Stimmen aus dem Off bestimmen die Atmosphäre

Noch nie wurde mir so deutlich, wie wichtig die Einsprecher im KPlus Programm wirklich sind. Ich hatte mich schon an die zwar sanften, vielfach aber eher monotonen Einsprechungen gewöhnt, die vermutlich absichtlich möglichst neutral gehalten werden.

Als Jörg aber heute im Zoopalast zu Primero Enero die deutsche Übersetzung einsprach, wurde mir klar, was für ein großer Teil der Atmosphäre letztendlich durch die Live-Übersetzer übertragen oder neu kreiert wird. Zwar verstellte Jörg seine Tonlage nicht komplett, aber er gab Vater und Sohn dennoch eine eigene Stimme und legte Gefühl und Zuneigung in seine Stimme, genau wie es die Beziehung von Vater und Sohn verlangte. Statt neutral zu übersetzen, sprach er leise, aber bestimmt. Man konnte sich einfach zurücklehnen und von seiner Stimme bis nach Argentinien tragen lassen.

Vielleicht sprechen die anderen Übersetzer ja auch nur so neutral, um möglichst nicht das Kinoerlebnis zu verfälschen oder eine eigene Interpretation zu geben.
Aber meiner Meinung nach ist das als Sprecher schon gar nicht mehr möglich. Sobald eingesprochen wird, stellt man den Film in gewisser Weise so dar, wie man ihn selbst versteht. Dass die Dialoge so neutral eingesprochen wird, kann da mitunter eher eine Hemmschwelle sein, die einen davon abhält, alle Gefühle des Films aufzunehmen.

So oder so wird das Originalwerk durch die Einsprachen verändert. Und da gefällt es mir tausend Mal besser, wenn alle Einsprecher eine so wunderschöne Version hervorbringen würden wie Jörg heute morgen bei Primero Enero.

14.02.2017, Johanna Gosten
  • Johanna

    Johanna, 24, geht schon seit sie denken kann mit ihrer Schwester auf die Berlinale. 2013 wurde sie zum Gründungsmitglied der freien Generation Reporter:innen. Wenn sie nicht gerade über die Filme und Hintergründe des Generationprogramms schreibt, singt sie im Chor und verschlingt ein Buch nach dem anderen. Nebenbei studiert sie auch im Master Ernährungsmedizin in Lübeck.

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