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Zwischen Schuttbergen und Sexismus
Review

Zwischen Schuttbergen und Sexismus

Eine Kritik zu Xiao Ban Jie. Schuttberge überall. Daneben große Wolkenkratzer einer Metropole. Und zwischen den Schuttbergen der 14-jährige Li Xing und sein Kumpel Song Yang, die dort nach der Schule ihre Zeit verbringen, in einem Tunnel Zuflucht suchen, um den Mobbern zu entgehen. Ihr Zuhause nur wenige Hundert Meter davon entfernt. Sobald alle Bewohnenden sich haben abfinden lassen sollen auch diese Gebäude abgerissen werden, um neuen Wolkenkratzern zu weichen. Die Mutter verdient geringen Lohn und wird recht bald gefeuert. Alles in allem keine einfache Situation. © Liu Yaonan Li Xing und Song Yang zeigen erstes Interesse an Frauen. Sie besuchen einen Friseur, in dem Song eine Frau an den Brüsten berührt, woraufhin die beiden Jungs aus dem Laden geschmissen werden. Li Xing selb...
Sieger sein
Review

Being a winner

Mit einer Vielzahl an Emotionen und Gänsehautmomenten eröffnet der Kinderfilm "Sieger sein" die diesjährige Kplus Sektion. Der autobiographisch geprägte Film handelt von der elfjährigen Mona und ihrer Fußballmannschaft, die versuchen das Berliner Fußballtournier der Schulen zu gewinnen. Der Film ist nicht nur eine Hommage an einen ehemaligen Lehrer der Regisseurin Soleen Yusef, sondern bietet auch eine Bühne für Themen, die viele Kinder beschäftigen. Monas Fluchtgeschichte und Erfahrungen spielen dabei eine große Rolle. Die Probleme, Sorgen und Ängste werden dabei auf Augenhöge betrachtet und ernst genommen. Dabei wird kein ,,Opfernarrativ” bestätigt, sondern die Stärke und Willenskraft von Monas Identität hervorgehoben. Denn hinter dem Tournier steckt nicht nur das Ziel zu gewinnen, sond...
Volle Fahrt voraus
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Volle Fahrt voraus

Im Berliner Hafen herrscht reges Treiben. Die Segelboote werden für die anstehende Regatta, die viele auch liebevoll als Festival bezeichnen, klarschiff gemacht. Die Besatzungen rufen sich gegenseitig zu. Sind alle Taue und Segel überprüft? Haben wir genug Proviant? Funktioniert das Radio? Unser Schiff, die kleine fGR, ist fast aufbruchbereit. Sanft wiegt sie sich auf dem Wasser. Im Schatten ihres benachbarten Mutterschiffs Generation wirkt sie klein, aber beide Besatzungen wissen, dass sie sich auf dem Wasser nicht aus den Augen verlieren werden.  Während meine Teammitglieder ihren Aufgaben nachgehen, sitze ich in der Kajüte vor einem leeren Dokument und suche nach dem ersten Satz. Seit unserer Jungfernfahrt zur 63. Berlinale vor nun schon 11 Jahren habe ich einige Eröffnungsarti...
Erinnerungen an Wüsten
Interview, Review

Erinnerungen an Wüsten

Ein Rückblick auf die Berlinale 2023. Heute vor einem Monat war der letzte Tag der 73. Berlinale. Ich sitze auf dem kleinen Balkon eines Hotelzimmers in der Nähe von Zagora im Süden Marokkos. Das Mittagsgebet hallt kratzig durch die Lautsprecher des Minaretts und wird von den umliegenden Bergen zurückgeworfen. Ich blicke auf die Hauptstraße und den dahinter liegenden riesigen Palmenhain, der sich entlang des Wadi Draa Flusses bis zu den angrenzenden Bergen und der dahinter liegenden Erg Chigaga Wüste erstreckt. Die Sonne scheint erbarmungslos auf die ausgetrocknete Landschaft - die Berlinale und dieser kalte Februar könnte sich nicht weiter entfernt anfühlen. Also was ist da noch in meinem Kopf von der diesjährigen Berlinale? Was hat sich da festgesetzt und will auch keinen Platz mach...
Dreameater
Interview

Dreameater

After the premiere of Míng tian bi zuo tian chang jiu (Tomorrow Is a Long Time) I was intrigued by the process of making this film and the thoughts behind it. Thankfully, director Zhi Wei Jow stayed until the end of the festival and took some time out of his day to answer some of my most burning questions about his debut feature film. Freie Generation Reporter:innen: You were here in 2017 for the Talent Project Market. How does it feel to be back? Zhi Wei Jow: It’s amazing. When I was here in 2017, I watched a lot of films and realized that Berlin has such beautiful cinemas. I’d just been editing on a small laptop. So, seeing my film here on the big screen for the first time was such a moving experience. FGR: What has your favorite moment at Berlinale been? ZWJ: There are many things bu...
Welcome to Country
Interview

