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Eine Kritik zu Adolfo


Ein Kaktus, der nicht sprechen kann, sagt manchmal viel mehr aus, als es Gespräche je tun könnten. In Adolfo, benannt nach eben jener Pflanze, ist Adolfo, der stumme Kaktus, unser Anker in dieser süßen Coming of Age Geschichte. Und doch geht es eigentlich eher um Hugo und Momo, um ihre Nacht, Erlebnisse und Geschichten. Von Geburtstagsfeiern über Ex-Freunde und gestohlene Radios bis schließlich nach Hause, oder eben zu einer Busstation. 

Ein zufälliges Treffen Momos und Hugos, die beide eigentlich in unterschiedliche Richtungen müssen, entwickelt sich als Roadmovie innerhalb eines Ortes, präsentiert diesen dabei nicht nur in wundervoll, ölig-farbigen Bildern, sondern strickt drumherum auch noch eine sentimentale Coming of Age Geschichte. Obwohl, oder gerade weil Adolfo nur 70 Minuten kurz ist, bleibt diese mexikanische Nacht immer in Bewegung. Und dennoch: so wirklich hängen bleibt davon nicht viel. Genau hier liegt nämlich das Problem. Eines, dass sich der Film durch seine Laufzeit eben selbst auferlegt: Adolfo nimmt sich zwar die Zeit, um die Probleme der jungen Erwachsenen ausreichend zu thematisieren und das hat auch emotionale Wirkung, aber so wirklich in Erinnerung bleibt nicht viel. Dafür sind Ereignisse und Schauplätze zu schnell abgehakt. Es ist wie eine Serie an kurzen Vignetten – sie funktionieren im Einzelnen wunderbar, doch zusammengesteckt fehlt es an gesamt geordneten Motiven, die wirklich in Erinnerung bleiben.

(https://www.berlinale.de/de/presse/pressematerial/stills-generation.html#lb222093-1) 

Ich würde jedoch verneinen, dass das am Ende des Tages ein großes Problem ist. Dafür ist Adolfo einfach zu sympathisch und die 70 Minuten genügen auf jeden Fall als kurzweiligen Einblick in diese eine Nacht des Erwachsenwerdens. Außerdem ist das dabei allemal sehr schön anzusehen: von Wes Anderson-esquen Versammlungshots oder tropisch bepflanzten Dachterrassen getränkt in weißes Mond- und gelbes Laternenlicht, das hier ist auf jeden Fall ein gut organisierter und sehr ästhetischer Instagram Account. Als quirliges Visual lohnt sich Adolfo dadurch allemal + er ist halt eben ein echt hübscher Kaktus. Aber ob das hier inhaltlich mehr als nur oberflächlich ist, darüber lässt sich definitiv debattieren.

18.02.23, Yaron

  • Yaron

    Filme sind meine Leidenschaft seit ich denken kann. Und die Berlinale ein jährliches Event seit mehreren Jahren. Gerade die Filme in Generation sind immer für Überraschungen gut, also mal sehen was dieses Jahr so auf uns zukommt!

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