Schlagwort: 14plus

Ein filmreifes Publikumsgespräch
Hintergrund

Ein filmreifes Publikumsgespräch

Mittwoch Abend. “My ne zgasnemo” (auf Englisch: “We Will Not Fade Away”) feiert seine Premiere. Dokumentarisch begleitet der Film Jugendliche, die im Donbass groß geworden sind. Als der Krieg dort 2014 ausbrach ware sie nicht älter als elf. Vier der im Film gezeigten Jugendlichen sind heute Abend vor Ort, zu Zweien ist der Kontakt verloren gegangen, als Russland mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine begann. Als Zeichen halten die Jugendlichen eine ukrainische Flagge. Was sich uns nun bietet ist ein wahres Schauspiel, ein Aufwallen tiefstverstörter Emotionen gepaart mit einer Absurdität, die man sich kaum hätte ausdenken können. Von Anfang an ist die Stimmung angespannt, aufgeladen. Die Moderatorin eröffnet recht schnell die Fragerunde an das Publikum, um dann immer wieder Leuten das Wor...
Eine farbenfrohe Utopie
Kritik

Eine farbenfrohe Utopie

Eine Kritik zu Aatmapamphlet Wie bei so vielen Filmen des diesjährigen Generationsprogramms erwarte ich von Aatmapamphlet zunächst nicht viel. Mir fällt es schwer, einen Zugang zu den Filmbeschreibungen zu finden, es gibt kaum Filme, die ich unbedingt sehen möchte. Da Aatmapamphlet perfekt in meinen Zeitplan passt, habe ich mir dennoch ein Ticket geholt. Nachdem ich letztendlich doch von allen 10 Filmen, die ich bisher sehen konnte, überzeugt worden bin, hätte es mich eigentlich nicht überraschen dürfen: Aatmapamphlet ist ein absoluter Hit. Nicht nur ich fühle mich von Anfang bis Ende abgeholt. Der Applaus bei der Premiere im Zoopalast findet kaum ein Ende. Das Publikum ist restlos begeistert von dieser Komödie, die es schafft, eine ernste Situation hinreißend utopisch darzustellen. Aatmap...
„I stopped believing in the power of cinema“
Interview

„I stopped believing in the power of cinema“

"My ne zgasnemo (We Will Not Fade Away)" is the new documentary of award-winning Ukrainian director Alisa Kovalenko and premiered at the Berlinale 2023 in the Generation 14+ section. Her film closely follows the lives of five teenagers in the embattled Donbass region just before the Russian invasion in February 2022.    © Alisa Kovalenko Freie Generationen Reporter:innen: Alisa, after the Russian invasion, you decided to join the armed forces of Ukraine and fight at the frontline. When and why did you decide to go back to working on your documentary? Alisa Kovalenko (Director): After the Russian invasion, I stopped believing in the power of cinema. I felt useless as a documentary directory. My entire system collapsed, and ...
Zwischen Dokumentation und Fiktion
Kritik

Zwischen Dokumentation und Fiktion

Eine Kritik zu Ramona An English summary can be found below. Santo Domingo, Dominikanische Republik. Es wird ein Film über eine schwangere 15-Jährige gedreht, die als Filmstar durchstarten möchte. Die Hauptrolle soll von Camila gespielt werden, die mit einigen jungen Müttern und schwangeren Mädchen aus der Umgebung spricht, um sich besser in ihre Rolle hineinversetzen zu können. Immer mehr bekommt sie das Gefühl, um authentisch die Rolle spielen zu können müsse man die Situation der jungen Schwangerschaft selber durchlebt haben, und dass eine ihrer Gesprächspartnerinnen dafür viel besser geeignet sei. Und so rücken die Gesprächspartnerinnen immer mehr in den Mittelpunkt der Dreharbeiten. Der Film „Ramona" beginnt dokumentarisch. Wir sehen Szenen von Proben und Fittings und begleiten Cami...
A Call for Media Literacy
Interview

