Zwischen Schönheit und Liebe

,,Quell’estate con Irene”. Der Film ist geprägt durch seine Schönheit. Die Schönheit der Natur. Durch Ruhe. Die abenteuerlustige Irene und ruhige Clara verbringen in einem Camp Zeit miteinander und beschließen, die restlichen Ferien miteinander zu verbringen. Doch die beiden Jugendlichen sind gerade erst auf dem Weg sich von einer Krankheit zu erholen und versuchen in kurzer Zeit ihre Jugend aufzuholen.

Die beiden Charaktere lassen sich nicht genau durchschauen. Ihre Persönlichkeiten bleiben vage und nicht sehr definiert. Irene scheint zu Beginn sehr aufgeweckt und bringt sich und Clara in aufregende und neue Situationen. Clara ist zunächst eher in sich gekehrt. Doch im Laufe des Films passt sie sich an die Charakterzüge von Irene an. Die beiden wechseln nicht nur ihre Badeanzüge, sondern spiegeln sich auch in ihrer Entwicklung. Es ist deutlich spürbar, dass Clara sich im Laufe des Films immer weiter öffnet und Irene sich anfängt zu verschließen. Bewundernswert an den Beiden ist, dass sie sehr klare Worte für ihre Anliegen finden und gut miteinander kommunizieren. Und das obwohl die meiste Zeit geschwiegen wird. Denn anstatt zu reden, liegen die beiden lieber am Strand oder beobachten die Landschaft.

In Laufe des Filmes wird die Spannung zwischen den Beiden immer größer. Sie kommen sich körperlich näher, doch offiziell passiert zwischen den Beiden nichts. Deutlich spürbar wird auch die Verschlossenheit von Irene, als sie bemerkt, dass Clara etwas mit einem der Jungs vom Strand hat. Diese Spannung wird weder aufgelöst, noch angesprochen. Vielleicht ist es auch ganz gut so. Vielleicht wäre eine offizielle Love Story zwischen beiden auch überflüssig, um die Liebe zwischen Irene und Clara darzustellen. Abgesehen von der fehlenden Love Story erinnert der Film stark an ,,Call me by your name”.

Die Kameraführung ist durchweg sehr einfach gestaltet und auch die Szenenwechsel finden sehr abrupt statt. Die Charaktere werden meist aus der selben Perspektive, von der Seite oder von Vorne, gefilmt. Dabei bleibt die Kamera stehts auf der gleichen Höhe und folgt den Bewegungen der Charaktere. Diese Dynamik sorgt für eine langsame und ruhige Atmosphäre. Es fühlt sich so an, als könnte man Irene und Clara bei ihrem Erlebten in Echtzeit beobachten. Ein besonderes Augenmerk haben die Filmemacher*innen auf die Gesichter gelegt. Oft werden diese für längere Zeit gezeigt, wodurch die Mimik herausgestellt wird. So zeichnet sich auch Irenes wiederkommende Scherze mit einem Vampirgebiss aus. In einigen Szenen laufen Irene und Clara mit anderen Jugendlichen mit. Dabei wird oft gezeigt wie sich die verschiedenen Personen bewegen. Sie laufen stehts in synchron versetzten Mustern.

Auch Geräusche spielen in vielen Momenten eine entscheidende Rolle, vor allem da nur über das Nötigste geredet wird. Auch jegliche Accessoires wurden weggelassen und auf das Einfachste beschränkt. Deshalb tragen Wassergeräusche und auch das Rauschen des Windes zu einer realistischen und deutlich spürbaren Atmosphäre bei. Die Musik wurde sehr experimentell eingesetzt. Dabei standen im Vordergrund pfeifende, laute und schräge Töne, die zu einer Reizüberflutung bei den Zuschauenden führen. Diese Reizüberflutung wurde häufig als stilistisches Mittel eingesetzt, um die Überforderung und Melancholie bezüglich der immer noch prägenden Krankheit, trotz der idyllischen Kulisse, darzustellen.

,,Quell’estate con Irene” beschreibt einen Sommer voller Gefühle. Die Freundschaft oder auch Liebe zwischen Irene und Clara ummauert das Ganze. Die Beiden scheinen sich von einer ähnlichen Vergangenheit zu erholen und beginnen gemeinsam zu heilen. Musik wurde in dem Coming of Age Film als überforderndes Element eingesetzt und auch an Konkretisierung fehlt es an einigen Stellen. Dennoch eine große Empfehlung für den Film, für eine farbenfrohe und idyllische Reise.

  • Zaide E.

    Zaide (16) liebt alles was mit Geschichten und Theater zu tun hat. Deshalb ist sie auch ein Teil der Freien Generation Reporter:innen, um sich  intensiv mit Filmen auseinanderzusetzen. Sie macht gerade ihr Abitur und erfreut sich an allen kreativen Aufgaben, die sich ihr in den Weg stellen.

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