ihrer Dokumentation ein besonderes Augenmerk darauf, dass die Turgot Schule Jugendlichen aus allen sozialen Schichten die Möglichkeit gibt, ihrem Determinismus zu entkommen und einen Schulabschluss zu machen. Denn die Bedingung weiterhin die Tanzausbildung zu bekommen ist auch das Erreichen...
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„It’s all me“

Ein Kommentar zu Beba - Ich glaube, dass nichts, was ich hier schreibe, auch nur ansatzweise dem gerecht werden kann, was Rebeca Huntt in Beba geleistet hat. Dennoch habe ich das Bedürfnis, meine Gedanken zu dem Film zu Papier zu bringen, und zu versuchen, zu vermitteln, was dieser Film in mir ausgelöst hat. © Sheena Matheiken Grobkörnige Kamerabilder, Ausschnitte auf 16mm Film, künstlerische Filter und Klänge, Gedichte, Hip Hop. Eine Collage. Untermalt von Rebecas Stimme. 79 Minuten Film über ihr Leben. Acht Jahre Arbeit, um ihre Gedanken, Emotionen, einfach alles, was sie an persönlicher Entwicklung durchgemacht hat, in ein Medium zu bringen, um zu vermitteln, wie es ihr geht, wie sie mit ihrer historischen Last als Afro-Latina umgeht, wie sie ihren Platz in der Gesellschaft wah...
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Experimentelles Selbstportrait

Eine Kritik zu Beba Beba ist das Selbstportrait von Rebeca Huntt - von ihrer Mutter titelgebend „Beba“ genannt -, einer Künstlerin, die in New York lebt und aufwuchs. Unter anderem von Familienherkunft und Erwachsenwerden erzählt Beba, ist dabei experimentell in seiner Struktur und altmodisch schick in seiner 4:3 35mm Präsentation. Als Dokumentation und/oder Essayfilm funktioniert das sehr gut, so ist Beba innovativ, interessant und informativ als Bild des Aufwachsens in einer solchen Multi-Millionen Metropole. Das Beba in verschiedene Abschnitte eingeteilt ist, die sich jeweils mit verschiedenen Unterthemen auseinandersetzen, ist einer der - wenn nicht sogar der beste Schachzug des Filmes. So bleibt man als Zuschauer*in trotz eventuell aufkommender Langeweile - eventuell auch aufgru...
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Mit Musik lässt es sich besser sagen

Eine Kritik zu Sublime Manuels Leben ist unaufgeregt. Das denkt der junge Argentinier, der in einer Band spielt, jedenfalls. Doch als er anfängt, Gefühle für seinen Freund Felipe zu entwickeln, begibt er sich auf eine Gefühlsreise, während welcher er sich Grundsatzfragen des Erwachsenwerdens - um welche es kein Drumherum zu geben scheint - stellen muss. Während bei so manch einem Film im Generationswettbewerb der letzten Jahre durchaus berechtigt die Frage aufkommt, wie sich eine solche Geschichte in die Jugendsektion der Berlinale verirrt hat - beispielsweise Jumbo im Jahre 2020, in welchem eine junge Frau eine Beziehung mit einer Attraktion in einem Themenpark eingeht (ein großartiger Film auf vielen Ebenen, doch als Jugendfilm eventuell etwas ungeeignet) - ist Sublime das genaue Gegent...
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Stark sein bis der Frühling kommt

Eine Kritik zu Moja Vesna- english version here „Wieso weinst du nie?“ - „Ich darf es nicht, deswegen tue ich es auch nicht.“ Nach dem plötzlichen Tod der Mutter klafft ein Loch in der Familie der zehnjährigen Moja. Während ihr Vater bemüht ist die Fürsorge seiner Töchter weiter sicherzustellen und die ältere Schwester Vesna, die hochschwanger ist, ihren Gefühlen mit Poetry Slams Ausdruck verschafft, versucht Moja auf ihre Weise die entstandene Lücke zu füllen und mit der Trauer umzugehen. Still versucht Moja die Familie zusammenzuhalten und nimmt schon fast eine Mutterrolle ein: Sie organisiert Klamotten für das bald kommende Kind, kauft Medikamente für Vesna und besorgt ein Geschenk für deren Geburtstag. Es scheint fast so, als ob die beiden Mädchen Rollen getauscht hätten - die jünge...
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Kalles Kosmos

