Hintergrund

Rassismus in der Jobsuche: Hintergrundrecherche zu ,,Ellbogen“
Hintergrund

Rassismus in der Jobsuche: Hintergrundrecherche zu ,,Ellbogen“

Rassismus in Deutschland ist ein ernstzunehmendes und strukturelles Problem. Der Berliner Film ,,Ellbogen” dreht sich um die 18-jährige Hazal, die versucht ihren eigenen Weg einzuschlagen. Sie scheitert an dem rassistischen System. Nicht nur in der Jobsuche, sondern auch in ihrem alltäglichen Leben. Diese Hintergrundrecherche beschäftigt sich mit Alltagsrassismus und den möglichen Mechanismen diesen abzubauen. Wenn über Rassismus geredet wird, darf die Differenzierung nicht fehlen. Es gibt natürlich ganz offenen Rassismus, wie Beleidigungen und körperliche Angriffe. Doch auch sogenannte Mikroaggressionen spielen eine große Rolle. Das sind die alltäglichen Rassismen, denen so viele Menschen ausgesetzt sind. Das können sowohl Blicke in Öffentlichkeit, das Durchscheinen von rassistischen ...
Von starken Töchtern und Müttern
Hintergrund, Kritik

Von starken Töchtern und Müttern

eine Kritik zu "Reinas" Lima, Peru, 1992. Politisch und wirtschaftlich steht das Land vor Krisen und Herausforderungen. Während die Wirtschaft in sich zusammenbricht und eine drastische Inflation die Bürger:innen belastet, stehen Terror und Gewalt auf der politischen Agenda. Im April 1990 stehen Wahlen an, die Alberto Fujimori mit seiner neu gegründeten Partei „Wechsel 90“ gewinnt. Er gilt in der Bevölkerung als politischer Außenseiter, der sich für die benachteiligte Gruppen einsetzt und gegen den Terrorismus und die Korruption vorgehen will. Den Terrorismus bekämpft er mit seiner Politik vermeindlich, indem Waffen an Gemeinden ausgegeben werden, um sich gegen den Terror wehren zu können. Zudem wird von exekutiver Seite nicht mehr gegen einen Grundterror vorgegangen, sondern verein...
Volle Fahrt voraus
Hintergrund

Volle Fahrt voraus

Im Berliner Hafen herrscht reges Treiben. Die Segelboote werden für die anstehende Regatta, die viele auch liebevoll als Festival bezeichnen, klarschiff gemacht. Die Besatzungen rufen sich gegenseitig zu. Sind alle Taue und Segel überprüft? Haben wir genug Proviant? Funktioniert das Radio? Unser Schiff, die kleine fGR, ist fast aufbruchbereit. Sanft wiegt sie sich auf dem Wasser. Im Schatten ihres benachbarten Mutterschiffs Generation wirkt sie klein, aber beide Besatzungen wissen, dass sie sich auf dem Wasser nicht aus den Augen verlieren werden.  Während meine Teammitglieder ihren Aufgaben nachgehen, sitze ich in der Kajüte vor einem leeren Dokument und suche nach dem ersten Satz. Seit unserer Jungfernfahrt zur 63. Berlinale vor nun schon 11 Jahren habe ich einige Eröffnungsarti...
Ein filmreifes Publikumsgespräch
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Ein filmreifes Publikumsgespräch

Mittwoch Abend. “My ne zgasnemo” (auf Englisch: “We Will Not Fade Away”) feiert seine Premiere. Dokumentarisch begleitet der Film Jugendliche, die im Donbass groß geworden sind. Als der Krieg dort 2014 ausbrach ware sie nicht älter als elf. Vier der im Film gezeigten Jugendlichen sind heute Abend vor Ort, zu Zweien ist der Kontakt verloren gegangen, als Russland mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine begann. Als Zeichen halten die Jugendlichen eine ukrainische Flagge. Was sich uns nun bietet ist ein wahres Schauspiel, ein Aufwallen tiefstverstörter Emotionen gepaart mit einer Absurdität, die man sich kaum hätte ausdenken können. Von Anfang an ist die Stimmung angespannt, aufgeladen. Die Moderatorin eröffnet recht schnell die Fragerunde an das Publikum, um dann immer wieder Leuten das Wor...
Am Fuß der Treppe
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Am Fuß der Treppe

Mittwochnachmittag, irgendwo zwischen Lübeck und Berlin. Der Tag hatte schon einiges zu bieten. Ich bin soeben aus meiner zweiten Klausur des Semesters gekommen und ziemlich direkt in den Zug gestiegen. Heute morgen um 7 Uhr hing ich schon einige Minuten in der Warteschlange für die Pressetickets. Klausur lief bestens, Tickets sind auch in der Tasche. Wie gut, dass mittlerweile so vieles remote geht. Sonst hätte ich wohl kaum an einem Tag Berlinalevorbereitungen und eine Klausur bewältigen können. Dieses Jahr waren sogar alle unsere Planungstreffen online – die Hälfte des Teams ist schließlich nicht mal mehr in Berlin. Umso schöner ist es, dass wir uns am Freitag endlich alle live wiedersehen können. Schon bei den Planungstreffen hatten wir uns einiges zu erzählen, aber am schönsten is...
Endlich wieder!
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Endlich wieder!

