Autor: Sarah

Bereits als Kind besuchte Sarah mit ihrer Mutter und Schwester gemeinsam die Berlinale. Seitdem ist Berlinale Generation ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Im Rahmen des Berlinaleprojekts "Junge Journalisten" konnte sie erste Festivalluft schnuppern. 2013 gründete sie mit weiteren Berlinaleenthusiast:innen die freien Generation Reporter:innen. Außerhalb der Berlinale studiert Sarah aktuell im Master in Aachen, spielt E-Bass in einer Band und geht wahnsinnig gerne bouldern.
Kritik

Eine erste zarte Rebellion

„Woher weißt du, dass Gott existiert?“Eine Kritik zu Las NiñasWir befinden uns im Spanien der 1990er-Jahre. Auf einer katholischen Mädchenschule findet sich Celia an der Schwelle zum Teenagerleben. Langsam kommen sie und ihre Freundinnen in ersten Kontakt mit Alkohol und Parties, hören sich zusammen Musik an, rauchen verschwörerisch ihre erste Zigarette und lassen sich Tipps von Teenie-Zeitschriften geben. Das ganze ist jedoch sehr liebevoll und sanft gelöst. Es sind die ersten Erfahrungen einer Zwölfjährigen. Insbesondere die langsam erblühende Freundschaft mit Brisa, der Neuen, prägt Celia. Sie haben viele Gemeinsamkeiten, zugleich nimmt das aus Barcelona stammende Mädchen einige Dinge weniger wichtig, als Celia es gewöhnt ist, und kann sich mit dem starken Katholizismus sichtlich nicht ...
Kritik

Intimität im Umgang mit dem Tod

Wie geht man damit um, wenn die kleine Schwester stirbt? Wenn sie dich nicht mehr nachts weckt, weil ihr kalt ist? Wenn sie von jetzt auf gleich nicht mehr da ist? Einfach weg.Eben diese schwierige Situation beleuchtet Mamá, Mamá, Mamá. Erwachsene sind in dem Film mit Absicht außen vor, die Mutter tritt erst nach einiger Zeit zum ersten Mal in Erscheinung. Ihre Trauer findet weitestgehend hinter verschlossenen Türen statt. Cleo indes wird intensiv verfolgt. Die Kamera beobachtet sie, wie sie zwischen ihren Cousinen sitzt und das Leben weitergeht. Sie jedoch ist in sich gekehrt und braucht ihre Zeit. Künstlerische Szenen, in denen der Pool als Ort des Unglücks ergründet wird, deuten den Tod ihrer Schwester nur an. Nie wird es explizit erwähnt. © Rebeca Rossato Siqueira/Rita Cine & Bomba Cin...
Hintergrund

Die Sache mit dem Gendern – ein Kommentar

Früher habe ich mich immer gefragt: Wieso eigentlich? Wieso dieser ganze Aufwand mit dem Gendern? Schüler tut’s doch auch. Mich jedenfalls stört das nicht. Und überhaupt: „Schüler und Schülerinnen“ oder noch besser „SchülerInnen“ liest sich doch einfach nur sperrig. Wieso machen wir es uns so unnötig kompliziert?Kompliziert? Schon. Unnötig? Keinesfalls. Sollte nicht eigentlich beleuchtet werden, warum das überhaupt notwendig ist? Sollte die Frage nicht sein: Wie kann es sein, dass eine Jugendliche sich daran stört, dass sie endlich auch als weibliche Person angesprochen wird? https://media.istockphoto.com/photos/woman-with-a-symbol-for-gender-equality-picture-id836643116?k=6&m=836643116&s=612x612&w=0&h=awYGpEFGiEELXqOv_sUrMdDIx39w5_H59dhdSvcdSrA=Zunächst zum Wesentlichen: W...
Kritik

Some Days In The Lives of the Free Generation Reporters

Freitag, 08.02.2019, 15:30 Uhr, Eröffnungszeremonie.* Anna-Lou Langsam verstummen die mich umgebenden lebhaften Gespräche. Die Lichter des Saales erlöschen und meine Blicke richten sich erwartungsvoll auf die noch leere Leinwand. Verschwommen erscheint der Umriss eines goldenen Bären, der sich wirbelnd tausend anderen Bären anschließt. Miteinander verschmolzen nehmen sie die Form einer strahlenden sich drehenden Sonnenkugel an, die sich langsam am Horizont verliert und plötzlich explodiert. Ein Bären-Big Bang, das sich funkensprühend auf der ganzen Leinwand ausdehnt. Gebannt sehe ich zu, wie diese Funken eine glitzernde Bärengestalt formen. Die flackernde Leuchtschrift „69. Internationale Filmfestspiele Berlin“ trifft mich wie ein Schlag. Die Berlinale, ein faszinierender, bislang unerreic...
Hintergrund, Interview

Interview with Xue Bai, director of»Guo Chun Tian« (»The Crossing«)

Vincent & SarahLast Thursday, Sarah and I had the chance to meet Xue Bai, director and screenwriter of this year's Generation 14plus contribution »Guo Chun Tian« (»The Crossing«) in her apartment.Freie Generation Reporter: Miss Bai, you grew up in the border city Shenzhen. How did you experience the divide of China and Hongkong when you were a child? How did this maybe change over time?Xue Bai: Good question. Actually, I was six years old when we moved to Shenzhen. The city is very close to Hongkong. There is just one river in between. We speak the same language, we eat the same food, we drink the same water. As a child, I listened music, watched movies and saw TV programs from Hongkong. So, for me there has always been a deeper connection instead of a divide.In 1997, Hongkong became a spe...
Kritik

