Autor: Sarah

Bereits als Kind besuchte Sarah mit ihrer Mutter und Schwester gemeinsam die Berlinale. Seitdem ist Berlinale Generation ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Im Rahmen des Berlinaleprojekts "Junge Journalisten" konnte sie erste Festivalluft schnuppern. 2013 gründete sie mit weiteren Berlinaleenthusiast:innen die freien Generation Reporter:innen. Außerhalb der Berlinale studiert Sarah aktuell im Master in Aachen, spielt E-Bass in einer Band und geht wahnsinnig gerne bouldern.
Staatenlos
Kritik

Staatenlos

Eine Kritik zu Maydegol. Ein Mädchen, komplett in schwarz gekleidet, hämmert an ein Tor. Sie fleht den Besitzer an, sie einzulassen und ihr Arbeit zu geben. Doch auch auf das Tor zu klettern, um ihrem Gesuch Gewicht zu verleihen, stößt auf Ablehnung. Frustriert springt sie herunter, richtet ihr Kopftuch und rennt los, zur Apfelfarm, auf der sie bereits regelmäßig arbeitet. Danach gehts weiter zum nächsten Job auf einer Pilzfarm. Spät abends kommt sie nach Hause, wird dort regelmäßig Opfer häuslicher Gewalt durch den Vater. Doch Maydegol hat einen Traum. Sie möchte professionelle Muay-Thai-Boxerin werden und in die Nationalmannschaft aufgenommen werden. Leider scheint dieser Traum Lichtjahre entfernt. Maygedol kommt aus Afghanistan und ist mit ihrer Familie in den Iran geflohen. Wede...
Fußballträume zwischen Idylle und Widerstand
Kritik

Fußballträume zwischen Idylle und Widerstand

Eine Kritik zu Raíz. Imposante Bergreliefs der Anden zieren die Leinwand. Zwischen ihnen der Junge Feliciano mit seinem Alpaka Ronaldo, benannt nach dem Fußballspieler. Feliciano ist tagsüber in den Weiten der Bergwelt unterwegs und hütet die Alpakaherde der Familie. Er ist begeisterter Fußballfan, hat die starke Hoffnung, dass Peru es schafft zur Fußballweltmeisterschaft nach Russland zu fahren.  Doch trotz der beeindruckenden Szenerie ist nicht alles in Ordnung in der peruanischen Bergregion. Durch sorgenvolle Bitten der Eltern, Feliciano sollte nicht zu nah an die Mine gehen, wird dem Publikum die Lage der indigenen Gemeinde verdeutlicht. Es gibt Bestrebungen, teils aus den eigenen Reihen, das Land zu verkaufen, um den fortschreitenden Minenbau zu ermöglichen. Diese Leute sc...
Der perfekte Tag
Kritik

Der perfekte Tag

Eine Kritik zu „Last Swim“. Es soll der Tag werden. Ziba hat alles genauestens geplant. Endlich wieder eine richtig schöne Zeit mit ihren Freund:innen verbringen, ihre Sorgen hinter sich lassen, für einen Tag jung sein. Zunächst die Zeugnisse, dann ein unbeschwerter Tag voller schöner Momente mit krönendem Abschluss im Kometenschauer, der an der Erde vorbeizieht.  Doch da ist noch etwas anderes. In der Art wie Ziba sich dem Tag wappnet, wie sie sich in ihrem Zimmer umsieht, als wäre es das letzte Mal, noch einmal die Bettdecke glattstreicht. Diese Schwere, diese Bedrohung schwingt mit, als sie sich auf den Weg macht. Während sich für den Zuschauenden schnell der Hintergrund dieser Bedrückung ergibt und eine böse Vorahnung aufkommen lässt, wissen Zibas Freund:innen nicht, was lo...
Zwischen Schuttbergen und Sexismus
Kritik

Zwischen Schuttbergen und Sexismus

Eine Kritik zu Xiao Ban Jie. Schuttberge überall. Daneben große Wolkenkratzer einer Metropole. Und zwischen den Schuttbergen der 14-jährige Li Xing und sein Kumpel Song Yang, die dort nach der Schule ihre Zeit verbringen, in einem Tunnel Zuflucht suchen, um den Mobbern zu entgehen. Ihr Zuhause nur wenige Hundert Meter davon entfernt. Sobald alle Bewohnenden sich haben abfinden lassen sollen auch diese Gebäude abgerissen werden, um neuen Wolkenkratzern zu weichen. Die Mutter verdient geringen Lohn und wird recht bald gefeuert. Alles in allem keine einfache Situation. © Liu Yaonan Li Xing und Song Yang zeigen erstes Interesse an Frauen. Sie besuchen einen Friseur, in dem Song eine Frau an den Brüsten berührt, woraufhin die beiden Jungs aus dem Laden geschmissen werden. Li Xing selb...
Weiblichkeit im Krieg?
Kritik

Weiblichkeit im Krieg?

