52 Tuesdays

brief English version below

Diesem Film liegt eine geniale Idee zu Grunde. 52 Tuesdays spielt, wie der Name schon sagt, nur an Dienstagen, sodass man eine stetige Entwicklung miterleben kann. Dies hätte evtl. etwas eintönig sein können, falls die Dienstage allzu sehr demselben Schema entsprächen, doch in diesem Film war das vortrefflich gelöst. Die Dienstage, die keine große Veränderung mit sich brachten, wurden einfach verkürzt dargestellt.

Billie, die Protagonistin, ist in einer Phase, in der sich Vieles für sie ändert. Sie möchte neue sexuelle Sehnsüchte erkunden, möchte frei sein, mehr über sich selbst bestimmen dürfen. Doch sie braucht auch eine Mutter, die ihr hilft, mit diesen Gefühlen umzugehen. Aber das ist etwas schwierig, da ihre Mutter sich entschlossen hat, ein Mann zu werden und Billie dabei am liebsten nicht bei sich wohnen lassen möchte. Daher der Beschluss: Billie zieht zu ihrem Vater und sie und ihre Mutter treffen sich jeden Dienstag, um gemeinsam Zeit zu verbringen.

Mich hat das Thema mit der Geschlechtsumwandlung von Anfang an sehr angesprochen. Wie geht ein jugendliches Mädchen damit um, dass seine Mutter plötzlich eben nicht mehr die Mutter ist. Und was ist sie stattdessen? Der Vater? Aber den gibt es schließlich schon.

Schön ist die Entwicklung in dem Film zu verfolgen. Da man Billie jede Woche sieht, sieht man nie eine große Veränderung, aber im Laufe der Zeit bemerkt man schon, dass sie sich gewandelt hat. Wie eine Person, mit der man jeden Tag zu tun hat. Die kleinen Veränderungen bemerkt man nicht oder nur kaum und erst wenn man zurückblickt, auf alte Fotos beispielsweise, merkt man die Wandlung. Das hat mir gut gefallen.

Um besser mitverfolgen zu können, in welchem Zeitraum der Film spielt und wie sich die Personen da gefühlt haben, ist vor jedem Dienstag eine kurze Filmsequenz zu sehen, die zeigt, was an diesem Tag passiert ist. Ich sage nur Costa Concordia und auch der Libyen Bürgerkrieg. Zum Beispiel. Das war ein geschickter Trick. So war es nicht so eintönig, sondern brachte auch die aktuelle politische Lage in den Film.

Obwohl der Film ziemlich lang ist – logisch, es müssen schließlich 52 Tage reinpassen -, wurde es nicht langweilig. Es war ziemlich unterhaltsam, abwechslungsreich und informativ. Zu sehen, wie die Familie droht auseinanderzubrechen, hat einem die schwierige Situation noch mehr verdeutlicht und man fragt sich nun, wie man selbst mit dieser Lage umgehen würde. Außerdem lenkt der Film die Aufmerksamkeit auf das Thema Geschlechtsumwandlung, das noch nicht sehr häufig in einem Film dokumentiert wurde. Das machte das ganze ziemlich spannend.
Auch die Schauspieler haben mir gut gefallen. Dass sie sich bereits seit ihrer Schulzeit kennen, war ein großer Vorteil, da sie sehr intime Szenen filmen mussten.

Auch wenn ich den Film bisher nur gelobt habe, muss ich dennoch sagen, dass mir irgendwie ein gewisses Bisschen gefehlt hat, um den Film perfekt zu machen. Leider kann ich das momentan noch nicht identifizieren. Abgesehen davon war der Film allerdings sehr gut.

I think the way the movie is arranged is great. Filming only Tuesdays is a cool idea. You can see the development of a character over a year, which is quite surprising in some points because you can see how much you actually can change in only one year.
The topic, Gender transition, is really interesting because you normally don’t know that much about it and to see how a normal family tries to handle this indeed weird situation makes you think of how you would act if you were in this state. That’s what I really enjoyed.
Seeing the news what happened on the day before actually showing the day how Billie lived it was a nice idea so you knew in which political situation this all happened and you could classify it. It took a while to notice what these scenes mean though.

I enjoyed the movie very much but there’s one tiny bit missing which I cannot identify right now. But this tiny bit would have made it perfect.

10.02.14, Sarah Gosten
  • Sarah

    Bereits als Kind besuchte Sarah mit ihrer Mutter und Schwester gemeinsam die Berlinale. Seitdem ist Berlinale Generation ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Im Rahmen des Berlinaleprojekts "Junge Journalisten" konnte sie erste Festivalluft schnuppern. 2013 gründete sie mit weiteren Berlinaleenthusiast:innen die freien Generation Reporter:innen. Außerhalb der Berlinale studiert Sarah aktuell im Master in Aachen, spielt E-Bass in einer Band und geht wahnsinnig gerne bouldern.

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