Kritik

Planlos durch Madagaskar
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Planlos durch Madagaskar

Eine Kritik zu Disco Afrika Der erste madagassische Film bei Generation ist gleichzeitig ein wichtiger Meilenstein für Madagaskar und eine Enttäuschung für mich. Durch meinen persönlichen Bezug zum Land habe ich mich besonders über die Repräsentation des Inselstaates gefreut. Nach einer Woche im Kino bleibt mir jedoch recht wenig von Disco Afrika in Erinnerung. Regisseur Luck Razanajaona thematisiert die Saphirminen, welche die madagassische Regierung immer häufiger an ausländische Firmen und Einzelpersonen verkauft. Auch wenn der Film den 20-Jährigen Kwame (Parista Sambo) begleitet, könnte er ebenso deutlich jünger oder älter sein, ohne viel an der dargestellten Lebenssituation zu ändern. Viele Einwohner:innen Madagaskars verrichten harte körperliche Arbeit für wenig Geld, im Falle...
Wenn ich die Augen zumache, versprichst du mir, dass du nicht verschwindest?
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Wenn ich die Augen zumache, versprichst du mir, dass du nicht verschwindest?

Eine Kritik zu Quell´estate con Irène von Anna-Farida Italien, 1997: Eine Insel, das Meer, blasse Pastelltöne, Sonnenschein, Klavier Klimpern und Pfeifen einer hohen Flöte, während zwei junge Frauen Hand in Hand den Weg hinunterlaufen...  Clara und Irène leben die stille Atmosphäre, träumen von Liebe und tun das, was sie die letzten Jahre verpasst haben, einen ganz normalen Sommer als Jugendliche erleben. Abseits von Krankenhäusern und Therapien entschließen sie sich dazu, diesen Sommer allein auf einer Insel vor der Küste Siziliens zu verbringen. Als alle ins Wasser springen, bleiben Clara und Irène zurück, eingepackt in Kleidung, Hut und Sonnenbrille. Sie scheinen nicht ganz hineinzupassen. Als sie gefragt werden, was mit ihnen los sei, antwortet Irène: “Wir sind Vampire” und beid...
Mit Kinderaugen um die Welt
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Mit Kinderaugen um die Welt

Eine Kritik zum Kurzfilmprogramm Kplus Ausnahmsweise habe ich es dieses Jahr geschafft, das gesamte Kurzfilmprogramm von Kplus in meinem Zeitplan unterzubringen. Anders als die Langfilmauswahl, die dieses Jahr vor allem in Kombination mit den 14plus Langfilmen recht repetitiv ist, ist die Kurzfilmauswahl zumindest bei Kplus in sich stimmig und gleichzeitig sehr divers. Sexuelle Gewalt und Vertrauensmissbrauch Besonders im Gedächtnis bleibt mir Sukoun von Dina Naser. Die höreingeschränkte Hind (Malik Nassar) geht für ihr Leben gerne zum Karate. In einer Welt, die für Schwerhörige nicht ausgelegt ist, ist das Karatestudio ihr sicherer Hafen. Die anderen Schüler:innen und ihren Mentor hat sie gern. Bis es eines Tages zum sexuellen Übergriff kommt. Mit beeindruckender Eindringlichkei...
Zusammen wird alles gut!
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Zusammen wird alles gut!

eine Kritik zu "It's okay". Tanzen steht im Mittelpunkt von In-youngs (Lee Re) Leben. Auch ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter gibt ihr das Tanzen Trost und Gefühle von Stärke und Sicherheit, weil auch für In-youngs Mutter das professionelle Tanzen ein Traum war, den In-young ihr und sich selbst erfüllen möchte. Nach außen wirkt In-young immer glücklich und lebensfroh, innerlich muss sich die Teenagerin mit Problemen zurechtfinden, mit denen niemand in ihrem Alter konfrontiert werden sollte: Seit dem Tod lebt In-young alleine, hat keinen Vormund und versteckt sich vor dem Jugendamt, welches immer mal wieder an der Tür auftaucht. Mit ihrem kleinen Minijob in einem Convinience-Store lässt sich die Miete aber kaum stämmen, weshalb In-young aus der Wohnung fliegt und kurzerhand entschließt ...
Weltreise durch Schmerz und Euphorie
Kritik

Weltreise durch Schmerz und Euphorie

Es ist Donnerstagabend, Saal 8 des CineStar CUBIX Kinos am Alexanderplatz ist komplett gefüllt. Besonders viele junge Freundesgruppen scheinen die späte Vorstellungszeit zu nutzen, um unter der Woche nach der Schule noch ein paar Kurzfilme zu schauen. Das Kurzfilmprogramm zwei der Sektion Generation 14+ nimmt uns in diesem Jahr mal wieder auf eine Reise um die ganze Welt mit. Wir beginnen in Brasilien mit „Lapso“ der Regisseurin Caroline Cavalcanti. Dort kreuzen sich die Wege von Bel und Juliano in einer Stadtbibliothek, in der die beiden Sozialstunden leisten. Die Blicke und Herzen der beiden treffen sich schnell. Einfühlsam begleitet der Film die Geschichte ihrer Annäherung, die besonders dadurch interessant wird, dass Bel fast vollständig taub ist. In der Hingabe, mit der ...
Die Rote Plastiktüte im grauen Schulalltag
Kritik

