Rassismus in der Jobsuche: Hintergrundrecherche zu ,,Ellbogen“

Rassismus in Deutschland ist ein ernstzunehmendes und strukturelles Problem. Der Berliner Film ,,Ellbogen” dreht sich um die 18-jährige Hazal, die versucht ihren eigenen Weg einzuschlagen. Sie scheitert an dem rassistischen System. Nicht nur in der Jobsuche, sondern auch in ihrem alltäglichen Leben. Diese Hintergrundrecherche beschäftigt sich mit Alltagsrassismus und den möglichen Mechanismen diesen abzubauen.

Wenn über Rassismus geredet wird, darf die Differenzierung nicht fehlen. Es gibt natürlich ganz offenen Rassismus, wie Beleidigungen und körperliche Angriffe. Doch auch sogenannte Mikroaggressionen spielen eine große Rolle. Das sind die alltäglichen Rassismen, denen so viele Menschen ausgesetzt sind. Das können sowohl Blicke in Öffentlichkeit, das Durchscheinen von rassistischen Ideen oder die Pauschalisierung von Charaktereigenschaften, die einer bestimmten Gruppe zugeschrieben werden. Diese Form des Alltagsrassismus, Mikroaggressionen, sind ein großer Teil der Diskriminierung.

Was diese große Menge an Mikroaggressionen bei Hazal auslösen, wird in ,,Ellbogen” sehr deutlich gezeigt. Diese zunächst als ,,kleinen” Diskriminierungssituationen, führen in der Maße zu unglaublich negativen Gefühlen. Bei Hazal häufen sich auch die Situationen in denen sie Mikroaggressionen ausgesetzt ist. Dazu gehört der Türsteher vor der Bar, die komischen Blicke der Mitschülerinnen, die über sie lästern, ihr falschausgesprochener Name und der Ladendetektiv, der ihr Diebstahl unterstehlt. Diese Situationen sind purer Ausdruck des rassistischen Systems. Von diesen Mikroaggressionen berichten auch mehrere Artikel des Tagesspiegel.

Laut T-online haben 43% der Menschen mit Migrationshintergrund Diskriminierung in Bewerbungsverfahren erlebt. 30% meinen, dass sie keine faire Chance bekommen haben. Besonders Frauen mit Migrationshintergrund haben es noch schwerer Arbeit zu finden. Denn dort kommt die Intersektionalität, das Zusammenspiel von verschiedenen Diskriminierungsformen, zum Vorschein. Frauen mit Migrationshintergrund erleben nämlich eine ganz besondere Form der Diskriminierung. Hier spielen sowohl Sexismus und als auch Rassismus eine Rolle, die zu einer ganz eigenen Form der Diskriminierung führen.

Ohne jeden Zweifel müssen diese Strukturen aufgebrochen werden. Seit kurzer Zeit gibt es in Deutschland eine bundesweite Antidiskriminierungsstelle. Laut ihrer Website kümmert sie sich hauptsächlich um Aufklärungsarbeit, schreibt Berichte an den Bundestag und betreibt Forschung, um die Verbreitung von Rassismus zu messen. Doch deutlich wird auch, dass konkrete Maßnahmen für einen strukturellen Aufbruch nicht ansatzweise Vorliegen.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist eines der einzigen Gesetze mit dem gegen Diskriminierung geklagt werden kann. §1 Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.

Doch zu beweisen, dass eine Bewerbung aufgrund rassistischer Motive abgelehnt wurde, ist schwierig zu beweisen. Die Antidiskriminierungsstelle weißt auf folgende Indizien hin: Widersprüchliche Gründe für eine Absage, merkwürdige Fragen im Vorstellungsgespräch, merkwürdige Formulierungen in der Stellenausschreibung.

Auf der strukturellen Ebene ist leider nicht genug passiert. Aber als weiße Person sollte man sich trotzdem intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, dazulernen und gegen den eigenen internalisierten Rassismus einstehen und selbst versuchen Gedankenmuster abzubauen. ,,Ellbogen” trägt auf jeden fall zu einer Reflektion bei.

Disclaimer: Ich, als weiße Person, kann selbstverständlich nur aus einer privilegierten Perspektive über Rassismus schreiben. Einige Buchempfehlungen:

  • Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten
  • Natasha A. Kelly: Rassimus
  • Aminata Toure: Wir können mehr sein – Die Macht der Vielfalt
  • Zaide E.

    Zaide (16) liebt alles was mit Geschichten und Theater zu tun hat. Deshalb ist sie auch ein Teil der Freien Generation Reporter:innen, um sich  intensiv mit Filmen auseinanderzusetzen. Sie macht gerade ihr Abitur und erfreut sich an allen kreativen Aufgaben, die sich ihr in den Weg stellen.

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