Über Grauzonen und mutige Konfrontationen

Ich bin immer fasziniert von Filmen, die Menschen und Ereignisse nicht einfach schwarz-weiß zeigen. „Der ist böse, der ist gut. Jetzt solltest du lachen und jetzt weinen.“
Obwohl „Butterfly kisses“ in schwarz-weiß gedreht wurde, bewegen sich die Ereignisse in einer Grauzone. Als Zuschauer schwankt man zwischen Abscheu und Mitleid. Dieser Film verurteilt nicht, er lässt Spielraum für den Zuschauer und überlässt es jedem selbst ein Urteil zu fällen.
Der junge Drehbuchautor dieses Filmes stellte sich die Frage, wie die pädophilen Verbrecher, von denen oft in den Medien gesprochen wird, wohl als Teenager gelebt und sich gefühlt haben. So entstand die Rolle Jake. „Butterfly Kisses“ behandelt sein Leben und seine Freunde, aber auch sein geheimes, wiederwertiges verlangen nach jungen Mädchen.
Ich will an dieser Stelle nicht viel über die Handlung verraten, da ich diesen Film stärksten weiterempfehle. Die Zerrissenheit und das Dilemma mit dem dieser Film das Publikum konfrontiert ist sehr wirkungsvoll und stimmt den Zuschauer nachdenklich.
Durch die beeindruckende schauspielerische Leistung des Hauptprotagonisten und einem gelungenen Spannungsbogen gibt „Butterfly Kisses“ einen erschreckend realistischen Eindruck in eine komplexe und gequälte Seele.
Der einzige Schwachpunkt an diesem Film ist für mich die Musik. Diese ist auf einer Orgel in einer alten Kirche außerhalb Londons aufgenommen worden und an sich sehr kraftvoll und beeindruckend. Jedoch wurde man fast von ihr erdrückt, da sich die selbe Melodie immer und immer wieder wiederholte. An sich ein interessantes Mittel – kaum in der Musik zu variieren. Jedoch verlor die Musik durch ihren ständige Einsatz an kraft. Ich denke einige dramatische Szenen hätten durch eine Sound, der ruhiger und damit mehr im Kontrast zu den Ereignissen stehen würde noch stärker gewirkt. Für mich wurde die Musik in manchen Momenten einfach zu viel des Guten.
Allerdings hat die poetische Ästhetik des Filmes in schwarz weiß überraschend gut funktioniert und ausgezeichnet mit dem Rest harmoniert. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich hier um einen Low-Budget-Film handelt, der sich dies jedoch kaum anmerken lässt.
„Butterfly Kisses“ zwingt den Zuschauer sich mit einem Thema zu beschäftigen das man am liebsten verdrängen würde. Ich habe großen Respekt vor diesem mutigen Film und finde ihn absolut sehenswert.

English Version

I am always fascinated by films who refuse to show things only in a light of black and white. „He is evil, he is good. Please laugh now and now its time to cry.“
Although „Butterfly kisses“ was shot in black and white, the events are moving in a grey zone.
This film does not condemn, it leaves space for the viewer to decide and to make a judgement.
The young scriptwriter of this film was somehow overwhelmed by the paedophile criminals presented in media and was asking himself how they were when they were teenagers.
„Butterfly Kisses“ deals with Jakes life and the life of his friends but also his secret, abominable lust for small girls.
I won’t say much about the plot, as I strongly recommend this film, because way this film confronts the viewer is very effective.
The impressive actorial performance of the main protagonist and a successful arc of suspense gives a frighteningly realistic insight into a complex and tormented soul.
The only thing I can criticize is the music in „Butterfly kisses“. It is organ music recorded in an old church at the outside of London. It is indeed very powerful and impressive. However, the same melody repeated over and over again looses its power after a while. An interesting mean – hardly to vary in the music. But some dramatic scenes might have been even stronger with a more quiet and thereby contrasting sound.
However, the poetic black and white pictures worked surprisingly well and harmonized with the rest of the film. At this point I want to mention that this is a low-budget film, although it is hardly perceptible.

„Butterfly kisses“ forces the viewer to deal with a topic that one would prefer to forget. I have great respect for this daring film and I find it is absolutely worth seeing.

13.02.17, Liv Thastum

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