Autor: Johanna

Johanna, 24, geht schon seit sie denken kann mit ihrer Schwester auf die Berlinale. 2013 wurde sie zum Gründungsmitglied der freien Generation Reporter:innen. Wenn sie nicht gerade über die Filme und Hintergründe des Generationprogramms schreibt, singt sie im Chor und verschlingt ein Buch nach dem anderen. Nebenbei studiert sie auch im Master Ernährungsmedizin in Lübeck.
Kritik

Mut zum Anderssein

High-School-Schüler Billy Bloom ist nicht so, wie andere Jungen in seinem Alter. Er liebt es exzentrisch, trägt gerne schräge Kleidung und schminkt sich. Nicht allen Mitschülern gefällt das. Vor allem jetzt, wo er auf einer konservativen Schule gelandet ist, nachdem Billy von seiner geliebten Mutter (Bette Midler) zum reichen Vater (Larry Pine) umziehen musste. Die neuen Klassenkameraden machen Fotos von ihm, werfen ihn mit Papierkügelchen ab und machen sich über ihn lustig. Doch das ist ihm fast alles egal. Er verfolgt weiterhin sein Ziel "unerbittlich fabelhaft", wie es Billy selbst nennt, zu sein und lässt sich für die Wahl zur Homecoming Queen an seiner Schule aufstellen. Das Regiedebüt von Trudie Styler "FREAK SHOW" erzählt auf lustige aber auch krasse Weise, von einem selbstbewussten...
Hintergrund

Stimmen aus dem Off bestimmen die Atmosphäre

Noch nie wurde mir so deutlich, wie wichtig die Einsprecher im KPlus Programm wirklich sind. Ich hatte mich schon an die zwar sanften, vielfach aber eher monotonen Einsprechungen gewöhnt, die vermutlich absichtlich möglichst neutral gehalten werden.Als Jörg aber heute im Zoopalast zu Primero Enero die deutsche Übersetzung einsprach, wurde mir klar, was für ein großer Teil der Atmosphäre letztendlich durch die Live-Übersetzer übertragen oder neu kreiert wird. Zwar verstellte Jörg seine Tonlage nicht komplett, aber er gab Vater und Sohn dennoch eine eigene Stimme und legte Gefühl und Zuneigung in seine Stimme, genau wie es die Beziehung von Vater und Sohn verlangte. Statt neutral zu übersetzen, sprach er leise, aber bestimmt. Man konnte sich einfach zurücklehnen und von seiner Stimme bis nac...
Kritik

Ein Cowboy reitet seinen Träumen hinterher

„Der war cool.“ - „Findest du?“So in etwa lief der kurze Meinungsaustausch zwischen Sarah und mir ab, als der Vorhang nach dem Kurzfilm Morning Cowboy fällt. Und ich bleibe bei meiner Meinung. Zwar bin auch ich kein großer Fan der Animationsart, allerdings hat dieser kurze Film irgendetwas in mir direkt angesprochen. Jose startet seinen Tag wie jeden anderen. Zum Frühstück kommuniziert er nur bedingt mit seiner Frau, auf dem Weg zur Arbeit lachen ihn die Passanten für seine Cowboy-Kleidung aus und an seinem Arbeitsplatz, an dem er sich sowieso noch nie wirklich wohl gefühlt hat, will er auf einmal nicht mehr. Er lässt sich beschimpfen, auslachen - und ruft am Ende sein Pferd, um als Cowboy endlich das zu tun, was er sich sein ganzes Leben bereits erträumt hatte.Dieser kurze Animationsfilm ...
Kritik

"Red Dog – True Blue" – Die Geschichte einer wahren Freundschaft

„Red Dog – True Blue“ – Die hier in diesem Film erzählte Geschichte der Freundschaft eines Jungen mit seinem Hund ist die Vorgeschichte zum Erfolgsfilm „Red Dog- Ein Held auf vier Pfoten“ aus dem Jahre 2011, der einer der größten Erfolge des australischen Kinos war und vom selben Regisseur Kriv Stenders stammt. Im Film „Red Dog – True Blue“ sieht der Geschäftsmann Michael mit seinen beiden Söhnen den Kinofilm über Red Dog und erkennt, dass es die Geschichte seines eigenen Hundes ist, den er einst besaß. In Rückblenden erzählt der Film seine Kindheit mit seinem Hund:Schwirrende Hitze, verrückte Pferde, schöne Mädchen – der 11-jährige Mick wird zu seinem Opa ins australische Outback geschickt, sein Vater ist tot, seine Mutter im psychischen Ausnahmezustand. Trotz anfänglicher Abneigung gegen...
Kritik

Zusammen auf Schatzsuche

- eine Kritik zu Tesoros, english version belowEinen unbedarften Start in den langen Kinotag bietet Tesoros dem Zuschauer. Etwa anderthalb Stunden begleiten wir die Kinder am Strande Mexikos auf ihrer geduldigen Suche nach einem Schatz, von dem man gar nicht weiß, ob es ihn wirklich gibt. Es ist ihre Art, sich die Freizeit nach dem Unterricht zu vertreiben.Von den Erwachsenen werden sie lächelnd unterstützt und lassen sich auf dem Weg neue Dinge beibringen - wie zum Beispiel die Bedienung von Google Maps. Und unaufhörlich steht das „Wir“ im Vordergrund. Auch der Schatz soll am Ende geteilt werden. Nicht einmal eine richtige Hauptfigur gibt es, denn obwohl Dylan die Idee mit der Schatzsuche hat und Jacinta die Geschichte erzählt, so stehen doch alle Kinder gemeinsam im Mittelpunkt.Tesoros i...
Kritik