Die Rote Plastiktüte im grauen Schulalltag

Eine Kritik zu Kai Shi De Qiang Zhuang Zhou (Zhang Taiwen) beginnt sein letztes Schuljahr an der High School. Gute Noten und Zusatzpunkte sind wichtig, um später in eine gute Uni zu kommen. Morgens stehen die Schüler:innen geordnet auf dem Schulhof und lauschen der Nationalhymne. Es ist ein tristes Bild, das von diesem Alltag der chinesischen Jugendlichen in Kai Shi De Qiang von Qu Youjia gezeichnet wird. Lediglich eine rote Plastiktüte bringt Farbe und Bewegung ins Bild und wird ein Symbol für den gesamten Film werden. Denn als Zhuang der Plastiktüte folgt, trifft er auf seine Mitschülerin Meng Ke (Miao Jijun), die mit einer Startschusspistole in der Turnhalle der Schule zugange ist. Und obwohl Meng nicht viel redet und es ihr deutlich schwerer fällt als ihm, aus sich herauszukomme...
Von starken Töchtern und Müttern
Hintergrund, Kritik

Von starken Töchtern und Müttern

eine Kritik zu "Reinas" Lima, Peru, 1992. Politisch und wirtschaftlich steht das Land vor Krisen und Herausforderungen. Während die Wirtschaft in sich zusammenbricht und eine drastische Inflation die Bürger:innen belastet, stehen Terror und Gewalt auf der politischen Agenda. Im April 1990 stehen Wahlen an, die Alberto Fujimori mit seiner neu gegründeten Partei „Wechsel 90“ gewinnt. Er gilt in der Bevölkerung als politischer Außenseiter, der sich für die benachteiligte Gruppen einsetzt und gegen den Terrorismus und die Korruption vorgehen will. Den Terrorismus bekämpft er mit seiner Politik vermeindlich, indem Waffen an Gemeinden ausgegeben werden, um sich gegen den Terror wehren zu können. Zudem wird von exekutiver Seite nicht mehr gegen einen Grundterror vorgegangen, sondern verein...
Staatenlos
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Staatenlos

Eine Kritik zu Maydegol. Ein Mädchen, komplett in schwarz gekleidet, hämmert an ein Tor. Sie fleht den Besitzer an, sie einzulassen und ihr Arbeit zu geben. Doch auch auf das Tor zu klettern, um ihrem Gesuch Gewicht zu verleihen, stößt auf Ablehnung. Frustriert springt sie herunter, richtet ihr Kopftuch und rennt los, zur Apfelfarm, auf der sie bereits regelmäßig arbeitet. Danach gehts weiter zum nächsten Job auf einer Pilzfarm. Spät abends kommt sie nach Hause, wird dort regelmäßig Opfer häuslicher Gewalt durch den Vater. Doch Maydegol hat einen Traum. Sie möchte professionelle Muay-Thai-Boxerin werden und in die Nationalmannschaft aufgenommen werden. Leider scheint dieser Traum Lichtjahre entfernt. Maygedol kommt aus Afghanistan und ist mit ihrer Familie in den Iran geflohen. Wede...
Ein queerer Safer Space auf VHS
Kritik

Ein queerer Safer Space auf VHS

eine Kritik zu Huling Palabas 2001 in Roblon, einer kleinen Inselprovinz auf den Philippinen. Der 16-jährige Andoy (Shun Mark Gomez) steht vor den letzten Prüfungen seiner Schulzeit, was mit vielen Veränderungen in seinem Leben einher geht. Um so mehr genießt er die letzte Zeit mit seinem besten Freund Pido (Bon Andrew Lentejas). Täglich holt Pido Andoy mit seinem rot-braunen, rostigen Fahrrad von der Schule ab und sie fahren zum nächsten Filmverleih des Ortes, um Stunden damit zu verbringen sich die Filmbeschreibungen der VHS-Kassetten durchzulesen und zu überlegen welche Filme sie wohl ausleihen und abspielen würden, wenn sie nur einen VHS-Player hätten. Fast jeden Abend gehen die beiden zu einem Freund, der in seinem Haus auf seinem kleinen Fernseher Filme zeigt. Die Filme geben And...
Von Sternen, Blumen und Ochsen
Kritik

Von Sternen, Blumen und Ochsen

Eine Kritik zu "Los tonos mayores" "Duuuuut - dut - dut - duuuuut - dut - duuuuut", summt die 14-jährige Ana ihrer Freundin Lepa die merkwürdigen Signale vor, die sie an der Metallplatte in ihrem Arm spürt. Diese Platte wurde ihr nach einem Unfall in ihren Arm eingesetzt - und wer den Film "Los tonos mayores" (dt.: "Die Dur-Töne") besonders aufmerksam schaut könnte schlussfolgern, dass dies auch der Unfall sein muss, bei dem Anas Mutter ums Leben kam.Ingrid Pokropeks Debütfilm feiert am Samstag seine Internationale Premiere im Haus der Kulturen der Welt, das Publikum ist begeistert und vor allem die junge Hauptdarstellerin Sofía Clausen erntet viel Applaus, die erst zwölf Jahre alt war, als die Dreharbeiten begannen. Es ist ein Film über ein fantastisches Rätsel von geheimen Botschafte...