Zusammen wird alles gut!

eine Kritik zu „It’s okay“.

Tanzen steht im Mittelpunkt von In-youngs (Lee Re) Leben. Auch ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter gibt ihr das Tanzen Trost und Gefühle von Stärke und Sicherheit, weil auch für In-youngs Mutter das professionelle Tanzen ein Traum war, den In-young ihr und sich selbst erfüllen möchte. Nach außen wirkt In-young immer glücklich und lebensfroh, innerlich muss sich die Teenagerin mit Problemen zurechtfinden, mit denen niemand in ihrem Alter konfrontiert werden sollte: Seit dem Tod lebt In-young alleine, hat keinen Vormund und versteckt sich vor dem Jugendamt, welches immer mal wieder an der Tür auftaucht. Mit ihrem kleinen Minijob in einem Convinience-Store lässt sich die Miete aber kaum stämmen, weshalb In-young aus der Wohnung fliegt und kurzerhand entschließt heimlich in ihrer Tanzschule zu übernachten. Dass das nicht lange gut gehen kann ist klar, und so wird sie von der strengen Tanzlehrerin Seol-ah (Jin Seo-yeon) entdeckt, die In-young aber unerwartet erst einmal bei sich aufnimmt. Mit der Zeit nähern sich die beiden an und lernen voneinander über ihren Zugang zu Erwartungen, Träumen und sich selbst.

„It’s okay“ ist ein in sich abgeschlossener, dramaturgisch gut aufgebauter und mitreißender Jugendfilm. Insgesamt sehr glatt gebügelt und etwas vorausschaubar – trotzdem keineswegs langweilig durch die Dramaturgie. Regisseurin und Drehbuchautorin Kim Hye-young spricht in „It’s okay“ wichtige Themen an, schafft es aber diese auf eine sehr lockere Art an das Publikum zu bringen. Die Trauer steht, anders als ich erwartet habe, wenig im Fokus des Filmes. Stattdessen viel mehr In-youngs extrovertierte und offene Art mit ihren Mitmenschen und Situationen umzugehen. Zwischendurch brechen zwar Momente der Trauer und Verzweiflung über In-young ein, aber insgesamt ist „It’s okay“ ein fröhlicher, lustiger Film. Kim erzählt im Publikumsgespräch, dass sie einen Film schaffen wollte, in dem nicht die Trauer im Mittelpunkt steht, sondern der Hoffnung schüren sollte. Das tut „It’s okay“ auf jeden Fall, hin und wieder wirkt der Tod der Mutter aber fast ein wenig so, als ob er nur Teil der Geschichte sei, damit sie als solche dramaturgisch funktioniert.

Besonders schön finde ich die Art, in der In-young als Jugendliche im Film erstgenommen wird. „It’s okay“ ist eindeutig aus der Sicht einer Heranwachsenden erzählt, ihre Gefühle und Sorgen stehen im Mittelpunkt. Außerdem portraitiert Kim viele starke junge und erwachsene Frauen – In-young und ihre Mittänzerinnen, Seol-ah als Trainerin und künstlerische Leitung der Tanzgruppe und auch alle anderen Führungspositionen in der Tanzschule. Dadurch ist „It’s okay“ auch ein sehr empowernder Film und kann besonders das nicht männlichen jungen Publikum dazu aufrufen an seine Träume und sich selbst zu glauben.

„It’s okay“ spricht zudem auch Themen wie Erwartungen von außen und innen sowie den Druck in einer leistungsorientierten Gesellschaft an und kritisiert diese. Unbeschönigt zeigt der Film wie die jungen Tänzerinnen unter den Erwartungen und dem Leistungsdruck leiden, findet aber eine positive Wendung, indem die Protagonist:innen diese Werte hinterfragen und die Freude am Tanzen selbst wiederfinden. Viele Zuschauende können sich sicherlich mit dem Druck und den Erwartungen in einer Leistungsgesellschaft identifizieren, weshalb aus der Botschaft, die „It’s okay“ vermittelt, alle etwas mitnehmen können.

„It’s okay“ ist vielleicht kein „typischer“ Generationsfilm, passt allerdings durch die angesprochenen Themen und die Weise wie diese behandelt werden auf jeden Fall in das Programm von K-Plus. Es ist ein Film, in dem Groß und Klein mitfiebern, lachen, weinen und hoffen können. Für die Kinosääle in Deutschland wäre „It’s okay“ auf jeden Fall eine Bereicherung und wir können nur darauf hoffen, dass es die südkoreanische Produktion auch über die Berlinale heraus in die Kinos schafft.

Eine letzte Chance während der Berlinale bietet sich noch am Publikumstag (25.02.) um 13 Uhr im HKW.

  • Clara

    bezeichnet die Berlinale oft als 5. Jahreszeit. Während über das restliche Jahr Filme oft leider viel zu kurz kommen, sind die zehn Tage Berlinale dafür um so schöner, in denen man durch unterschiedlichste Filme im Generation-Programm Einblicke in Geschichten von jungen Protagonist:innen bekommt. Im mittlerweile sechsten Jahr mit den fGR freut sich Clara auf viele unvergessliche Filme, anregende Diskussionen, spannende Interviews und vor allem auf die einzigartige Berlinale Stimmung!

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