Ein einsames Mädchen im Neonlicht der Nacht

- eine Kritik zu Ben Niao, english version belowPrüfend gucke ich während der letzten Szene auf die Uhr. Tatsächlich. Zwei Stunden sind nun vorüber und der Film müsste jeden Moment zu Ende sein. Wie unpassend dieses Ende auch wirkt.Nach dem Abspann gleitet der Vorhang zu, es wird höflich, jedoch recht dünn applaudiert. Allzu schnell kehrt wieder Ruhe ein, das Team betritt die Bühne bereits wieder vor stillem Saal.118 Minuten begleiten wir die Protagonistin Lynn durch ihren Alltag in einem chinesischen Dorf. Sie geht zur Schule, trifft sich mit ihrer Freundin May und radelt durch die leeren Straßen - zu jeder Tageszeit. Ihre Mutter lebt in der Stadt, um Geld für die Familie zu verdienen. Lynn hat sie bei den Großeltern gelassen.Was Ben Niao gut aufgreift ist dieses Familienszenario. Wie in ...
Kritik

Wie ein Stadthase seine Bestimmung bei den Osterhasen findet

Um die Berlinale Generation in seiner reinsten Form zu erleben, sollte man sich einfach zu dem Film mit der geringsten Altersempfehlung begeben. Denn was ich heute bei der Weltpremiere zu „Die Häschenschule“ erleben durfte, das macht das Herz dieser Sektion aus.Buntes Gewusel und Gekreische noch kurz vor Filmbeginn, ausgelassene Freude während der wundervollen Ansage des Moderators und schließlich ganz große Gefühle im Film selbst. Es wurde gelacht, geweint, sich gefürchtet, mitgefiebert. Mit ganzem Herzen erlebte das junge Publikum die Reise des Stadthasen Max, der zunächst nicht an die Häschenschule glaubt, kurz nach Filmbeginn aber genau dort landet. Bald kommt heraus: das Osterfest ist in Gefahr, denn die Füchse wollen das Goldene Ei stehlen und den Häschen somit die Kraft entreißen, O...
Hintergrund

Eine Journalistin als Fotografin bei der Berlinale

Einmal ganz nah am Rampenlicht sein und zu den Menschen gehören, die hinter der Kamera stehen und dafür andere Menschen ins rechte Licht rücken. Diese Erfahrung durfte ich machen, als gestern Nachmittag und Abend die Generation eröffnet wurde, denn Klara, unsere Fotografin, war zu diesem Zeitpunkt in Norwegen und stand uns leider noch nicht zur Verfügung.Als temporärer Ersatz sprang ich ein - und musste mich an dieses Gefühl erst einmal gewöhnen. Denn während es die Aufgabe des Journalisten ist, den Film, die Atmosphäre, sowie die Publikumsreaktion und das gesamte Drum und Dran auf sich wirken zu lassen und sich im Nachhinein damit zu befassen, ist der Fotograf im Hier und Jetzt in Aktion und muss im Moment selbst schaffen. Raus aus dem dunklen Publikumsbereich, aus dem Kinosessel und ganz...
Kritik

Festival-Atmosphäre ist etwas Besonderes!

Ein Freiluftkino mit einem Schneebock als Leinwand? Das will ich sehen!Da ich momentan in Norwegen wohne, habe ich die kürzere Entfernung nach Tromsø genutzt und mich bei dem Tromsø International Film Festival (kurz TIFF) als Freiwillige beworben. Zum Glück wurde ich angenommen und so bin ich im Januar für eine Woche in Tromsø gewesen und habe dort ein für mich neues Filmfestival kennengelernt.Das Festival begann für mich einen Tag früher, mit dem Freiwilligentreffen und einer Filmvorführung des tirkischen Films "My Fathers Wings". Die Begrüßungsrede und die dadurch entstehende Atmosphäre hat mich sofort an die Berlinale erinnert, dieses Gefühl wir ALLE sind das Festival. Nach dem Treffen konnte ich mir mein "STAFF"-T-Shirt, eine Festivaltasche gefüllt mit allem möglichem und, natürlich am...
Kritik

Oscar Nominierung für "Blind Vaysha" Huraa!

Der kanadische Kurzfilm „Blind Vaysha“, der letztes Jahr im Genration 14+ Programm lief wurde für den Oscar als bester animierter Kurzfilm nominiert. „Blind Vaysha“ hat mich sehr gefesselt und ich bin super glücklich, dass dieser Film so anerkannt wird.Das besondere an diesem Kurzfilm ist die animiation aus Holzschnitt. Mit beeindruckenden Bildern und hinterlegt mit gewaltiger Musik erzählt der Kurzfilm die Legende von Vaysha, die mit sehr ungewöhnlichen Augen geboren wurde: Ihr linkes Auge kann nur in die Vergangenheit und ihr rechtes nur die Zukunft sehen. Die Gegenwart ist ein toter Winkel.Von den Leuten ihres Dorfes "Blind Vaysha" genannt, wird das Mädchen von den beiden Realitäten gequält, die sie nicht versöhnen kann. Legende vermischt sich mit Wirklichkeit, Vergangenheit mit Zuk...