1 1/2 Jahre auf Tour!

Laut dröhnt Rockmusik aus den Lautsprechern des Kinosaals, auf der Leinwand eine Band, durch aufdringlichste Lichteffekte immer wieder flackernd grell erleuchtet.

On the Road heißt der Film, der die Band Wolf Alice eine Zeit lang halbdokumentarisch auf ihrer England-Tour begleitet.
Bruchstückhaft verfolgt man, wie die Band in ihrem Tourbus von einem Ort zum nächsten reist, abends ein Konzert gibt, manchmal noch mit Aftershow, und schon geht es wieder weiter.
Der Film begleitet auch Estelle, die neue Bandmanagerin, und überträgt ihre Eindrücke von dieser neuartigen Erfahrung, was den fiktiven Teil, das sonstige Tourleben den dokumentarischen Teil des Films bildet. Fiktion und Dokumentation greifen meines Erachtens hier gut ineinander.

Zu Anfang des Films wird kaum ein Lied komplett gespielt. Mitten im Song ist ein Cut und schon wird der nächste Tourort eingeblendet. Man schafft es nicht, in den Film einzutauchen. Immer wenn man gerade so weit ist, wird man durch das abrupte Ende des Liedes wieder vollkommen herausgerissen, sicherlich eine Unterstreichung der Situation: Auf Tour ist man eben jeden Tag woanders, hat keine Zeit irgendwo anzukommen, das Leben im Bus wird dein Zuhause.
Im Verlauf legt sich das, wodurch der Film immer mehr gewinnt.
Irgendwann ist auch Estelle in ihrem Umfeld angekommen, wodurch sich wahrscheinlich auch das längere Verweilen einzelner Szenen erklärt. Es kommen sanftere Gitarrenklänge hinzu, die einzelnen Lieder werden zur Gänze gehört. Dies stellt eine angenehme Abwechslung zu dem abrupten Start des Films dar.

Schön dargestellt ist der Zusammenhalt, der während einer solchen Tour entsteht. Wie die abendlichen Konzerte das lange Fahren im Bus rechtfertigen und wieder gut machen. Wie schwer es ist, Freundschaften zu pflegen, wenn man andauernd unterwegs ist. Dass sie trotz allem Spaß daran haben, und nicht schon völlig erledigt sind. Faszinierend auch, dass Wolf Alice nun seit mittlerweile anderthalb Jahren nur durch die Gegend touren, für Viele sicherlich unvorstellbar.

Mir war der Film anfangs etwas zu anstrengend, zum einen durch die recht penetrante Rockmusik, zum anderen durch die ständigen Unterbrechungen. Auch wenn dies sicherlich ein bewusstes Stilmittel war, lässt es den Zuschauer dennoch nicht eintauchen, was schade ist.
In der an den Film anschließenden Q&A wurde gefragt, wieso man als Zuschauer zu diesem Film nicht tanzen kann und das traf es auf den Punkt. On The Road schafft es leider nicht, komplett mitzureißen. Die vielen Details über das Tourleben, die Band und die Fans des Rock-Genres geben sicherlich einen spannenden Einblick – Viele dürften tatsächlich nach dem Film festgestellt haben, dass das Tourleben wahrscheinlich nichts für sie wäre -, dennoch begeistert der Film nicht komplett, wenn man nicht unbedingt auch ein Fan dieser Musik ist.

Alles in allem also ein anfangs etwas anstrengender Film mit jedoch interessanten Einblicken, der zunehmend besser wird.

11.02.17, Sarah Gosten
  • Sarah

    Bereits als Kind besuchte Sarah mit ihrer Mutter und Schwester gemeinsam die Berlinale. Seitdem ist Berlinale Generation ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Im Rahmen des Berlinaleprojekts "Junge Journalisten" konnte sie erste Festivalluft schnuppern. 2013 gründete sie mit weiteren Berlinaleenthusiast:innen die freien Generation Reporter:innen. Außerhalb der Berlinale studiert Sarah aktuell im Master in Aachen, spielt E-Bass in einer Band und geht wahnsinnig gerne bouldern.

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