Autor: Liv Thastum

Kritik

Das Problem

Der brasilianische Film „Don‘t Swallow My Heart, Alligator Girl!“ lässt mich mit einem Runzeln auf der Stirn im Kinosessel sitzen. Ein Film mit einer guten Idee, einem wichtigen Thema und einer herausragenden Bildsprache, trotzdem ist bei der Umsetzung der Idee etwas schief gelaufen, aber was?Zwischen Brasilien und Paraguay liegt der Grenzfluss Rio Apa. Der Konflikt zwischen den beiden Ländern ist nicht zu übersehen: verfeindete Bikergangs, tote Männer im Fluss, selbst die Kindern können den gegenseitigen Hass gegen einander nicht vergessen. In Mitten dieses Konflikts verliebt sich Joca in das Alligator-Mädchen Basano, die auf der anderen Seite des Flusses lebt. Die Liebesgeschichte bildet zwar den Rahmen der Handlung, steht jedoch nicht so sehr im Mittelpunkt wie erwartet.Der brasilianis...
Allgemein

Dokus – „Huraa“ oder „Bloß nicht“?

Die Berlinale ist dieses Jahr in allen Sektionen mit außergewöhnlich vielen Dokumentarfilmen bestückt. Alleine im Generation Programm sind ein Drittel aller Filme in dokumentarischer Form entstanden. Dabei variieren die Beschreibungen im Programm zwischen dokumentarische Bildsprache, dokumentarischer Blick und dokumentarische Qualität. Die nächste Woche wird zeigen bei welchen Filmen Dokumentar- und bei welchen der Spielfilmanteil überwiegt.Ich persönlich finde Dokumentarfilme oft interessant und freue mich auf die vielen Filme. Aber was sagt unser Berlinale Publikum dazu? Ich habe drei Zuschauer bei der Berlinale Generation Eröffnung gefragt, wie ihnen Dokumentationen im allgemeinen gefallen und was sie von der Menge an Dokumentarfilmen im Generation Programm halten.Mia, 12 Jahre„Ich fi...
Hintergrund

Oscar Nominierung für „Blind Vaysha“ Huraa!

Der kanadische Kurzfilm „Blind Vaysha“, der letztes Jahr im Genration 14+ Programm lief wurde für den Oscar als bester animierter Kurzfilm nominiert. „Blind Vaysha“ hat mich sehr gefesselt und ich bin super glücklich, dass dieser Film so anerkannt wird.Das besondere an diesem Kurzfilm ist die animiation aus Holzschnitt. Mit beeindruckenden Bildern und hinterlegt mit gewaltiger Musik erzählt der Kurzfilm die Legende von Vaysha, die mit sehr ungewöhnlichen Augen geboren wurde: Ihr linkes Auge kann nur in die Vergangenheit und ihr rechtes nur die Zukunft sehen. Die Gegenwart ist ein toter Winkel.Von den Leuten ihres Dorfes "Blind Vaysha" genannt, wird das Mädchen von den beiden Realitäten gequält, die sie nicht versöhnen kann. Legende vermischt sich mit Wirklichkeit, Vergangenheit mit Zuk...
Kritik

Die Kinder ohne Kindheit

Drei der berührendsten und ernstesten Filme des diesjährigen Generation Programmes beschäftigen sich mit Kindern oder Jugendlichen, denen durch schreckliche Erlebnisse ihre Kindheit gestohlen wurde.Für mich sind diese drei Filme, trotz ihres ernsten Themas und der bedrückenden Stimmung, einige der Besten des diesjährigen Programms.Die Dokumentation „Royahaya dame sobh“ (Starless dreams) gibt einen sehr intimen Einblick in ein iranisches Rehabilitationszentrums in dem minderjährige Mädchen, wegen krimineller Delikte einquartiert sind. Die Mädchen erzählen von ihrem Leben und von ihrem Leiden: von Drogenkonsum, Gewalt und Mord. Obwohl „Starless dreams“ eine Dokumentation ist, sieht man keine Wackelnde Kamera oder unscharfe Bilder. Der Film ist gut gefilmt und hervorragen geschnitten so, dass...
Kritik

Kleine Perlen

Oft haben mich die Kurzfime der Berlinale nicht sehr begeistert, doch im diesjährigen Kurzfimprogramm, der Sektion Generation 14+, lassen sich bewegende Filme finden.Diese drei Kurzfilme wahren für mich die schönsten Perlen.Der Ukrainische Kurzfilm „Sensiz“ (Without you) hat mich durch seine Schlichtheit berührt.Nach einer Autopanne machen sich zwei junge Männer zu Fuß auf, um ihren Bruder zu sehen.Es passiert nicht viel, aber im Sonnenuntergang entstehen sehr schöne Bilder und als einer der beiden anfängt ein altes ukrainisches Volkslied zu singen, wird nicht nur sein Begleiter, sondern auch das Publikum berührt.Nach dem Film erzählt der Regisseur Nariman Aliev, dass dieser Film seinem Bruder gewidmet ist, der vor 6 Jahren bei einem Autounfall gestorben ist. Dieses Geständnis lässt einen ...
Kritik

