Author: Johanna

Johanna, 24, has been going to Berlinale with her sister since childhood. 2013 she co-founded the Free Generation Reporters. When she's not writing about films within the Generation program and their backgrounds, she sings in a choir and reads one book after the other. Other than that she's pursuing a Master's degree in Nutritional Medicine.
Planlos durch Madagaskar
Review

Haphazardly through Madagascar

Eine Kritik zu Disco Afrika Der erste madagassische Film bei Generation ist gleichzeitig ein wichtiger Meilenstein für Madagaskar und eine Enttäuschung für mich. Durch meinen persönlichen Bezug zum Land habe ich mich besonders über die Repräsentation des Inselstaates gefreut. Nach einer Woche im Kino bleibt mir jedoch recht wenig von Disco Afrika in Erinnerung. Regisseur Luck Razanajaona thematisiert die Saphirminen, welche die madagassische Regierung immer häufiger an ausländische Firmen und Einzelpersonen verkauft. Auch wenn der Film den 20-Jährigen Kwame (Parista Sambo) begleitet, könnte er ebenso deutlich jünger oder älter sein, ohne viel an der dargestellten Lebenssituation zu ändern. Viele Einwohner:innen Madagaskars verrichten harte körperliche Arbeit für wenig Geld, im Falle...
Mit Kinderaugen um die Welt
Review

Around the world through the eyes of a child

Eine Kritik zum Kurzfilmprogramm Kplus Ausnahmsweise habe ich es dieses Jahr geschafft, das gesamte Kurzfilmprogramm von Kplus in meinem Zeitplan unterzubringen. Anders als die Langfilmauswahl, die dieses Jahr vor allem in Kombination mit den 14plus Langfilmen recht repetitiv ist, ist die Kurzfilmauswahl zumindest bei Kplus in sich stimmig und gleichzeitig sehr divers. Sexuelle Gewalt und Vertrauensmissbrauch Besonders im Gedächtnis bleibt mir Sukoun von Dina Naser. Die höreingeschränkte Hind (Malik Nassar) geht für ihr Leben gerne zum Karate. In einer Welt, die für Schwerhörige nicht ausgelegt ist, ist das Karatestudio ihr sicherer Hafen. Die anderen Schüler:innen und ihren Mentor hat sie gern. Bis es eines Tages zum sexuellen Übergriff kommt. Mit beeindruckender Eindringlichkei...
Die Rote Plastiktüte im grauen Schulalltag
Review

Die Rote Plastiktüte im grauen Schulalltag

Eine Kritik zu Kai Shi De Qiang Zhuang Zhou (Zhang Taiwen) beginnt sein letztes Schuljahr an der High School. Gute Noten und Zusatzpunkte sind wichtig, um später in eine gute Uni zu kommen. Morgens stehen die Schüler:innen geordnet auf dem Schulhof und lauschen der Nationalhymne. Es ist ein tristes Bild, das von diesem Alltag der chinesischen Jugendlichen in Kai Shi De Qiang von Qu Youjia gezeichnet wird. Lediglich eine rote Plastiktüte bringt Farbe und Bewegung ins Bild und wird ein Symbol für den gesamten Film werden. Denn als Zhuang der Plastiktüte folgt, trifft er auf seine Mitschülerin Meng Ke (Miao Jijun), die mit einer Startschusspistole in der Turnhalle der Schule zugange ist. Und obwohl Meng nicht viel redet und es ihr deutlich schwerer fällt als ihm, aus sich herauszukomme...
Taking the Berlinale’s hearts by storm
Interview

Taking the Berlinale’s hearts by storm

After an incredible premiere of Young Hearts by Anthony Schatteman I can’t help but want to speak to Anthony about his debut feature film. We meet at Berlinale Palast for an interview about Young Hearts and his experience at Berlinale so far. fGR: You’ve lived in Berlin before, but this is your first time at Berlinale presenting your own film. Do you have a favourite interaction so far or did you experience something particularly surprising? Anthony Schatteman: Today we showed the film to a very young audience for the first time. At the premiere on Saturday we had a few kids, but today it was a room full of schools. That scared me a bit, but the response was really good. At first I thought that maybe the children just like to clap, but during the Q&A so many of them came to the ...
Die erste große Liebe
Review

First Love

Standing Ovations durch den gesamten Abspann bei der Premiere. Tosender Applaus beim ersten Screening mit Tausend Schulkindern. Young Hearts von Anthony Schatteman berührt jede Person im Publikum, unabhängig von Alter, Geschlecht und kulturellem Hintergrund. Und es ist so wichtig, dass diese Geschichte von jungen Menschen weltweit und den Erwachsenen in ihrem Umfeld gesehen wird. Der Film begleitet Elias (Lou Goossens) bei der Entdeckung seiner eigenen Identität. Sein neuer Nachbar Alexander (Marius De Saeger) kommt aus Brüssel und weiß schon länger, dass er sich für Jungs interessiert. Elias hingegen ist mit seiner Mitschülerin Valerie zusammen. Erst mit Alexanders Ankunft stellt er infrage, was er immer über sich selbst zu wissen glaubte. Mit enormer Feinfühligkeit erzählt Young Hear...
Eine Studie der Gefühle
Review

