Jahr: 2017

Kritik

"Mach' keine Probleme, sonst hab' ich dich nicht mehr lieb"

Piata Lod ist ein Film über Verantwortung. Jeder Mensch hat bestimmte Verantwortungen gegenüber einer gewissen Person oder einer gewissen Sache. Manche Verantwortungen sind von Natur aus gegeben, andere entwickeln sich spontan. So hat auch jede Mutter die Verantwortung gegenüber ihrem Kind, es zu beschützen, es großzuziehen, seine Bedürfnisse zu stillen und ihm liebevoll mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch all diese Bedürfnisse, die ein Kind nun einmal hat, werden von Jarkas Mutter Lucia entweder ignoriert oder vernachlässigt. Mit dem Tod ihrer Großmutter, verliert Jarka ihren letzten familiären Anhaltspunkt, um Liebe und Geborgenheit zu erfahren. Zusammen mit ihrem Freund Kristian und zwei verstoßenen Babys, beginnt sie ein neues Leben im verlassenen Garten ihrer Großmutter und verl...
Kritik

Die Verbindung von Musik und Film

Plot, schauspielerische Darbietung, Kameraführung, Schnitt... es gibt Unmengen an Mitteln und Aspekte, die man bedenken muss wenn man einen Film macht. Ein unglaublich wichtiges Mittel ist die Wahl der Musik. Musik löst Emotionen in uns aus und kann unseren Blickpunkt auf eine Ereignis stark beeinflussen.Schon in den Anfängen der Filmgeschichte, zur Stummfilmzeit wurde Filmmusik verwendet. Zum einen um das Rattern des Filmprojektors zu übertönen und um die Stille zu füllen, aber auch schon damals wusste man von der unterstützenden Wirkung von Musik beim erzählen einer Geschichte. Als Begleitmusik wurden zunächst bereits bekannte Musikstücke aus Opern und Operetten verwendet. Zu Beginn begleiteten nur einzelne Pianisten, Geiger oder Flötisten die Stummfilme. Aber schnell begann man auch gr...
Hintergrund

Preisverleihung 14+

Im Saal wird es dunkel, die Berlinalemusik ertönt, Liv und ich singen leise mit und malen unsichtbare Bilder im Takt der Musik in die Luft. Wir alle sind sowohl freudig aufgeregt als auch traurig über das Ende der diesjährigen 14Plus Berlinale, das natürlich wieder viel zu schnell kam. Ein bittersüßes Gefühl, das für den Moment durch das Adrenalin beiseite gedrängt wird. Welche Filme werden in wenigen Minuten die acht Auszeichnungen tragen?Maryanne und Tobi eröffnen die Preisverleihung wie jedes Jahr - die eine ruhig und gefasst, der andere im Vergleich dazu aufgeregt, nervös. Beide sind sie charmant. Beide sind sie über die Maßen glücklich. Eine Stimmung, die sich sofort auf das Publikum überträgt. Spätestens, als Tobi seine Erleuchtung des Abends hat, den Ausdruck „lit af“ als „lit as fu...
Allgemein

Die verrückten fünf Minuten

Es ist Viertel nach 6, als wir das HKW betreten, doch schon jetzt hat sich eine kleine solide Menschentraube vor dem Einlass gebildet. Wir schlängeln uns durch zu Klara und setzen uns zu ihr. Mit der Zeit treffen immer mehr von uns ein, es wird voller, letzte Karten werden über das Meer von Menschen gereicht, damit sie rechtzeitig vor Einlass den Besitzer erreichen. Die letzten Filmteams haben mittlerweile den roten Teppich verlassen, die Wartenden sich erhoben und in Lauerstellung begeben. Jede Geste des für den Einlass verantwortlichen Personals wird genauestens beobachtet. Noch ein letztes Mal wird abgeklärt, wie viele Sitzplätze blockiert werden müssen und schon geht es los. Der Run auf die besten Sitzplätze, welche auch immer damit gemeint sind - denn jeder scheint hiervon eine andere...
Kritik

Auf der Suche nach Geborgenheit

Donnerstag 17.00 Uhr, nach sechs Tagen intensiver Berlinale ist dem Publikum die Erschöpfung deutlich anzusehen, trotzdem ist jeder noch voll Leidenschaft und Vorfreunde dabei, als sich das Filmteam von „The Inland Road“ in dem Saal einfindet und der geliebte Berlinale-Vorspann ertönt. Der Film beginnt. Wir sehen eine lange Landstraße, links und rechts Graslandschaft Neuseelands, weit und breit nichts anderes. Am Straßenrand ein Mädchen, Anhalter. Wo will sie hin?„The Inland Road“ erzählt die Geschichte des 16-Jährigen Maori-Mädchens Tia. Nachdem sie wegen eines Streites mit ihrer Mutter von zu Hause weggelaufen ist reist sie per Anhalter über die Südinsel Neuseelands – ohne größeres Ziel. Mal fährt sie hier ein paar Kilometer, dann beim nächsten und wiedernächsten, bis ein Autofahrer, der...
Kritik

