Bankenkrise und Homosexualität

Eine Kritik zu Feriado

Juan Pablo ist gezwungen, seine Ferien im Haus seines Onkels zu verbringen. Nicht alle seiner Cousins stehen ihm wohlwollend gegenüber. Das macht sein Leben dort ziemlich schwer. Auch, dass die Bank des Onkels mitverantwortlich für die große Bankenkrise ist, verkompliziert die Familiensituation. Juan hält sich daher möglichst von seiner Verwandtschaft fern und zieht alleine durch die Gegend. Dadurch lernt er Juano kennen, den er von Anfang an faszinierend findet. Allzu bald entdeckt er Gefühle für ihn, die er noch für keinen anderen empfunden hat.

Feriado ist einer der ersten Filme – wenn nicht sogar der erste – aus Ecuador, die auf der Berlinale bisher gezeigt wurden. Dementsprechend revolutionär ist das Thema: die große Bankenkrise Ecuadors im Jahre 1999. Für die Ecuadorianer war das bisher ein großes Tabu, weil niemand wusste, wie mit diesem Thema umzugehen ist. Schließlich haben diese Vorkommnisse vielen Bewohnern Ecuadors sehr geschadet. Dementsprechend aufgeregt waren die vielen ecuadorianischen Zuschauer.

Für mich, die ich absolut nichts von diesem Thema wusste, bevor ich den Film gesehen habe, muss ich allerdings feststellen, dass deswegen der Beginn des Films etwas sehr verwirrend für mich war. In schnellem Spanisch wurde über die Bankenkrise diskutiert. Man verlor den Faden, kam nicht mit und war irritiert. Nach einiger Zeit merkte man allerdings, worum es ging. Doch auch später verlor man leicht den Überblick. Wer wurde jetzt zusammengeschlagen? Etwas die Cousins? Oder völlig neue?

Abgesehen davon bot der Film einen schönen Einblick in das normale Treiben Ecuadors. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen wurden gezeigt. Doch besonders erschreckend war für mich, dass die Polizisten den zusammengeschlagenen Jungen sang- und klanglos auf der Rückbank liegen ließen, während sie sich vergnügten. Eine grausame Vorstellung, dass dies in Ecuador leider wirklich passieren kann.

Es gab wundervolle Szenen, in denen Juan und Juano nebeneinander auf dem Dach lagen und von dort kopfüber in die Stadt blickten. Dadurch wirkt die Realität fern, man hat eine andere Perspektive.

Leider muss ich sagen, dass mir ein bisschen der rote Faden fehlte. Ich wusste nicht genau, worauf der Film hinauswollte. Es passierte alles nur von einem Moment auf den nächsten, es wurde nicht langzeitig gedacht.

Tatsächlich hatte ich mir vorgestellt, dass viel mehr passiert. Auch zum Beispiel bei der Beziehung zwischen den beiden Jungen. Stattdessen schlägt Juano Juan am Ende die Tür vor der Nase zu. Doch wie eine Frau im Publikumsgespräch erzählte, sei dies in Ecuador leider häufig so. Vor den Problemen wird die Tür geschlossen, man versuche nicht, damit klarzukommen. Von dem Standpunkt aus gesehen, ist das ein weiterer Punkt, der Ecuador in diesem Film charakterisiert. Es ist interessant zu sehen, wie der ecuadorianische Regisseur sein eigenes Land definiert. Normalerweise erhält man schließlich darüber keine großen Einsichten.

Ich fand den Film insgesamt ganz gut, da er wichtige Themen anschneidet. Sowohl die Homosexualität als auch die Bankenkrise. Doch leider war ich zwischenzeitlich etwas verwirrt, da ich den roten Faden nicht finden konnte und wegen meinem mangelnden Fachwissen zur Bankenkrise nicht alles verstehen konnte. Der Film ist ziemlich ruhig, doch auch lustig zwischendurch.

Feriado combines two interesting topics: homosexuality and the Ecuadorian bank crisis. Since I didn’t know much about the latter I learned many new things during the film and it gave me a good overview what happened in 1999. I was quite irritated though because it wasn’t really easy in the beginning to understand what this is all about if you just don’t know anything about it at all.

The movie shows in a great way how life in Ecuador works. It shows the beautiful landscape, the people, but also a terrifying scene where the police officers just leave the trounced boy in the back of their car while having some fun. Terrifying, because this can really happen in Ecuador.

I quite liked the movie, but it was hard to understand what’s going on in the beginning since I didn’t have any background knowledge about the bank crisis. I also liked the topic homosexuality though I kind of expected more to happen during the movie. Unfortunately I missed the central theme. I just could not find it. I never knew exactly what the point is now. But apart from that Feriado was quite good.

11.02.14, Sarah Gosten
  • Sarah

    Bereits als Kind besuchte Sarah mit ihrer Mutter und Schwester gemeinsam die Berlinale. Seitdem ist Berlinale Generation ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Im Rahmen des Berlinaleprojekts "Junge Journalisten" konnte sie erste Festivalluft schnuppern. 2013 gründete sie mit weiteren Berlinaleenthusiast:innen die freien Generation Reporter:innen. Außerhalb der Berlinale studiert Sarah aktuell im Master in Aachen, spielt E-Bass in einer Band und geht wahnsinnig gerne bouldern.

Schreibe einen Kommentar zu

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert