Autor: Liv Thastum

Hintergrund

Stacheldraht und Plastikblumen – Fragmente aus der Ukraine

2017 präsentierte die Berlinale im Rahmen des Generation 14+ Programms den ukrainischen Dokumentarfilm „Shkola nomer 3“. Drei Jahre später ist mit „The earth is blue as an orange“ erneut ein Film im Programm, der Einblick in das Leben im Donbas - dem Grenzgebiet zwischen Ukraine und Russland - gibt. Denn auch wenn die Medienpräsenz nachlässt, der Krieg an der Grenze geht weiter. Der folgende Text ist eine Medienmitschrift: eine Kollage aus aktuellen Facebook-Posts von Menschen, die ich 2017 auf meiner Reise in die Ukraine kennengelernt habe. Es ist der Versuch die Gefühle von Menschen zu vermitteln, die ich als Außenstehende nicht in Worte fassen kann. So entsteht dieses aktuelle Zeitbild, ergänzt durch Analogaufnahmen, die während meiner Reise entstanden sind.STACHELDRAHT UND PLASTIK...
Kritik

Über nackte Körper und bunte Perlen

LivFor English Version Dieses Jahr zeigte Generation 14+ im Rahmen einer Cross-Section eine Auswahl an Kurzfilmen der Sektion „Berlinale shorts“. Unter dem Titel „And you make the world what you really want it to be: Love“ hat die Kurzfilm Sektion der Berlinale fünf Filme aus ihren Programm ausgewählt, die nun einem jungen Publikum präsentiert werden. Zwei Filme dieses Programmes sind besonders sehenswert! Nackte KörperDer spanische Kurzfilm „Suc de Síndria“ von Irene Moray behandelt ein intimes Thema auf eine wunderschön ehrliche Weise. Wir sehen ein junges Paar beim Sex. Die Augen der jungen Frau leuchten, doch sie kommt nicht zum sexuellen Höhepunkt. Liebevoll wollen die beiden sich gegenseitig befriedigen, aber für Barbara bleibt der Orgasmus aus. Der Grund dafür: sie wurde vor einigen...
Kritik

Die rechte Szene auf der Berlinale Leinwand

LivFor English Version Synthetische Popmusik dröhnt in den Saal des Haus der Kulturen der Welt. Auf der Leinwand eine Gruppe von Mädchen, die tanzt und sich schminkt, dann „die coolen Jungs“, die über Motorräder reden und sich prügeln. Kiira und Lenni sind der Schnittpunkt der beiden Cliquen. Sie sind 15, ein Paar – und in 9 Monaten werden sie Eltern. Während die Geburt des Kindes immer näher rückt, spitzt die Situation sich zu. Konflikte entstehen. Kiiras naive Leichtigkeit verblasst. Sie erkennt die Probleme, die auf sie zukommen werden. Lenni ist mit der Situation überfordert und sucht Halt. Er findet sie in der rechtsextremen Gruppe der Nachbarschaft. So versucht der finnische Gewinnerfilm des gläsernen Bären 2019 „Hölmö Nuori Sydän“ (Stupid young heart) die Themen Teenagerschwangersc...
Kritik

Die Klänge der Natur

For English VersionDie Wolken entleeren ihr Wasser über dem kleinen indischen Dorf Kalardiya. Bulbul und ihre Freunde lassen sich lachend nass regnen. Sie spüren die Tropfen auf ihrer Haut und das erste Kribbeln im Bauch. Aber in der Region herrschen strenge Regeln der Sittsamkeit, die unüberwindbar scheinen. "Bulbul can sing" ist ein ehrliches Porträt junger Menschen, deren alltägliche Träume mit kulturellen Realitäten kollidieren.Bulbul und ihre Freunde gehen zum Musikunterricht, klettern auf Bäume, spielen Brettspiele und schreiben sich erste Liebesgedichte. „Versprich mir, dass du mich immer lieben wirst!“, sagt Bulbuls Freund. „Ich verspreche es“, antwortet sie. Abends muss Bulbul singen üben, denn ihr Vater möchte das sie Sängerin wird - aber sie ist noch nicht gut genug. Der Gesang ...
Interview

Einfach loslassen – Ein Blick hinter die Kamera von "Where we Belong"

Der Schweizer Dokumentarfilm „Where we belong“ berührt das Publikum der diesjährigen Berlinale. Es ist eine einfühlsame, sinnliche Begegnung mit fünf Kindern, die offen über die Trennung ihrer Eltern erzählen. Die starke Bildsprache und einfühlsame Kameraführung des Filmes beeindrucken mich. Deshalb freu ich mich sehr, nach dem Screening des Filmes den Kameramann des Filmes - Nikolai Von Graevenitz zu treffen und ihm einige Fragen über die Kameraarbeit und Ästhetik des Filmes stellen zu können. Wir setzten uns an einen der kleinen Tische in der Lounge des Zoopalastes. Nikolai bestellt sich ein Glas Weißwein, ich rücke meine Papiere zurecht. Dann kann es losgehen. Wie ist die Zusammenarbeit zwischen dir und Regisseurin Jacqueline Zünd entstanden?Ach, wir kennen uns schon lange. Den ersten...
Kritik

Mama wo bist du?