Angdu

„Becoming Who I Was“ begleitet acht Jahre lang das Leben von Angdu und dem Dorfdoktor, den er liebevoll Onkel nennt, denn der kleine Junge Angdu ist ein Rinpoché. Das bedeutet, dass er in seinem früheren Leben in Tibet ein hoher buddhistischer Priester gewesen ist. Aus diesem Grund ist er jetzt schon in dem Dorf Ladakh sehr angesehen und wird von vielen verehrt. Jeder Priester braucht sein eigenes Kloster und Schüler, doch in ihrem Wohnort, gibt es keinen Platz mehr für Angdu, um die buddhistische Lehre zu studieren. Er muss also nach Tibet wandern, denn dort liegt seine wahre Berufung. Dabei steht ihnen der Konflikt zwischen Tibet und China im Wege, da die Chinesen keinen über die Grenze nach Tibet gehen lassen wollen. Trotz all dem machen sich „Onkel“ und Rinpoché Angdu gemeinsam zu F...
Interview

Eine unscheinbare Krankheit

Im Gespräch mit dem Regisseur und den Hauptdarstellern von Amelie renntNach der Premiere von Amelie rennt, die das ganze Publikum begeisterte, hatten Liv und ich die Gelegenheit, uns mit dem Regisseur und den zwei Hauptdarstellern für eine kurze Zeit zu unterhalten.Als wir in der italienischen Botschaft ankommen, herrscht großes Gewusel. Hier sind die Feierlichkeiten anlässlich der Filmpremiere im vollsten Gange. Umso glücklicher sind wir, dass sich die drei die Zeit für uns nehmen. Im vorangegangenen Publikumsgespräch hatten wir bereits einige spannende Dinge über die Entstehung des Drehbuchs erfahren. Es war aus der persönlichen Erfahrung einer Mutter mit ihrem Asthma-kranken Kind, das sich partout nicht helfen lassen wollte, obwohl das doch so Vieles erleichtert hätte.Zunächst gesellt s...
Kritik

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Królewicz Olch begleitet einen hochintelligenten Jungen und zeigt dessen Blick auf die Welt. Dieser Film ist auf sehr künstlerische Weise umgesetzt, sodass man ihn nicht als herkömmlichen Film bezeichnen könnte. Ineinander verwobene Welten, bei denen nicht immer klar ist, ob es sich dabei um Realität oder Traum handeln, beherrschen den Film. Die düsteren Zitate aus Goethes Erlkönig geben dem Film eine bedrückende Stimmung. Auch die dunkle, Text schreiende Musik verleiht dem Film etwas Surreales.Das Verständnis für den Film wird insoweit getragen, dass man mit dem Jungen mitfühlt, wenn es seiner Mutter mal wieder nur um die Preise geht. Auf die Frage: „Liebst du mich?“ erhält er nie eine Antwort.Es wirkt, als wünsche er sich manchmal, einfach nur normal zu sein, an nichts forschen zu müssen...
Kritik

Körperliche und seelische Wunden

Auf einer Farm in Neuseeland treffen 5 Menschen auf einander, die unterschiedlicher nicht seien könnten. In einem Meer aus unausgesprochenen Gefühlen spitzt sich die Situation zu. Körperliche und seelische Wunden vermischen sich in diesem spannungsgeladenen Film.Die 16 jährige Tia trampt nach einem Streit mit ihrer Mutter durch Neuseeland und wird Opfer eines Autounfalls. Auf der Flucht vor ihren Gefühlen und den Konflikten zuhause endet sie auf der Farm des werdenden Vaters Will – der Fahrer des Autos. Will lebt zusammen mit seiner hochschwanger Frau Donna. Da Tia nach dem Unfall Wills Leben gerettet hat, kann sie als unausgesprochenes Dankeschön auf der Farm bleiben. In einem Geflecht aus Anziehung, Provokation und Misstrauen lernen sich sehr unterschiedliche Menschen kennen. Konflikte e...
Hintergrund, Interview

Poi E: Two sisters and their story

Interview in englischer SpracheThe documentary “Poi E: the story of our song“ tells about how Dalvanius Primes song could encourage Generations to rediscover their traditional Maori roots. The sisters from New Zealand Taranaki made the whole way to Berlin. I was lucky to have the opportunity to speak to them.The aunties, as they are called are two heart-warming persons and as we started talking I was almost forgetting that this was an interview.Aunty Bib and Nana Bub (their nicknames) have been with “Poi E” since its consistence. They were foundation-members of the "atea Māori Club" since 1967 and 1981 when Dalvanius Prime arrived home from oversees and wrote "Poi E" they started to sing the song. They must have been in their 20ies early 30ies when they went to London to perform for the Qu...