Lauscht dem feinen Klang der Sehnsucht

Verschlungen von den reißenden Fluten. Der Tsunami hat Haru alles genommen.

Ein verwaschenes Foto ist das Einzige, was ihr bleibt von ihrer für immer verschwundenen Familie.
Haru hat keinen Halt, niemand schenkt ihr Sicherheit oder gar beständige Liebe. Schweigend wandelt sie ziellos umher.
Als sie einmal all ihr Leid hinaus in die Welt schreit, fühlt sich das unglaublich roh und echt an.


© 2020 The Phone of the Wind Film Partners

Gespielt wird Haru von Serena Motola, die ihrer Rolle eine melancholische Schönheit und Tiefe verleiht.
Wenn Haru spricht, lauscht man ihren Worten gebannt zu, so ordinär sie zunächst erscheinen mögen.
Haru ist noch ein Kind, sie denkt wie ein Kind, weint wie ein Kind und leidet doch wie jeder andere Mensch auch.
Trauer und Schmerz erfüllen ihre Seele.

Ihr Geist ist aber nicht so verschlossen, wie ihr introvertiertes Erscheinen es suggerieren mag.
Ohne Scheu, aber auch ohne echte Alternative, lernt sie auf ihrer Reise durch das Land verschiedene Menschen kennen, die ihr alle etwas mit auf den Weg geben. Ihr wird Zuneigung und Wärme geschenkt.
Diese Begegnungen mögen konstruiert und unrealistisch sein, doch sind sie in ihrer Essenz ehrlich und wahrhaftig.
Die Menschen, die Haru kennenlernt, erzählen auch etwas über die heutige japanische Gesellschaft.
Sei es der Umgang mit Geflüchteten oder das zentrale Thema des Films, die Auswirkungen des Unglücks in Fukushima im Jahre 2011 auf Landschaft und Gesellschaft.

Regisseur und Co-Autor Nobuhiro Suwa lässt sich Zeit mit seiner Erzählung und gibt ihrer poetischen Kraft viel Raum.
„Kaze no Denwa“ oder auch „Voices in the Wind“ ist ein stiller und zarter Film.
Den feinfühlig eingesetzten Magischen Realismus hören und spüren wir in Form von Stimmen im Wind, die eine ganz zarte, träumerische Stimmung in uns auslösen. Eine Stimmung, die schon von Beginn an den Film erfüllt und uns nicht mehr loszulassen vermag. Haru ist allein und doch wird sie für immer mit ihrer Familie verbunden sein.

Die Screenings von „Kaze No Denwa“ auf der Berlinale:
So, 23.02. um 20:00 in der Urania
Mi, 26.02. um 20:00 im Cubix 8
Do, 27.02. um 16:00 in der Urania
So, 01.03. um 20:00 im Cubix 8

25. Februar 2020, Vincent Edusei

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