Author: Johanna

Johanna, 24, has been going to Berlinale with her sister since childhood. 2013 she co-founded the Free Generation Reporters. When she's not writing about films within the Generation program and their backgrounds, she sings in a choir and reads one book after the other. Other than that she's pursuing a Master's degree in Nutritional Medicine.
Review

Ist das Kunst oder kann das weg?

Der Film Irmã hat sprichwörtlich eingeschlagen wie der pinke Meteorit, um den es die ganze Zeit geht - ein Meteorit aus Fragezeichen und sehr durchwachsenen Meinungen. Geht es überhaupt um den Meteoriten und was versinnbildlicht dieser? Nackte Frauen, die (wie wir aus den Nachrichten erfahren) auf einmal überall in Brasilien auftauchen. Alles ist feministisch angehaucht, aber was ist die Botschaft des Films? Allein die Handlung zusammenzufassen fällt mir zumindest schwer. Zwei Schwestern fahren aus ihrer gewohnten städtischen Umgebung raus aufs Land, um ihren Vater zu finden. Ihre Mutter liegt im Sterben und sie müssen klären, wie es anschließend weitergehen wird. Mit ihrer emanzipierten Art fallen sie im Dorf schnell auf. Zwischen den Handlungseckpfeilern: ganz viel Kunst, um es nett ausz...
Review

Ein hoher Preis

Schon zur Premiere von Byambasuren Davaas Adern der Welt bin ich mir sicher, dass dieser Film einer meiner Favoriten des diesjährigen Kplus-Programms sein und bleiben wird. Vielleicht liegt das an den vielen Tränen, die ich mir während des Abspanns von den Wangen wische, die dadurch aber nur umso stärker zu fallen scheinen. Wenige Minuten vor Beginn des Films wird mir versichert: das ist ein richtig schöner Film. Schön? Ja, irgendwie schon. Dass er aber so schön ist, weil er gleichzeitig so todtraurig ist, damit habe ich nicht wirklich gerechnet. Der Junge Amra und seine Familie sind Nomaden. Von Jahreszeit zu Jahreszeit ziehen sie an unterschiedliche Orte, kehren aber immer an die gleichen Orte zurück, je nach Saison. Ihre Lebensweise ist jedoch bedroht: immer mehr Goldminen werden eröffn...
Interview

Verwurzelung und Entwurzelung

Vom Nicaragua-Kanal hatte ich vor Programmausgabe der diesjährigen Berlinale und damit Perro noch kaum etwas gehört. Als ich mich kurz einlies, wurde mir klar: mit dieser Regisseurin brauche ich ein Interview. Über diesen Film möchte ich unbedingt sprechen. Es ist mein Glück, dass Lin in Berlin wohnt und deshalb für das ganze Festival anwesend ist. Am Mittwoch nach dem morgendlichen Screening in der Urania nimmt sie sich eine halbe Stunde Zeit für mich.Freie Generation Reporter: Es ist ja die erste Vorstellung, die unter der Woche und vor Schulklassen lief - hat dich irgendeine Reaktion besonders überrascht oder gefreut?Lin Sternal: Mich hat überrascht, dass grundsätzlich so eine gute Stimmung herrschte. Ich hatte das Gefühl, die Schüler waren sehr konzentriert, obwohl es ein so langsam er...
Background, Review

Giving a voice to the voiceless

Schon bei Herausgabe des Berlinaleprogramms fragte ich mich, ob ich wirklich die richtige Person bin, eine Kritik zu diesem Film zu schreiben. Das frage ich mich auch immer noch. Da ich es nicht über mich gebracht habe, einen Hintergrundartikel zu diesem Thema zu schreiben, verwandle ich meine Kritik in einen Kommentar und kombiniere beides. Es ist ein Thema, das mir seit Jahren am Herzen liegt, das mich bei jeder Diskussion emotional an die Grenzen treibt und mich regelmäßig beim bloßen Gedanken daran zum Weinen bringt.Das ändert sich auch bei Victor Kossakovskys Film Gunda nicht. Auch vom Ende der Berlinale bin ich emotional aufgeladen, aber die Tränen wären auch so geflossen. Mit wahnsinniger Ruhe und Einfühlsamkeit begegnen wir den drei meistgenutzten Tieren der westlichen Welt. Es beg...
Interview

Das Windtelefon als emotionale Zuflucht

Nach Yuki & Nina im Kplus-Programm 2009 kehrt Nobuhiro Suwa mit einem weiteren Film zurück ins Generationprogramm. Sein neuer Film Kaze No Denwa läuft im Programm 14+. Am Tag nach der Weltpremiere nimmt er sich eine ganze Stunde für Clara und mich Zeit, um unsere Fragen zum Drehprozess, zur Situation in Japan und anderen Dingen zu beantworten. Wir machen es uns in der Lounge des Hotel Berlin, Berlin gemütlich und tauschen uns bei netter Hintergrundmusik über Kaze No Denwa, Japan und die Welt aus, während Isabelle netterweise für uns übersetzt.Freie Generation Reporter: Wie hat sich die Entstehung des Filmteams ergeben und wie haben Sie Serena Motola, die Schauspielerin von Haru, gefunden?Nobuhiro Suwa: Es ist jetzt schon 18 Jahre her, dass ich meinen letzten Film in Japan gedreht habe....
Interview

