Der brasilianische Dokumentarfilm Espero tua (re)volta aus dem diesjährigen 14 + Programm begleitet Jugendliche, die als Teil der wachsenden Protestbewegung des Landes gegen die schlechte Bildungssituation, Rechtsextremismus und Ungerechtigkeit auf die Straße gehen.
Der wachsende Aktivismus ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt wie schlecht die soziale und wirtschaftliche Situation Brasiliens ist. Das Land steckt seit 2014 in einer schweren Wirtschaftskrise. Steigende Arbeitslosigkeit, Korruption und wachsende Kriminalität sind die Folgen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer. Die Bildungssituation ist miserabel und viele Familien können sich nicht leisten ihre Kinder in die Schule zu schicken. In den Favelas (Slums) der Großstädte geht nur jedes achte Kind zur Schule. Für ein Land mit 200 Millionen Einwohnern sind die in Bildung investierten Gelder völlig unzureichend. Schuld daran ist die schlecht geführte Sozialpolitik des Landes.
Auch die Zukunft des Landes sieht kritisch aus, denn seit dem 1. Januar 2019 regiert der rechtsextreme Jair Bolsonaro das Land. Bolsonaro hat sich mehrfach abfällig über Indigene und Homosexuelle geäußert und die Militärdiktatur in Brasilien gelobt. Die Ziele seiner rechten Partei Partido Social Liberal sind unter anderem die Liberalisierung des Waffenrechtes und die Legalisierung von Folter und Exekution von Kriminellen. Außerdem hat er angekündigt das Land von politischen Gegnern zu „säubern“.
Der britische Tageszeitung The Guardian hat einige Zitate Bolsonaros gesammelt, die (wie ich finde) stark für sich sprechen:
„Ich würde es bevorzugen, dass mein Sohn bei einem Autounfall stirbt, ehe er mit einem Typen als Date auftaucht.“
„Ich bin für Folter, so wie die Bevölkerung auch.“
„Sie können sich sicher sein, wenn ich Präsident werde, wird es kein Geld mehr für NGOs geben. Wenn es nach mir geht, wird jeder Bürger eine Waffe zu Hause haben. Und es wird keinen Zentimeter mehr für Indigenengebiete oder Quilombolas geben.“
Obwohl Bolsonaro den zweiten Wahlgang mit 55,1 Prozent der Stimmen gewann, ist sein Weg zur Präsidentschaft äußerst zwielichtig. Nach dem Putsch gegen Ex – Präsidentin Dilma Rousseff (2016 aufgrund von „Regelverstößen“ suspendiert) wurde Bolsonaros Konkurrent Luiz Inácio Lula da Silva aus der Arbeiter Partei 2017 wegen „Korruption“ zu 12 Jahren Haft verurteilt. Ohne die umstrittene Inhaftierung von Lula, der die Umfragen lange anführte, wäre Bolsonaro kaum Präsident geworden.
Nun fragt man sich, wie leider so oft in den letzt Jahren, warum man einen solchen Mann als Präsidenten wählt. Ich würde behaupten Frustration bewegt die Menschen dazu. Seit 2014 steckt das Land in der Wirtschaftskrise – die Menschen Hoffen auf Veränderung. Tatsächlich stieg der Aktienindex der Börse in São Paulo nach Bolsonaros Antritt um 3,6 Prozent. Grund dafür ist vor allem der Aktiensprung des Waffenherstellers Forjas Taurus auf Grund der geplanten Waffenlegalisierung. Ob das der richtige Weg aus der finanziellen Krise ist kann man sich dann selber fragen.
Für Aktivisten wie die Jugendlichen, denen wir in Espero tua (re)volta begegnen werden, wird die Zukunft nicht leicht werden, denn Bolsonaro hat ein radikales Vorgehen gegen soziale Bewegungen angekündigt. Aber wer weiß, vielleicht könne sie etwas an der Situation des Landes verändern. Es wird sehr interessant morgen zu sehen wie der Generation Film mit der Thematik umgeht und welches Bild der politischen Situation gezeichnet wird. Die Premiere von Espero tua (re)volta ist am Samstag den 9.Februar im Haus der Kulturen der Welt.
08.02.19, Liv Thastum
Brazil – A country in the hands of a right-wing radical
The Brazilian documentary film Espero tua (re)volta from this year’s 14 + programme follows young people who a part of the country’s growing protest movement against the poor educational situation, right-wing extremism and injustice.
That the activism in Brasilia is increasing is understandable when one considers how bad Brazil’s social and economic situation is. The country has been in a severe economic crisis since 2014. The consequences are rising unemployment, corruption and growing criminality. The gap between rich and poor is widening. The educational situation is miserable and many families cannot afford to send their children to school. In the favelas (slums) of the big cities only every eighth child goes to school. The money invested in education is completely insufficient for a country with 200 million inhabitants. This is due to the country’s poorly managed social policy.
The country’s future looks critical, as right-wing extremist Jair Bolsonaro is ruling the country since 1 January 2019. Bolsonaro has repeatedly made derogatory remarks about indigenous people and homosexuals and praised the military dictatorship in Brazil. The goals of his right-wing party Partido Social Liberal includes the liberalization of the gun law and the legalization of torture and execution of criminals. He has also announced his intention to „clean“ the country from political opponents.
The British newspaper The Guardian has collected some quotes from Bolsonaro which gives a good impression of the mans character:
“I’d rather have my son die in a car accident than have him show up dating some guy.”
“I’m pro-torture, and the people are too.”
“You can be sure that if I get there [the presidency], there’ll be no money for NGOs. If it’s up to me, every citizen will have a gun at home. Not one centimetre will be demarcated for indigenous reserves or quilombolas.”
Although Bolsonaro won the second voting by 55.1%, his way to the presidency is suspicious. After the coup against ex-president Dilma Rousseff (suspended in 2016 due to „irregularities“), Bolsonaro’s rival Luiz Inácio Lula da Silva of the Workers‘ Party was 2017 sentenced to 12 years prison because of „corruption“. Without the controversial detention of Lula, who led the surveys for long time, Bolsonaro would hardly be president now. One might wonder how someone can vote for a man like Bolsonaro. I think that frustration is what makes people do that. Since 2014 the country has been in a state of economic crisis – people want change.
For activists like the teenagers we will meet in Espero tua (re)volta the future won’t be easy. Bolsonaro has announced a radical action against social movements. But who knows, maybe they can change the situation of their country. It will be very interesting to see how the generation film deals with the topic and what picture of the political situation is drawn. The premiere of Espero tua (re)volta will take place on Saturday, February 9th at the House of World Cultures.
