Der Neunjährige, der sich das Geigespielen beibrachte

Soll ich ganz ehrlich sein? Für Finn würde ich jederzeit wieder am Sonntag um 10 Uhr im Kino sein.
Der kleine Junge mit der Geige und seinem Wunsch, all seine Zeit dem zu widmen, was er liebt, hat mich so sehr berührt, dass ich am Ende sogar weinen musste.

Aber von vorne. Finn ist ein Neunjähriger, der aus Wunsch seines verwitweten Vaters zum Fußball geht, aber sich selbst nicht wirklich dafür begeistern kann. In der Schule wird er schikaniert und nachmittags muss er zum langweiligen Fußballtraining. Doch dann zieht in ein verfallenes Haus auf seinem Schulweg ein alter Mann ein und spielt so wundervoll auf seiner Geige, dass Finn es unbedingt selbst lernen möchte. Doch aus irgendeinem Grund ist sein Vater komplett dagegen und unternimmt alles, um Finn am Geigespielen zu hindern – was diesen allerdings kalt lässt. Ab sofort besucht er jeden Tag den alten Mann, Luuk, der sich später als Finns Großvater herausstellt, und lässt sich von ihm unterrichten.

Die Geschichte hat von vorne bis hinten gestimmt. Es war so wundervoll, Finn bei dem zu sehen, was ihm so viel Spaß macht, seine Verbissenheit beim Lernen zu beobachten und zu hören, wie er jeden Tag besser wurde. Man ertappte sich selbst dabei, sich zu wünsche, dass am Ende alles gut für ihn wird und sein Vater ihn endlich versteht. Und vor allem war am Ende der halbe Saal zu Tränen gerührt, einschließlich meiner selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden im Kino gab, der nicht mit Finn mitgefiebert hat, der keine Angst hatte, dass er es am Ende doch nicht schafft, der nicht vollkommen erleichtert war, dass es ein so schönes Happy End gab.

Mels van der Hoeven, der Darsteller von Finn, war einfach selbst ein so süßer Kerl, dass man ihn von Anfang an mochte. An dieser Stelle würde ich außerdem gerne Mels‘ Schauspieltalent loben, denn es gab kaum Szenen, in denen man den Kleinen nicht auf der Leinwand sehen konnte, und in jeder dieser Szenen steckte Finn vollkommen in seiner Rolle, es war beeindruckend, denn beim Dreh selbst war Mels noch 8 gewesen.

Auch die Musik war unglaublich schön. Wer vor dem Film bereits einen Eindruck von der wundervollen Musik bekommen möchte, kann auch hier vorbeischauen und sich verzaubern lassen. Passend zum Instrument, wurde auch für die Filmmusik hauptsächlich die Geige benutzt, aber auch das Klavier und ausgewählte andere Instrumente aus der Orchesterbesetzung. Jedenfalls untermalt die Musik wunderschön die Geschichte – in allen Emotionslagen. Ob nun dramatisch, traurig, fröhlich, es war für jede Szene etwas dabei.

Ich denke, ich muss nicht viel weiteres sagen, es würde sowieso immer nur wieder „wundervoll! schön! umwerfend! grandios! zum Heulen!“ erscheinen, und ich denke, dass ihr mich auch so schon verstanden habt – all diese Wörter treffen einfach auf diesen Film zu, und für mich ist Finn definitiv ein Favorit für den Gläsernen Bären.

09.02.14, Johanna Gosten
  • Johanna

    Johanna, 24, geht schon seit sie denken kann mit ihrer Schwester auf die Berlinale. 2013 wurde sie zum Gründungsmitglied der freien Generation Reporter:innen. Wenn sie nicht gerade über die Filme und Hintergründe des Generationprogramms schreibt, singt sie im Chor und verschlingt ein Buch nach dem anderen. Nebenbei studiert sie auch im Master Ernährungsmedizin in Lübeck.

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