For English VersionIm Kurzfilmprogramm 2 der Sektion Generation K+ traucht ein Thema immer wieder auf. Eine Mutter die ihre Kinder verlässt. Ohne Abschied, ohne Erklärung. Die Filme „Magralen“, „Dian Jiao Jian“ und „Ani“ zeigen wie unglaublich starke Kinder mit diesem einschneidenden Erlebnis umgehen. Kinder die manchmal mehr Kraft haben als die Erwachsenen. Die Geschichten spielen im Iran, Taiwan und Neuseeland. Drei Filme aus komplett unterschiedliche Ländern, die sich aber im Rahmen dieses Kurzfilmprogramms treffen. Fast scheint es als würden die Kinder miteinander sprechen. Sie leben zwar an unterschiedlichen Orten, aber sie erleben das selbe.Der iranische Kurzfilm „Magralen“ wird von Bildern eines Automüllplatzes auf dem Land umrahmt. Überall stehen kaputte Autos herum. Ein Maschine z...
Kritik

Mit allen Sinnen

Starke einfühlsame Bilder, der Klang ehrlicher Worte und ein ergreifender Soundteppich bilden die Atmosphäre eines Filmes, der emotional und ästhetisch unglaublich kraftvoll ist. In einem sinnlichen Geflecht aus Ton und Bild treffen wir auf fünf Kinder, die offen über die Trennung ihrer Eltern sprechen. Auch wenn sie an unterschiedlichen Orten in unter unterschiedlichen Bedingungen aufwachsen, sie alle zeigen, dass Kinder viel mehr verstehen und wahrnehmen als die Erwachsenen manchmal glauben.Der Schweizer Dokumentarfilm „Where we belong“ von Jacqueline Zünd feiert auf der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere. Es ist ein Porträt, eine emotionale Öffnung. Bedrückend und befreiend zu selben Zeit. Fünf Kinder: Alyssia, Ilaria, Carleton, Sherazade und Thomas erzählen uns wie es sich anfüh...
Kritik

Sei ein Rebell!

For English Version Donnernder Applaus im Haus der Kulturen der Welt. Um mich herum stehen die Leute auf. Ich spüre wie auch meine Beine sich bewegen. Die Moderatorin versucht das Wort zu ergreifen, aber das anhaltende Klatschen des Publikums lässt sie wieder verstummen. Die Premiere von „Espero tua revolta“ hat das Publikum bewegt und auf diese Weise will man Solidarität zu zeigen.Der brasilianische Dokumentarfilm „Espero tua revolta“ zeigt wie Jugendliche in Brasilien für das Recht auf Bildung, Gleichheit und Gerechtigkeit auf die Straße gehen. In gesammelten Videoaufnahmen von 2014 bis 2018 sehen wir wie die Schüler für ihre Rechte kämpfen. Erschreckende Bilder von Polizeigewalt und ausufernden Konfrontationen demonstrieren die Wirklichkeit der jungen Aktivisten. Aber gleichzeitig blühe...
Hintergrund

Brasilien – Ein Land in den Händen eines Rechtsextremen

For English Version Der brasilianische Dokumentarfilm Espero tua (re)volta aus dem diesjährigen 14 + Programm begleitet Jugendliche, die als Teil der wachsenden Protestbewegung des Landes gegen die schlechte Bildungssituation, Rechtsextremismus und Ungerechtigkeit auf die Straße gehen.Der wachsende Aktivismus ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt wie schlecht die soziale und wirtschaftliche Situation Brasiliens ist. Das Land steckt seit 2014 in einer schweren Wirtschaftskrise. Steigende Arbeitslosigkeit, Korruption und wachsende Kriminalität sind die Folgen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer. Die Bildungssituation ist miserabel und viele Familien können sich nicht leisten ihre Kinder in die Schule zu schicken. In den Favelas (Slums) der Großstädte geht nur jedes achte Kind zur S...
Kritik

Blaue Zärtlichkeit und rote Gewalt

For English Version Wie die roten Wellen an die Küste der iranischen Insel Hormus, so bricht das Leben schonungslos über Hendi und Hormoz hinweg. In der Hoffnung nun Arbeit zu finden werden die beiden jungen Menschen verheiratet. Aus Unsicherheit wird Zuneigung, doch ihr Weg wird nicht leicht sein. Abbas Amini ergänzt das Generation Programm um den bewegenden, einzigartigen und starken Film „Hendi va Hormoz“. Die Geschichte über Hendi und Hormoz ist nicht frei erfunden, sie basiert auf dem Leben der Einwohner der Insel Hormus. Unter der Herrschaft der Portugiesen war die iranische Insel einer der wichtigsten Handelsplätze am Arabischen Meer, doch schon nach der Eroberung durch die Perser 1622 verfiel das Handelszentrum. Trotz des großen Vorkommens an bunten Erden (Hämatit) herrscht no...