Französische Charme bezaubert das Publikum

Marwann lebt ein ganz normales teenager Leben in Paris, aber als der arabische Frühling ausbricht muss er sich plötzlich mit seinen tunesischen Wurzeln auseinander setzen. Plötzlich wird er zwischen zwei nationalitäten gestellt, dabei intressiert er sich hauptsächlich für Sygrid und die revolution seiner Gefühle.„Ma revolution“ erzählt im Grunde zwei Geschichten. Der Film thematisiert zum die politischen Ereignisse des arabischen Frühlings und die ab Dezember 2010 beginnende Serie von Protesten, Aufständen und Revolutionen in der Arabischen Welt, und die Auswirkungen dieser Ereignisse auf einen 15 Jährigen in Paris. Auf der anderen Seite ist „Ma revolution“ ein unterhaltsamer Jugendfilm über Freundschaft, Schule und die erste große Liebe. Es war interessant zu sehen, wie diese doch sehr u...
Kritik

Meine Botschaft ist das Fragezeichen – Interview mit der Regisseurin von Zud

English version below Nach der Weltpremiere von „Zud“ habe ich die Möglichkeit der polnisches Regiesseurin Marta Minorowicz einige Fragen über ihren Film zu stellen. Nachdem wir eine ruhige Ecke im vollen Haus der Kulturen der Welt gefunden haben, können wir anfangen Hallo Marta, danke für diesen tollen Film! Du hast in diesem Film nur mit Leiendarstellern gearbeitet, was dem Film eine sehr authentische Stimmung gab. Ich würde gerne wissen wie es war mit diesen Menschen zu arbeiten und welche Schwierigkeiten aufgetaucht sind.Als ich zu Mongolei kam hatte ich eine Vorstellung über die Bilder und den Ton dieses Filmes und ich konnte mir einfach nicht vor stellen diesen Film mit professionellen Schauspielern zu drehen. Leihendarsteller waren für mich die einzigen, die auf eine authe...
Kritik

Wenn Mensch und Natur eins werden

DEU/POL 2016, Generation Die weiße schneebedeckte Steppe der Mongolei taucht auf der Leinwand auf und zieht mich mit seiner harschen Schönheit in den Bann. Ein Mann kämpft sich durch den Schnee, sein Gesicht erzählt schon eine eigene Geschichte. Er zieht ein totes Schaf hinter sich her. "Zud" ist ein sehr authentischer Film, er beschreibt in dokumentarischer Art das Leben in der einsamen Steppe der Mongolei. Wunderschöne Landschaftsbilder und eine fantastische Kameraführung prägen den Film. Musik tritt nur in Form von gesungenen mongolischen Lieder auf und generell werden nur wenige Worte gesprochen. Trotzdem schafft es "Zud" das Publikum zu verzaubern und nicht träge zu werden. Oder sagen wir besser das ältere Publikum, denn die Einstufung ab 10 Jahre ist eindeutig falsch gesetzt. ...
Kritik

Freaks auf der Suche nach sich selbst

Wir sind Freaks, Klugscheißer, Idioten. Wir können uns einiges erlauben!Sie nennen sich Rag Union. Eine schräge Gruppe Jungs hat ihre eigene Klique geründet und versucht mit Sport und Musik etwas an der Welt zu verändern. Obwohl sie mehr planen als Aktionen ausführen, haben sie große Pläne! Triapichniy Soyuz (Rag Union) ist ein unterhaltsamer, aktionreicher Film, der aber wohl nicht jeden Geschmack trifft.Ich hatte nach der Beschreibung im Programm, einen etwas ruhigeren Film erwartet, aber wenn Rag union eine Sache nicht ist, dann ruhig. Nach der Hälfte des Filmes geht es erst Richtig los. Schlägereien, Randale, Tod und Feuer sind nur ein Paar der Elemente, die diesen Film so spannungsgeladen machen. Aber es gab durchaus auch schöne, ruhige Momente in denen mit großer Ehrlichkeit gezeig...
Kritik

Die „Berlinali“ ist eröffnet!

Endlich ist es so weit! Die 39. Generation der 66. Berlinale, wurde gestern offiziell Eröffnet.Seit genau einem Jahr haben wir alle auf diesen Moment gewartet und es war genau so wie es sein muss. Zur Eröffnung von K+ war das Haus der Kulturen der Welt voll mit Menschen. In der Schlange erkannte ich langjährige Berlinale-gänger, Presse Leute, kleine und größere Kinder, bekannte und unbekannte Gesichter. Eins hatten sie alle gemeinsam: den Wunsch, dass diese Berlinale nun ENDLICH richtig los geht.Als wir es uns auf unseren Stammplätzen gemütlich gemacht hatten, das Licht langsam gedämpft wurde und die Musik des Berlinale Trailers erklang, fühlte ich mich für einen kurzen Moment als wäre ich wieder sieben Jahre. Wie viele Male hat eine Berlinale für mich nicht genau so begonnen? Ich kann es ...