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Wenn ich die Augen zumache, versprichst du mir, dass du nicht verschwindest?
Kritik

Wenn ich die Augen zumache, versprichst du mir, dass du nicht verschwindest?

Eine Kritik zu Quell´estate con Irène von Anna-Farida Italien, 1997: Eine Insel, das Meer, blasse Pastelltöne, Sonnenschein, Klavier Klimpern und Pfeifen einer hohen Flöte, während zwei junge Frauen Hand in Hand den Weg hinunterlaufen...  Clara und Irène leben die stille Atmosphäre, träumen von Liebe und tun das, was sie die letzten Jahre verpasst haben, einen ganz normalen Sommer als Jugendliche erleben. Abseits von Krankenhäusern und Therapien entschließen sie sich dazu, diesen Sommer allein auf einer Insel vor der Küste Siziliens zu verbringen. Als alle ins Wasser springen, bleiben Clara und Irène zurück, eingepackt in Kleidung, Hut und Sonnenbrille. Sie scheinen nicht ganz hineinzupassen. Als sie gefragt werden, was mit ihnen los sei, antwortet Irène: “Wir sind Vampire” und beid...
Zusammen wird alles gut!
Kritik

Zusammen wird alles gut!

eine Kritik zu "It's okay". Tanzen steht im Mittelpunkt von In-youngs (Lee Re) Leben. Auch ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter gibt ihr das Tanzen Trost und Gefühle von Stärke und Sicherheit, weil auch für In-youngs Mutter das professionelle Tanzen ein Traum war, den In-young ihr und sich selbst erfüllen möchte. Nach außen wirkt In-young immer glücklich und lebensfroh, innerlich muss sich die Teenagerin mit Problemen zurechtfinden, mit denen niemand in ihrem Alter konfrontiert werden sollte: Seit dem Tod lebt In-young alleine, hat keinen Vormund und versteckt sich vor dem Jugendamt, welches immer mal wieder an der Tür auftaucht. Mit ihrem kleinen Minijob in einem Convinience-Store lässt sich die Miete aber kaum stämmen, weshalb In-young aus der Wohnung fliegt und kurzerhand entschließt ...
Von starken Töchtern und Müttern
Hintergrund, Kritik

Von starken Töchtern und Müttern

eine Kritik zu "Reinas" Lima, Peru, 1992. Politisch und wirtschaftlich steht das Land vor Krisen und Herausforderungen. Während die Wirtschaft in sich zusammenbricht und eine drastische Inflation die Bürger:innen belastet, stehen Terror und Gewalt auf der politischen Agenda. Im April 1990 stehen Wahlen an, die Alberto Fujimori mit seiner neu gegründeten Partei „Wechsel 90“ gewinnt. Er gilt in der Bevölkerung als politischer Außenseiter, der sich für die benachteiligte Gruppen einsetzt und gegen den Terrorismus und die Korruption vorgehen will. Den Terrorismus bekämpft er mit seiner Politik vermeindlich, indem Waffen an Gemeinden ausgegeben werden, um sich gegen den Terror wehren zu können. Zudem wird von exekutiver Seite nicht mehr gegen einen Grundterror vorgegangen, sondern verein...
Ein queerer Safer Space auf VHS
Kritik

Ein queerer Safer Space auf VHS

eine Kritik zu Huling Palabas 2001 in Roblon, einer kleinen Inselprovinz auf den Philippinen. Der 16-jährige Andoy (Shun Mark Gomez) steht vor den letzten Prüfungen seiner Schulzeit, was mit vielen Veränderungen in seinem Leben einher geht. Um so mehr genießt er die letzte Zeit mit seinem besten Freund Pido (Bon Andrew Lentejas). Täglich holt Pido Andoy mit seinem rot-braunen, rostigen Fahrrad von der Schule ab und sie fahren zum nächsten Filmverleih des Ortes, um Stunden damit zu verbringen sich die Filmbeschreibungen der VHS-Kassetten durchzulesen und zu überlegen welche Filme sie wohl ausleihen und abspielen würden, wenn sie nur einen VHS-Player hätten. Fast jeden Abend gehen die beiden zu einem Freund, der in seinem Haus auf seinem kleinen Fernseher Filme zeigt. Die Filme geben And...
Von Sternen, Blumen und Ochsen
Kritik

Von Sternen, Blumen und Ochsen

Eine Kritik zu "Los tonos mayores" "Duuuuut - dut - dut - duuuuut - dut - duuuuut", summt die 14-jährige Ana ihrer Freundin Lepa die merkwürdigen Signale vor, die sie an der Metallplatte in ihrem Arm spürt. Diese Platte wurde ihr nach einem Unfall in ihren Arm eingesetzt - und wer den Film "Los tonos mayores" (dt.: "Die Dur-Töne") besonders aufmerksam schaut könnte schlussfolgern, dass dies auch der Unfall sein muss, bei dem Anas Mutter ums Leben kam.Ingrid Pokropeks Debütfilm feiert am Samstag seine Internationale Premiere im Haus der Kulturen der Welt, das Publikum ist begeistert und vor allem die junge Hauptdarstellerin Sofía Clausen erntet viel Applaus, die erst zwölf Jahre alt war, als die Dreharbeiten begannen. Es ist ein Film über ein fantastisches Rätsel von geheimen Botschafte...
Fußballträume zwischen Idylle und Widerstand
Kritik