It’s always time to talk about immigration

Upon reading the description to Los Lobos in this year’s Berlinale program, I instantly knew that I wanted to interview the director Samuel Kishi Leopo. The day after its international premiere I get lucky and have 15 minutes in the Berlinale Palace with both Samuel and his actress Martha Reyes Arias.Free Generation Reporters: This was a very personal movie for you. How did you find the right actors and team to work with?Samuel Kishi Leopo: That’s actually ironic - I found my producer via facebook. A while ago, when I was filming Somos Mari Pepa, my current producer talked to my producer for Somos Mari Pepa. She asked about me and ended up contacting me via facebook, saying ”Samuel, I have a script and I would like for you to direct it, if you’re interested.” I read her script, but didn’t...
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Und die Bäche, die Ströme schwellen

Regen ergießt sich über den Feldern Goas. Ein einsamer Junge vermisst seinen Vater und weiß nicht so recht, wohin mit sich. Erklärt wird ihm nichts, er wird einfach aufs Land gebracht und soll sich anpassen. Seine Schwester ist älter und versteht mehr, doch auch sie lässt ihn im Dunkeln tappen. Also vertreibt Dighu (Neel Deshmukh) sich allein die Zeit und erkundet sein neues Zuhause. Akshay Indikars Film Sthalpuran begleitet Dighu, ohne auf Worte angewiesen zu sein. Der Film verläuft wie ein Tagebuch. Immer wieder erfahren wir, welcher Tag es ist und wie Dighu ihn in Worte fassen würde. Den Rest der Zeit lassen wir atemberaubende Naturaufnahmen auf uns wirken. Es ist unruhig im Saal, die Schüler*innen können mit dem Film nicht allzu viel anfangen und ich muss sagen, dass es sich mal wieder...
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Schau mir in die Augen, Kleines!

Eine Kritik oder vielleicht auch eher eine Reportage zu Kurzfilme 1 14+7 verschiedene Einblicke, 7 verschiedene Welten, Menschen, Charaktere und – 7 ganz verschieden Erzählweisen. In „Clebs“ gibt mir die Kamera einen Rahmen, in dem ich das Geschehen in einer Auffangstation für Hunde verfolge, im Bild still zeigt sie mir den Alltag der Tiere. „Panteres“ bleibt bei den beiden Protagonistinnen und fokussiert sich auf deren Erscheinung und Körper, nur ein Smartphone schafft es die Verbindung zwischen Zuschauer und Geschichte zu stören. „Grevilla“ zeigt mir in vielen Schnitten die verschiedensten Bilder, nicht nur von Gesichtsausdrücken, sondern auch von einer Kippah, Händen, Tattoos, sie wirken inszeniert. In „Black Sheep Boy“ ist die Erzählweise sehr extrem – in 2D animiert hält einen das Bil...
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Mein Leben in Deinen Händen

Auch ohne mein Vorwissen aus der Filmbeschreibung ist die Dringlichkeit der Situation von der ersten Minute an klar. Maryam (Sadaf Asgari) wird in Handschellen ins Fernsehstudio gebracht, für den Dreh fertig gemacht und muss warten. Warten auf eine Live-Übertragung, die über ihr Leben entscheiden wird. Denn nur die Tochter ihres verstorbenen Ehemannes hat die Fähigkeit, ihr zu vergeben und so vor der Hinrichtung zu retten, zu der sie wegen des anscheinlichen Mordes an ihrem Ehemann verurteilt wurde. Massoud Bakhshis Film Yalda, la nuit du pardon erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die alles verloren hat und deren Leben nun zur Unterhaltung von 30 Millionen Menschen im Fernsehen genutzt wird. Inspiriert ist dieses Drama von einer echten Fernsehsendung, die 12 Jahre lang im Iran ausges...
Review

Das Land der Möglichkeiten?

"We want to go Disney. One ticket please."- eine Kritik zu Los LobosEs ist die Hoffnung, die die Familie in die USA treibt. Die Hoffnung auf ein besseres Leben, weniger Gewalt, weg vom Vater. Eine Mutter mit ihren zwei Söhnen, die sich fortan die Zeit allein in einem heruntergekommenen Zimmer vertreiben müssen.Samuel Kishi Leopo erzählt mit Los Lobos die Geschichte seiner eigenen Kindheit, hinterlegt mit der Musik seines Bruders. Die Brüder Maximiliano und Leonardo Nájar Márquez legen eine unglaubliche Performance ab. Durch die familiäre Atmosphäre am Set und die Improvisation von Martha Reyes Arias, die die Mutter spielt, fällt es den beiden nicht schwer, sich völlig natürlich zu verhalten. Ein Drehbuch gab es zwar, allerdings diente das mehr zur Festlegung der Handlung als für die Dialog...