Schöne Bescherung

Eine Kritik zu Ninjababy.

Die 23-jährige Rakel führt ein ziemlich normales Leben – geht gerne feiern, trinkt, probiert sich aus und genießt die Unbeschwertheit einer Zwanzigjährigen. Bis sie eines Tages vollkommen aus dem Nichts herausfindet schwanger zu sein, und das sogar schon im 7. Monat! Von einer auf die andere Sekunde ist Rakels Leben auf den Kopf gestellt – anstelle von Fragen wie was es heute zu Essen gäbe, auf welche Party sie gehen möchte oder in welche Richtung sie ihr Leben nach dem abgebrochenen Studium gestalten möchte, muss Rakel sich plötzlich damit beschäftigen wer der Vater des ungeborenen Kindes ist und was für Möglichkeiten es gäbe mit einer ungewollten Schwangerschaft umzugehen. Zum Glück stehen Rakel auf dieser Achterbahnfahrt der Gefühle ihre Mitbewohnerin Ingrid und der Aikido-Trainer Mos, den die beiden fälschlicher Weise zu erst für den Vater hielten, zu Seite.

Das Thema ungewollter Schwangerschaften junger Menschen ist in (Generations)filmen sicherlich nicht neu. „Ninjababy“ verpackt dieses Thema aber so wunderbar in eine Geschichte, die das perfekte Mittelmaß zwischen Komödie, Tiefe und Emotionalität findet. Durch Rakels Phantasie erwacht das ungeborene Kind als kleine Comicfigur, die Rakel zeichnet, zum Leben und gibt zu Allem seinen Senf dazu. In allmöglichen Situationen ploppt das kleine „Ninjababy“, wie Rakel es nennt, auf, und kommentiert ihre Gedanken und Handlungen. Durch eine charmante und lustige Art erfährt das Publikum so von der Überforderung, die eine plötzlich entdeckte Schwangerschaft mit sich bringt, und den Gefühlen gegenüber sich selbst, dem Baby und der Zukunft. Rakel selbst fängt durch das Ninjababy an eine emotionale Bindung zum Kind aufzubauen, was ihre Entscheidungen darüber, bei wem und wie das Kind aufwachsen soll, noch erschwert.

Bis zur letzten Sekunde gibt „Ninjababy“ die Möglichkeit zum Mitfiebern, nichts ist vorhersehbar und Rakels finale Entscheidungen bleiben bis zum Schluss offen. Durch in den richtigen Momenten auftretende Spannungsmomente, die so simplen, aber ausdrucksstarken Animationen und passender Musik erschafft Regisseurin Yngvild Sve Flikke ein Werk mit unterschiedlichsten Facetten, die im perfekten Gleichgewicht stehen. Schauspielerin Kristine Kujath Thorp schafft es zudem Rakels Gefühlswelt so überzeugend auf die Leinwand zu bringen, dass das Publikum in ihr Dilemma einbezogen wird und mitfühlen kann.

Mit „Ninjababy“ bekommt Ihr einen in sich vollendeten und perfekt abgerundeten Film, der die komplizierte Lage einer ungewollt werdenden jungen Mutter portraitiert und trotz des ernsten Themas Lacher und Spaß beim Zuschauen garantiert. Zu Sehen ist der Film am 13.06.2021 um 21:30 im Freiluftkino Rehberge und am 15.06.2021 um 21:45 in der Freilichtbühne Weißensee.

07.06.2021, Clara Bahrs

  • Clara

    bezeichnet die Berlinale oft als 5. Jahreszeit. Während über das restliche Jahr Filme oft leider viel zu kurz kommen, sind die zehn Tage Berlinale dafür um so schöner, in denen man durch unterschiedlichste Filme im Generation-Programm Einblicke in Geschichten von jungen Protagonist:innen bekommt. Im mittlerweile sechsten Jahr mit den fGR freut sich Clara auf viele unvergessliche Filme, anregende Diskussionen, spannende Interviews und vor allem auf die einzigartige Berlinale Stimmung!

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