Eine Kritik zu Kalle Kosmonaut - Ich möchte was erreichen, nicht so wie die am Alex. Ein Junge, Kalle, sitzt unter einem Baum und denkt darüber nach, was er mit seinem Leben anfangen möchte, wo er seine Zukunft sieht. Doch Kalle hat es nicht so gut wie andere Kinder oder Jugendliche in seinem Alter. Er kommt aus einem sozial eher schwach aufgestelltem Umfeld, die Mutter lange Zeit alleinerziehend, muss viel arbeiten, um das Leben der beiden finanzieren zu können. Seine Heimat sind die rohen Plattenbauten am Rande Ostberlins. Hier wird berlinert, Kleidung von der Straße aufgeklaubt, die Zeit nach der Schule größtenteils draußen auf der Straße verbracht. © Günther Kurth Über 10 Jahre fängt die Dokumentation von Tine Kugler und Günther Kurth das Heranwachsen von Kalle ein. Wie er bereits a...
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Eine Dokumentation der Liebe

Eine Kritik zu Kind Hearts - English version here. Es ist ihr letzter Sommer, bevor der Ernst des Lebens losgeht. Billie und Lucas haben gerade die Schule abgeschlossen. Und was kommt jetzt? Wie kann man diesen Sommer gebührend zelebrieren? Reicht es, einfach nur wie immer für zwei Wochen in Portugal Urlaub zu machen? Und was ist eigentlich danach? Wird sich vieles ändern? Oder ist es doch einfach nur ein bisschen mehr von dem Gleichen? Und die Beziehung zwischen den beiden - ist das noch genug oder wird es auch hier Zeit für einen Neuanfang? © Olivia Rochette & Gerard-Jan Claes  Diesen Fragen des Übergangs zwischen Schulzeit und dem Leben danach widmet sich der Film Kind Hearts. In halbdokumentarischer Form verfolgt das Regie-Duo, bestehend aus Olivia Rochette und Gerard-Jan Cl...
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Ein starker Film mit wichtiger Botschaft

Eine Kritik zu An Cailín Ciúin-english version here Irland der 80er Jahre. Die neunjährige Cáit (Catherine Clinch) lebt mir ihren vier Geschwistern und ihren Eltern in einem alten, kleinen Haus. Die Mutter - beschäftigt damit sich um ihren Säugling zu kümmern und schwanger mit dem sechsten Kind - hat kaum Zeit für Cáit und ihre drei großen Schwestern und überlässt die Erziehung den Kindern selbst. Vom Vater, der nur selten zu Hause ist, kommt bis auf Beschwerden über seine Kinder auch nicht viel mehr. So ist Cáit weitestgehend auf sich alleine gestellt, denn auch ihre Schwestern scheinen eher von ihr genervt zu sein, wenn Cáit in der Schule mit ihnen spricht oder etwas benötigt. Lieber verbringt sie ihre Zeit daher still alleine in der Natur, um den engen Wänden ihres Zuhauses zu entflieh...
Endlich wieder!
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Endlich wieder!

Neues Jahr, neue Berlinale! Und endlich wieder in Präsenz - und zurück im HKW! Meine Vorfreude steigt über die letzten Wochen jedes Mal, wenn ich an Berlinale Plakaten vorbeilaufe, die ersten Filmbeschreibungen lese oder die Social Media Kanäle des Festivals wieder neue Beiträge posten. Und dann ist auch plötzlich schon der 9. Februar und das Festival beginnt. Als ich am Nachmittag meine Akkreditierung am Potsdamer Platz abhole und am Berlinale Palast stehe, kommt eine richtige Euphorie in mir auf. Viele verschiedene Menschen von Presse, über Filmteams bis hin zu Fans schlendern durch die Straßen, alle mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Natürlich auf gewisse Art immer noch ein komisches Gefühl, viele Menschen auf einem Haufen zu sehen, aber neben den etlichen Fernsehwägen und Abs...
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A strong movie with an important message

A comment on An Cailín Ciúin Ireland in the 80s. Nine-year-old Cáit (Catherine Clinch) lives with her four siblings and her parents in an in a little old house. The mother is busy taking care of her newborn and is pregnant with her sixth child, so she has little time for Cáit and her three older sisters. The father is rarely at home and when he is, he doesn't do much more than complain about his children. So Cáit is mostly up to herself, because even her sisters seem to be annoyed by her when Cáit talks to them at school or needs something. Therefore, she prefers to spend her time alone and quietly in nature, escaping the tightness of her home. To relieve her mother, Cáit is sent to live with her aunt and uncle Eibhlín and Seán. She doesn't know them yet, but they have room for her in th...