Eine Kritik zu Darvazeye Royaha. Vielleicht noch etwas naiv trifft Negin Ahmadi die Entscheidung nach Syrien zu reisen und den Krieg der Kurd:innen hautnah mitzuerleben. Sie interessiert insbesondere die Rolle der Frau in solch kämpferischen Auseinandersetzungen. Wie drückt sich Weiblichkeit im Krieg aus? Warum sind die Frauen bereit, ihre Leben zu riskieren, um zu kämpfen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, lebt Negin über Monate mit Soldatinnen der Volksverteidigungseinheit YPG zusammen, wechselt häufiger mal die Lager, vielfach abhängig davon, was ihr die Leitung der Miliz erlaubt. Negin ist bei Einsätzen mit dabei, muss zunächst einmal selber lernen, wie sie mit einem Gewehr umzugehen hat. Während sie fremde Truppen angreifen, hockt sie neben den anderen Kämpferinnen in Deckung...
Ein filmreifes Publikumsgespräch
Hintergrund

Ein filmreifes Publikumsgespräch

Mittwoch Abend. “My ne zgasnemo” (auf Englisch: “We Will Not Fade Away”) feiert seine Premiere. Dokumentarisch begleitet der Film Jugendliche, die im Donbass groß geworden sind. Als der Krieg dort 2014 ausbrach ware sie nicht älter als elf. Vier der im Film gezeigten Jugendlichen sind heute Abend vor Ort, zu Zweien ist der Kontakt verloren gegangen, als Russland mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine begann. Als Zeichen halten die Jugendlichen eine ukrainische Flagge. Was sich uns nun bietet ist ein wahres Schauspiel, ein Aufwallen tiefstverstörter Emotionen gepaart mit einer Absurdität, die man sich kaum hätte ausdenken können. Von Anfang an ist die Stimmung angespannt, aufgeladen. Die Moderatorin eröffnet recht schnell die Fragerunde an das Publikum, um dann immer wieder Leuten das Wor...
A Call for Media Literacy
Interview

A Call for Media Literacy

Monday afternoon in the lounge area at Urania. In the cinema hall I can hear people clapping and cheering. Any minute now and I will meet Axel Danielson and Maximilien Van Aertryck, the two directors of the film “And the King Said, What a Fantastic Machine”. It’s their first feature-length film with its world premiere at Sundance where it already received the Special Jury Award for Creative Vision. In their documentary they tell their story about the invention of the camera, how it has become a mass medium used by everyone while showing up both its potential as well as its downsides. On Sunday the film had its European premiere here at the Berlinale, today it is shown in front of a younger audience. After the Q&A which was open to the audience the two men take some time to sit down wit...
Bridging the Gap Between Past and Present
Kritik

Bridging the Gap Between Past and Present

A review of Ha'Mishlahat. The German film review can be found here. The plane lands. A group of excited students pours out of the airport and boards a coach awaiting them. Finally, they have arrived in Poland. On this school trip, the Israeli adolescents will visit various concentration camps and memorials of the Shoah. Their youthful exuberance is met with the weight of tragic history, as they grapple with the desire to break out of rules, have fun, and enjoy each other's company, while also visiting places steeped in the atrocities of the past. The film uses hard cuts as a stylistic means to oppose between completely excited young people and the petrified faces of those confronted with the realities of the past. Students embrace and support one another as they process what they have e...
Unser Sommer
Kritik

Unser Sommer

Eine Kritik zu Hummingbirds. An English summary can be found below. Zwei Jugendliche liegen auf einem Autodach und schauen in den dunklen Nachthimmel. “Hast du den Stern da gesehen? Und den da hinten?”. Als die Alarmanlage des Autos losgeht, springen sie gackernd auf und laufen davon. Es handelt sich um Beba und Silvia, zwei beste Freund:innen, die ihren letzten gemeinsamen Sommer dokumentarisch einfangen. Zum einen sind da die Unsicherheit, ob Beba in den USA bleiben darf oder nicht, was die beiden mit ihrem Leben anfangen möchten und wo sie ihre Heimat sehen. Zum anderen genießen sie es auch einfach nur, Zeit zusammen zu verbringen, zu tanzen, zu musizieren, Schilder von Abtreibungsgegnern so zu bekleben, dass sie nun für Abtreibung stehen, oder über ihre Vergangenheit zu sinnieren. Inei...
Kritik

Die Brücke zur Vergangenheit

Eine Kritik zu Ha’Mishlahat. An English review can be found here. © Natalia Łączyńska Das Flugzeug landet. Aufgeregt strömen die Schülerinnen und Schüler aus dem Flughafengebäude in den auf sie wartenden Reisebus. Endlich geht es los. Die israelischen Jugendlichen werden auf dieser Reise verschiedene Konzentrationslager und Gedenkstätten der Shoah besuchen. Jugendlicher Überschwung trifft harte, tragische Fakten. Auf der einen Seite der Wunsch, aus Regeln auszubrechen, Spaß zu haben, das Zusammensein zu genießen. Auf der anderen die Besuche der geschichtsträchtigen Orte. Harte Cuts zwischen völlig aufgedrehten Jugendlichen und versteinerten Gesichtern, Schüler:innen, die sich gegenseitig in den Arm nehmen, sich stützen. Was machen mit diesem kulturellen Erbe? Inwiefern ist man selber noch...