A study of emotions

Es ist Abend, noch nicht spät, aber müde bin ich trotzdem. Auf dem Nachhauseweg soll es wieder regnen und ich bin mit dem Fahrrad da. Der letzte Film soll 161 Minuten gehen und die Filmbeschreibung war wie so häufig schwer zu deuten. Alles keine guten Voraussetzungen für meine Offenheit gegenüber Comme Le Feu von Philippe Lesage. Dass ich trotzdem einen guten Film erwarte und überhaupt hier bin, liegt daran, dass die kanadischen Generationsfilme über die letzten Jahre immer zu meinen Favoriten gezählt haben. Spoiler alert: Das bleibt auch weiterhin so. Über zweieinhalb Stunden begleitet Comme Le Feu eine Gruppe sehr unterschiedlicher Charaktere in die Tiefen des kanadischen Waldes. Jeff (Noah Parker) wurde von seinem besten Freund Max (Antoine Marchand-Gagnon) eingeladen, ihn, seinen V...
Von Wasserpistolen und Umsiedlung
Review

Von Wasserpistolen und Umsiedlung

Ein kleiner Junge schleppt sich mit einem gefüllten Wassereimer durch einen heftigen Sandsturm. Als er sein Zuhause erreicht, eilt ihm die Mutter schon entgegen. Die geschlossenen Türen helfen nur notdürftig, der Sand wirbelt trotzdem herein. Als der Junge das Fenster schließt, zerspringt es. Mit dieser Eröffnungsszene des Filmes Wo Tu von Wang Xiaoshuai landet das Publikum mitten in einem Bergdorf im Nordwesten Chinas und lässt Berlin für zwei Stunden zurück. Wir begleiten den gleichnamigen zehnjährigen Wo Tu bei seinem Versuch, endlich eine eigene Wasserpistole in Händen zu halten. Dauernd vergisst sein Vater, eine aus der Stadt mitzubringen, in der er arbeitet. Sein Großvater hingegen möchte ihm eine besorgen, sobald er verstorben ist. Was folgt, ist eine Reise aus nahtlos ineinande...
Volle Fahrt voraus
Background

Volle Fahrt voraus

Im Berliner Hafen herrscht reges Treiben. Die Segelboote werden für die anstehende Regatta, die viele auch liebevoll als Festival bezeichnen, klarschiff gemacht. Die Besatzungen rufen sich gegenseitig zu. Sind alle Taue und Segel überprüft? Haben wir genug Proviant? Funktioniert das Radio? Unser Schiff, die kleine fGR, ist fast aufbruchbereit. Sanft wiegt sie sich auf dem Wasser. Im Schatten ihres benachbarten Mutterschiffs Generation wirkt sie klein, aber beide Besatzungen wissen, dass sie sich auf dem Wasser nicht aus den Augen verlieren werden.  Während meine Teammitglieder ihren Aufgaben nachgehen, sitze ich in der Kajüte vor einem leeren Dokument und suche nach dem ersten Satz. Seit unserer Jungfernfahrt zur 63. Berlinale vor nun schon 11 Jahren habe ich einige Eröffnungsarti...
Dreameater
Interview

Dreameater

After the premiere of Míng tian bi zuo tian chang jiu (Tomorrow Is a Long Time) I was intrigued by the process of making this film and the thoughts behind it. Thankfully, director Zhi Wei Jow stayed until the end of the festival and took some time out of his day to answer some of my most burning questions about his debut feature film. Freie Generation Reporter:innen: You were here in 2017 for the Talent Project Market. How does it feel to be back? Zhi Wei Jow: It’s amazing. When I was here in 2017, I watched a lot of films and realized that Berlin has such beautiful cinemas. I’d just been editing on a small laptop. So, seeing my film here on the big screen for the first time was such a moving experience. FGR: What has your favorite moment at Berlinale been? ZWJ: There are many things bu...
Welcome to Country
Interview

Welcome to Country

It’s Thursday afternoon, two days before the Generation Kplus award ceremony. Jub Clerc (director of Sweet As) takes some time out of her day to talk to Konstantin and me about her debut feature film that captures the coming-of-age experience of an Indigenous girl called Murra. Freie Generation Reporter:innen: Congratulations on your debut feature film. How does it feel? Jub Clerc: *jokes* It’s no big deal! But in all honesty – Berlinale is like the Mecca for filmmakers, you just want to get here. There are a couple of festivals around the world, that everyone wants to get their film to. So when we heard we got into Berlinale it was the best news and we are so happy to be here. And the audiences are incredible. I never imagined that it would translate so well over here. But something is h...