Neues Jahr, neue Berlinale! Und endlich wieder in Präsenz - und zurück im HKW! Meine Vorfreude steigt über die letzten Wochen jedes Mal, wenn ich an Berlinale Plakaten vorbeilaufe, die ersten Filmbeschreibungen lese oder die Social Media Kanäle des Festivals wieder neue Beiträge posten. Und dann ist auch plötzlich schon der 9. Februar und das Festival beginnt. Als ich am Nachmittag meine Akkreditierung am Potsdamer Platz abhole und am Berlinale Palast stehe, kommt eine richtige Euphorie in mir auf. Viele verschiedene Menschen von Presse, über Filmteams bis hin zu Fans schlendern durch die Straßen, alle mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Natürlich auf gewisse Art immer noch ein komisches Gefühl, viele Menschen auf einem Haufen zu sehen, aber neben den etlichen Fernsehwägen und Abs...
Autismus – mehr als nur ein Klischee!
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Autismus – mehr als nur ein Klischee!

Ein Mensch, der sehr in sich gekehrt wirkt, sich nicht anfassen lässt und kaum mit der Außenwelt kommunizieren kann. Das ist das Bild, das viele Menschen von Autist*innen haben. Aber Autismus ist deutlich vielfältiger. Deshalb wird heute meist der Begriff Autismus-Spektrum-Störung verwendet. Denn Autismus erstreckt sich von geistiger Behinderung und kaum ausgeprägter Sprache bis hin zu Hochbegabung mit voll entwickelter Sprache. Ein Hauptmerkmal sind Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Aber wie äußert sich die genau? Für Andere wirkt es häufig als ob Autist*innen in ihrer eignen Welt leben: zurückgezogen, schweigsam, wenig Kontaktverhalten. Aber es gibt auch Autist*innen, die distanzlos und eigenartig in ihrem Kontaktverhalten wirken. So reden einige Autist*inne...
Kinder- und Jugendhilfe in der Schweiz – ein System zum Scheitern?
Hintergrund

Kinder- und Jugendhilfe in der Schweiz – ein System zum Scheitern?

Ein Hintergrundartikel zu "La Mif" In dem Schweizer Film „La Mif“ portraitiert Regisseur und Drehbuchautor Fred Baillif den Alltag und die Probleme junger Mädchen und deren Betreuer:innen in einem Kinder- und Jugendheim. Die Systeme dahinter scheinen wirr und teilweise nicht auf das Kinderwohl ausgelegt zu sein. „Ein Kinderheim ist kein Gefängnis“ sagt Heimleiterin Lora ein Mal, als sie sich wegen eines Vorfalles im Kinderheim einem Ausschuss stellen muss. Doch wie sieht dieses System hinter der Kinder- und Jugendhilfe in der Schweiz aus? Ein Blick hinter die Kulissen verrät, wieso die Strukturen bei „La Mif" so undurchschaubar wirken. Die Schweiz ist bekannt für seinen Föderalismus - das Land gliedert sich in 26 Kantone, die meisten Gesetze entstehen auf dieser Ebene. Bundesweite R...
Hintergrund

Anschnallen für die nächste Runde

„Bald habt ihr sowieso Corona-Ferien, dann könnt ihr ja in Ruhe eure Kritiken schreiben.“Ich erinnere mich noch an diesen Satz, als wäre unser Berlinale-Nachtreffen erst gestern gewesen. Die Berlinale 2020 war begleitet von einem sich rasant schlechternden Zustand des italienischen Gesundheitssystems, diversen Hygienemaßnahmen und täglichen Absagen anderer großer Messen und Veranstaltungen. Ich selbst bekam davon kaum etwas mit, so sehr war ich im Rausch des Festivals gefangen. Erst Tage später wurde ich mir der veränderten Lage in der Welt bewusst. Dennoch ahnten wir beim Nachtreffen noch nichts von dem, was unmittelbar bevorstand. Dass die scherzhaft in den Raum geworfene Aussage bald bittere Realität werden würde, war uns nicht klar. Ziemlich genau ein Jahr später wissen wir, wie der Ha...
Hintergrund, Kritik

Giving a voice to the voiceless

Schon bei Herausgabe des Berlinaleprogramms fragte ich mich, ob ich wirklich die richtige Person bin, eine Kritik zu diesem Film zu schreiben. Das frage ich mich auch immer noch. Da ich es nicht über mich gebracht habe, einen Hintergrundartikel zu diesem Thema zu schreiben, verwandle ich meine Kritik in einen Kommentar und kombiniere beides. Es ist ein Thema, das mir seit Jahren am Herzen liegt, das mich bei jeder Diskussion emotional an die Grenzen treibt und mich regelmäßig beim bloßen Gedanken daran zum Weinen bringt.Das ändert sich auch bei Victor Kossakovskys Film Gunda nicht. Auch vom Ende der Berlinale bin ich emotional aufgeladen, aber die Tränen wären auch so geflossen. Mit wahnsinniger Ruhe und Einfühlsamkeit begegnen wir den drei meistgenutzten Tieren der westlichen Welt. Es beg...