"Ich wünschte, ich könnte dich vergessen"

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Liebe. In all ihren Formen und Farben. Maryanne und Tobi kündigten das bei der Eröffnung bereits an, aber ist etwas anderes, die Filme selbst anzuschauen, sie in sich aufzunehmen und sich mit all diesen Arten der Liebe zu befassen. Die Kurzfilmrolle 1 von 14Plus war eine solche Gelegenheit.

So fängt „Playa“ in außergewöhnlichem Format ein, wie groß die Liebe zwischen zwei Menschen sein kann, wie unendlich sie zunächst scheint. Und wie schnell man sich letztendlich doch aus den Augen verliert. Wir lauschen den Gesprächen der beiden Verliebten, während in Super 8 und Super 35 aufgenommene Filmrollen auf der Leinwand abgespielt werden. Die hakeligen Bilder sorgen dafür, dass den Worten der Sprechenden noch mehr Beachtung geschenkt wird, bedürfen allerdings auch einiger Gewöhnung. Ich selbst dachte nach 20 Sekunden: hoffentlich geht das nicht den ganzen Film so. Wer auf ungewöhnliche Formate und den Videostil der ersten Farbkameras steht, weiß damit vielleicht etwas mehr anzufangen. Letztendlich unterstreicht die Machart aber vor allem die Vergänglichkeit von Liebe und das Sehnen nach vergangenen Zeiten.

Ganz anders begegnet uns „Fry-Up“. Mit 8 Minuten der kürzeste Film der Rolle ist er mir dadurch nicht weniger in Erinnerung geblieben. Im Gegenteil. Vor allem im Nachhinein berührt mich dieses kurze Werk. Selten konnte ich eine solche Gefühlsbandbreite in so wenigen Minuten erleben. Der Protagonist, der sowohl nervös als auch schockiert als auch stark wird. Die Mutter, die ihrem Sohn Liebe entgegenbringt, den Vater kalt behandelt. Der Vater, der seinen Sohn abhärten möchte, aber dennoch erstaunlich zärtlich mit ihm umgeht. Und ein Umschwung in blankes Entsetzen. Fry-Up zeigt, wie ein Ereignis alles verändern kann. Und dass wir uns den Tatsachen erst stellen, wenn es bereits zu spät ist.

Eine krankhafte Besessenheit, die vom Täter vielleicht als Liebe empfunden wird, beschreibt uns „Follower“. Die Möglichkeiten, die Social Media Stalkern heutzutage gibt, wird in diesem kurzen Thriller dramatisch und brillant dargestellt. Knapp 10 Minuten fiebern wir mit Clara mit, die im Haus einer wohlhabenden Familie babysittet und auf einmal einen neuen Follower bei Instagram hat. Als sie ihn blockiert, folgt er ihr auf einmal erneut mit einem Feed an verunstalteten Bildern von Clara selbst. Die Lage spitzt sich zu. Wir begleiten Claras Situation auf ihrem Handy-Bildschirm, was die Geschichte für den Zuschauer so unerträglich macht, da einem viele Informationen verwehrt werden. Man kann die Umgebung nicht einsehen, ist auf das Smartphone und ihre Kameraaufnahmen beschränkt. Ein nervenaufreibender Schlussakkord dieser Kurzfilmrolle.

17.02.2018, Johanna Gosten

„I wish I could forget you“

Love. In all its forms and colours. Maryanne and Tobi already announced this at the opening, but it’s different to watch the films themselves, to take them in and to deal with all these kinds of love. The short film reel 1 of 14Plus was such an opportunity.

In this way, „Playa“ captures in an unusual format how great the love between two people can be, how infinite it seems at first . And how quickly you end up losing each other out of sight. We listen to the conversations of the two lovers, while in Super 8 and Super 35 recorded film rolls are played on the screen. The flickering pictures make sure that the words of those who speak are given even more attention, but they also require some getting used to. I myself thought after 20 seconds: hopefully this won’t continue the whole movie. If you like unusual formats and the video style of the first colour cameras, you might get accustomed to this style faster. Ultimately, however, the way it is made underscores above all the transience of love and the longing for times gone by.

We encounter „Fry-Up“ in a completely different way. With 8 minutes, the shortest film of the reel, I remember it no less. On the contrary. Especially in retrospect, this short work touches me. I have rarely been able to experience such a wide range of emotions in so few minutes. The protagonist, who becomes both nervous and shocked and strong. The mother who loves her son, treats the father coldly. The father who wants to harden his son, but still treats him with astonishing tenderness. And a turnaround to sheer horror. Fry-Up shows how an event can change everything. And that we don’t face the facts until it’s too late.

A pathological obsession, perhaps perceived by the perpetrator as love, „Followers“ shows us. The possibilities that social media gives stalkers today are dramatically and brilliantly presented in this short thriller. Just under 10 minutes we worry about Clara, who babysits in the house of a wealthy family and suddenly has a new follower on Instagram. When she blocks him, he suddenly follows her again with a feed of disfigured images of Clara herself. The situation gets worse and worse. We accompany Clara’s evening on her smartphone screen, which makes the story so unbearable for the viewer, as one is denied a lot of information. You can’t see the environment, it’s limited to the phone and its camera shots. A nerve-wracking final chord of this short film reel.

17.02.2018, Johanna Gosten
  • Johanna

    Johanna, 24, geht schon seit sie denken kann mit ihrer Schwester auf die Berlinale. 2013 wurde sie zum Gründungsmitglied der freien Generation Reporter:innen. Wenn sie nicht gerade über die Filme und Hintergründe des Generationprogramms schreibt, singt sie im Chor und verschlingt ein Buch nach dem anderen. Nebenbei studiert sie auch im Master Ernährungsmedizin in Lübeck.

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