Fußballträume zwischen Idylle und Widerstand

Eine Kritik zu Raíz. Imposante Bergreliefs der Anden zieren die Leinwand. Zwischen ihnen der Junge Feliciano mit seinem Alpaka Ronaldo, benannt nach dem Fußballspieler. Feliciano ist tagsüber in den Weiten der Bergwelt unterwegs und hütet die Alpakaherde der Familie. Er ist begeisterter Fußballfan, hat die starke Hoffnung, dass Peru es schafft zur Fußballweltmeisterschaft nach Russland zu fahren.  Doch trotz der beeindruckenden Szenerie ist nicht alles in Ordnung in der peruanischen Bergregion. Durch sorgenvolle Bitten der Eltern, Feliciano sollte nicht zu nah an die Mine gehen, wird dem Publikum die Lage der indigenen Gemeinde verdeutlicht. Es gibt Bestrebungen, teils aus den eigenen Reihen, das Land zu verkaufen, um den fortschreitenden Minenbau zu ermöglichen. Diese Leute sc...
Der perfekte Tag
Kritik

Der perfekte Tag

Eine Kritik zu „Last Swim“. Es soll der Tag werden. Ziba hat alles genauestens geplant. Endlich wieder eine richtig schöne Zeit mit ihren Freund:innen verbringen, ihre Sorgen hinter sich lassen, für einen Tag jung sein. Zunächst die Zeugnisse, dann ein unbeschwerter Tag voller schöner Momente mit krönendem Abschluss im Kometenschauer, der an der Erde vorbeizieht.  Doch da ist noch etwas anderes. In der Art wie Ziba sich dem Tag wappnet, wie sie sich in ihrem Zimmer umsieht, als wäre es das letzte Mal, noch einmal die Bettdecke glattstreicht. Diese Schwere, diese Bedrohung schwingt mit, als sie sich auf den Weg macht. Während sich für den Zuschauenden schnell der Hintergrund dieser Bedrückung ergibt und eine böse Vorahnung aufkommen lässt, wissen Zibas Freund:innen nicht, was lo...
Ein perfektes letztes Wiedersehen
Kritik

Ein perfektes letztes Wiedersehen

Eine Kritik zu Last Swim Auf Heelys, mit einer Lichtshow anmoderiert, und durch ein überdurchschnittlich großes Eröffnungsevent umhüllt leitete Last Swim am Freitag die Sektion 14+ ein. Eine Geschichte, genauso eng verstrickt mit dem „Jugendlich sein“ wie mit seinem Ausgangsort, London. Als eine Art Roadmovie durch eine golden besonnene Hauptstadt im Vorhinein beschrieben, folgen wir hier Ziba, einer jungen Britin iranischer Wurzeln und ihrem, wenn möglich perfektem letzten Tag mit ihren Freunden, bevor sie diese aufgrund einer medizinischen Behandlung vorerst vermutlich nicht mehr sehen kann. Damit verbunden sind all die Ups und Downs der Jugend, gepackt in 24 Stunden voller Freude, Trauer und vor allem eines: Melancholie. In seinen stärksten Momenten funktioniert auch so gut wie a...
Zwischen Schuttbergen und Sexismus
Kritik

Zwischen Schuttbergen und Sexismus

Eine Kritik zu Xiao Ban Jie. Schuttberge überall. Daneben große Wolkenkratzer einer Metropole. Und zwischen den Schuttbergen der 14-jährige Li Xing und sein Kumpel Song Yang, die dort nach der Schule ihre Zeit verbringen, in einem Tunnel Zuflucht suchen, um den Mobbern zu entgehen. Ihr Zuhause nur wenige Hundert Meter davon entfernt. Sobald alle Bewohnenden sich haben abfinden lassen sollen auch diese Gebäude abgerissen werden, um neuen Wolkenkratzern zu weichen. Die Mutter verdient geringen Lohn und wird recht bald gefeuert. Alles in allem keine einfache Situation. © Liu Yaonan Li Xing und Song Yang zeigen erstes Interesse an Frauen. Sie besuchen einen Friseur, in dem Song eine Frau an den Brüsten berührt, woraufhin die beiden Jungs aus dem Laden geschmissen werden. Li Xing selb...
Erinnerungen an Wüsten
Interview, Kritik

Erinnerungen an Wüsten

Ein Rückblick auf die Berlinale 2023. Heute vor einem Monat war der letzte Tag der 73. Berlinale. Ich sitze auf dem kleinen Balkon eines Hotelzimmers in der Nähe von Zagora im Süden Marokkos. Das Mittagsgebet hallt kratzig durch die Lautsprecher des Minaretts und wird von den umliegenden Bergen zurückgeworfen. Ich blicke auf die Hauptstraße und den dahinter liegenden riesigen Palmenhain, der sich entlang des Wadi Draa Flusses bis zu den angrenzenden Bergen und der dahinter liegenden Erg Chigaga Wüste erstreckt. Die Sonne scheint erbarmungslos auf die ausgetrocknete Landschaft - die Berlinale und dieser kalte Februar könnte sich nicht weiter entfernt anfühlen. Also was ist da noch in meinem Kopf von der diesjährigen Berlinale? Was hat sich da festgesetzt und will auch keinen Platz mach...