Welcome to Country

It’s Thursday afternoon, two days before the Generation Kplus award ceremony. Jub Clerc (director of Sweet As) takes some time out of her day to talk to Konstantin and me about her debut feature film that captures the coming-of-age experience of an Indigenous girl called Murra. Freie Generation Reporter:innen: Congratulations on your debut feature film. How does it feel? Jub Clerc: *jokes* It’s no big deal! But in all honesty – Berlinale is like the Mecca for filmmakers, you just want to get here. There are a couple of festivals around the world, that everyone wants to get their film to. So when we heard we got into Berlinale it was the best news and we are so happy to be here. And the audiences are incredible. I never imagined that it would translate so well over here. But something is h...
Okay, kiddo
Review

Okay, kiddo

Genau wie in Hollywood rast der klapprige, alte Chevrolet mit Lu und ihrer Mutter über die Landstraße. Bonny und Clyde. Kiddo und Mom. Als die elfjährige Lu eines Tages eine SMS bekommt, steht kurz darauf ihre Mutter in der Tür des Kinderheims und lädt sie auf einen verbotenen Roadtrip ein. Hin- und hergerissen zwischen dem Alltag und seinen Regeln und der Sehnsucht nach ihrer Mutter, stürzt sie sich ins Abenteuer. Aber heute Abend sind wir aber wieder zurück?! Natürlich nicht.© Studio Ruba„Die wirklich guten Filme sind in schwarz-weiß“, erklärt Mutter Karina. Sie selbst hat Lu natürlich nur verlassen, um ihre Karriere in Hollywood zu verfolgen. Hollywood greift „Kiddo“ thematisch und in seinem Stil immer wieder auf und nutzt es, um auf spielerische Art durch Lus Augen auf die Welt zu blic...
Weiblichkeit im Krieg?
Review

Weiblichkeit im Krieg?

Eine Kritik zu Darvazeye Royaha. Vielleicht noch etwas naiv trifft Negin Ahmadi die Entscheidung nach Syrien zu reisen und den Krieg der Kurd:innen hautnah mitzuerleben. Sie interessiert insbesondere die Rolle der Frau in solch kämpferischen Auseinandersetzungen. Wie drückt sich Weiblichkeit im Krieg aus? Warum sind die Frauen bereit, ihre Leben zu riskieren, um zu kämpfen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, lebt Negin über Monate mit Soldatinnen der Volksverteidigungseinheit YPG zusammen, wechselt häufiger mal die Lager, vielfach abhängig davon, was ihr die Leitung der Miliz erlaubt. Negin ist bei Einsätzen mit dabei, muss zunächst einmal selber lernen, wie sie mit einem Gewehr umzugehen hat. Während sie fremde Truppen angreifen, hockt sie neben den anderen Kämpferinnen in Deckung...
Die Bienenkönigin
Review

Die Bienenkönigin

Ein Kommentar zu 20.000 especies de abejas. Als wir am Samstagmittag die Cross Section Vorstellung von 20.000 especies de abejas von Estibaliz Urresola Solaguren sehen, ist Hauptdarstellerin Sofía Otero noch nicht mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Aber uns ist klar, dass ihre Performance preisverdächtig ist. Otero verkörpert das achtjährige Transmädchen Lucía. Der Film fängt die Familiendynamik ein, die es Lucía schwer macht, sie selbst zu sein. Ihre Mutter möchte ihre Kinder fernab von stereotypischen Geschlechterrollen aufziehen, lässt ihre Tochter also mit langen Haaren und lackierten Nägeln herumlaufen. Aber dass das Kind, das sie bei der Geburt Aitor nannte, tatsächlich ein Mädchen sein könnte, ist für sie unbegreiflich, wie oft Lucía auch versuchte, ihr das zu sagen. Lediglich L...
A life-changing journey
Review

A life-changing journey

A comment on Sweet As. German version here. It is a colorful group gathered in front of the bus to set off on a journey together. Murra, who can no longer stay with her drug-addicted mother. Sean, who keeps thinking about killing himself. Kiley, who is being abused by her boyfriend. And Elvis, who is not the same after an earlier incident. The two supervisors know what they are getting into, and yet it is not easy for them to get a grip on these four teenagers. The purpose of the trip is a photo safari, where the teenagers learn to express themselves with a camera in their hands. © Nic Duncan / Arenamedia Pty Ltd Sweet As is inspired by director Jub Clerc's own story. Just like protagonist Murra, she discovered her love for photography and film during one such photo safari for at-risk you...