Eine Challenge für die Sehgewohnheiten

Eine Kritik zu "The Body Remembers When The World Broke Open" For English Version Áila verkörpert alles, was Rosie nicht ist: Zwar wird sie auch als indigen bezeichnet, jedoch ist sie schlank, privilegiert, wohnt in einem schönen Apartment und kann bestimmen, ob sie ein Kind bekommen möchte. Rosie indes, aus einem indigenen Volk Kanadas stammend, von ihrem Freund unterdrückt und misshandelt, verfügt über keinerlei Mittel, alleine zurecht zu kommen. Noch dazu ist sie hochschwanger. In „The Body Remembers When The World Broke Open“ kommt es zu einer Begegnung der besonderen Art zwischen diesen beiden Charakteren. Als Áila Rosie auf der Straße entdeckt, barfuß, vollkommen verlassen und überfordert im Regen stehend, den Freund auf der anderen Seite der Straße wütend brüllend, nimmt Áila sie ku...
Kritik

Zwischen zwei Städten

Eine Kritik zu Guo Chun Tian.For English Version Ständig unterwegs zwischen der einen oder anderen Seite. Zwischen Shenzen und Hong Kong. Mit der Familie in Shenzen, der Schule und den Freunden jedoch in Hong Kong muss Peipei jeden Tag über die Grenze, ist dabei ständig unterwegs, gehört aber nirgendwo richtig hin. Der Versuch den Erwartungen der deutlich wohlhabenderen Freundin gerecht zu werden, gepaart mit einer gleichzeitigen Neugier lässt sie aus einer einmaligen Möglichkeit das lukrative Schmuggeln von iPhones aus Hong Kong, seit Rückgabe an die Chinesische Republik eine steuerlose Sonderverwaltungszone, nach Shenzen für sich entdecken. Hier findet sie ihre neue Familie, fühlt sich wohl, hat Spaß, wird dabei jedoch auch immer weiter in den Sog der Gesetzesverstöße gezogen.Elektronisc...
Kritik

Prostitution im Regenwald

Eine Kritik zu "By The Name of Tania".For English Version Bleierne Stille liegt in der Luft. Lange Einstellungen von Landschaftsaufnahmen des Regenwaldes stehen im Wechsel zu ausgiebigen Nahaufnahmen einer jungen Frau, der Protagonistin. Über den ruhigen Szenen liegt ihre Stimme: „Sie sagte, mein Job würde sein, schön auszusehen und in der Bar zu tanzen, damit die Männer etwas kaufen.“, im Hintergrund hierzu tanzende Mädchen. Oder: „Und dann haben sie das kleine Mädchen Priscilla einfach so verkauft. Sie war nur ein Kind.“, im Bild eine Gruppe von Mädchen in einem Truck.Auf einer Fähre begibt sich die Protagonistin auf den Weg ins Ungewisse, in den Abgrund. In Zeitsprüngen werden unterschiedliche Szenen wieder aufgegriffen, viele Sätze ergeben erst zu späterem Zeitpunkt einen Sinn.Der Fil...
Interview

"He is the kind of kid that looks at the stars and trembles because he is terrified of what is possible in the world"

An interview with Mo Scarpelli, the director of Anbessa.Es ist 12:30 Uhr. Draußen regnet es in Strömen. Im Berlinale-Palast herrscht eine ruhige angenehme Atmosphäre. Im 3. Stock in einer Sitzlounge wartet Mo Scarpelli, die junge Regisseurin des Films „Anbessa“, auf mich. In dokumentarischer Form begleitete sie einen äthiopischen Jungen, der an der Grenze zwischen der alten typischen äthiopischen Lebensform und den Anfängen der Urbanisierung lebt. Gleich zu Beginn erzählt sie mir von der wunderbaren Vorführung am Vormittag im FaF, bei der viele Kinder waren und aufgeregte Fragen stellten. Ein inspirierendes Gespräch entwickelt sich. Freie Generation Reporter: So, you have been to and shot films in Ethiopia before. Would you like to give us a little introduction on how that came to be?Mo: I...
Kritik

Überwältigung

For English Version Nach KPlus zu früherer Zeit des Freitags eröffnen der Regisseur von „We are little Zombies“, Makoto Nagahisa, mit seinen zu zwei Zöpfen geflochtenen Haaren und der Hauptdarsteller des Films in wunderbar rhythmischem Japanisch am Abend nun auch 14Plus der 42. Generation 14Plus und 69. Berlinale. Die Vorhänge gehen auf. Gespannte Erwartung liegt im Saal.Die musikalische Eröffnung durch das Thema von Madama Butterfly zur Szene im Krematorium wird schon bald durch schallende Gameboy-Musik ersetzt. Im starken Kontrast zum Einäschern der Eltern dringen synthetische Elektroklänge aus den Lautsprechern. Vier Jugendliche lernen sich kennen, die eines gemeinsam haben: Sie alle haben ihre Eltern verloren. Hierdurch geeint freunden sie sich an, erzählen sich von den Toden ihrer Elt...