A Call for Media Literacy

Monday afternoon in the lounge area at Urania. In the cinema hall I can hear people clapping and cheering. Any minute now and I will meet Axel Danielson and Maximilien Van Aertryck, the two directors of the film “And the King Said, What a Fantastic Machine”. It’s their first feature-length film with its world premiere at Sundance where it already received the Special Jury Award for Creative Vision. In their documentary they tell their story about the invention of the camera, how it has become a mass medium used by everyone while showing up both its potential as well as its downsides. On Sunday the film had its European premiere here at the Berlinale, today it is shown in front of a younger audience. After the Q&A which was open to the audience the two men take some time to sit down wit...
Kompromisslos, jung, weiblich
Kritik

Kompromisslos, jung, weiblich

Eine Kritik zu den Kurzfilmen 3 14plus Obwohl die Kurzfilmrolle 3 aus dem 14plus Programm über mehrere Kontinente führt, wird sie vor allem durch eines geprägt - starke junge Frauen, die kompromisslos ihren eigenen Weg suchen. Für mich stachen vor allem zwei Kurzfilme hervor: Mirror Mirror von Sandulela Asanda und And Me, I’m Dancing Too von Mohammad Valizadegan. Auf den ersten Blick könnten sie beide kaum unterschiedlicher sein. Mirror, Mirror spielt im geschützten Raum, dem Schlafzimmer der Protagonistin, während And Me, I’m Dancing Too sich im öffentlichen Raum aufhält. Doch verbindet sie beide der Wille, sich nicht den gesellschaftlichen oder staatlichen Vorgaben zu fügen, sondern dem nachzugehen, was sich richtig anfühlt. Mirror, Mirror folgt Luthandos Reise zu ihrem ersten Orgasmus. ...
The Paradox of Freedom
Kritik

The Paradox of Freedom

A comment on Le Paradis German version here. Not completely fit i’m already thinking about not going to the premiere of „Le Paradis“ (The Lost Boys) on sunday afternoon. As the film is only 83 minutes long i decide to go there after all, without any expectations. But already within the first scenes of the film I know that it was the right decision and I am very happy that I went there. "Le Paradis" touches me from the first minutes to the last second. Two and a half days later, I'm still so excited that I book a ticket for the last screening on Friday afternoon so that I can see Zeno Graton's feature film debut once again. Overall, "Le Paradis“ tells a story about two people in love - nothing unusual - but the place where the story is set is. Because Joe (Khalil Gharbia) and William (Jul...
Bridging the Gap Between Past and Present
Kritik

Bridging the Gap Between Past and Present

A review of Ha'Mishlahat. The German film review can be found here. The plane lands. A group of excited students pours out of the airport and boards a coach awaiting them. Finally, they have arrived in Poland. On this school trip, the Israeli adolescents will visit various concentration camps and memorials of the Shoah. Their youthful exuberance is met with the weight of tragic history, as they grapple with the desire to break out of rules, have fun, and enjoy each other's company, while also visiting places steeped in the atrocities of the past. The film uses hard cuts as a stylistic means to oppose between completely excited young people and the petrified faces of those confronted with the realities of the past. Students embrace and support one another as they process what they have e...
Das Paradoxon der Freiheit
Kritik

Das Paradoxon der Freiheit

Eine Kritik zu Le Paradis (The Lost Boys) English version here. Meine Erkältung noch nicht ganz auskuriert bin ich am Sonntagnachmittag schon am überlegen, ob ich meine Karte für die Premiere von „Le Paradis“ am Abend stornieren sollte. Im Hinterkopf, dass der Film mit seinen 83 Minuten recht kurz ist, beschließe ich dann doch noch hinzugehen und mache mich ohne große Erwartungen auf den Weg ins Kino. Doch schon bei den ersten Szenen des Filmes weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war und bin unfassbar glücklich, dass ich mich doch dafür entschieden habe hinzugehen. Denn „Le Paradis“ berührt mich von den ersten Minuten hin bis zur letzten Sekunde. Zweieinhalb Tage später bin ich immer noch so begeistert, dass ich mir direkt ein Ticket für die letzte Vorstellung am Freitagnachmittag ...
Unser Sommer
Kritik

Unser Sommer

Eine Kritik zu Hummingbirds. An English summary can be found below. Zwei Jugendliche liegen auf einem Autodach und schauen in den dunklen Nachthimmel. “Hast du den Stern da gesehen? Und den da hinten?”. Als die Alarmanlage des Autos losgeht, springen sie gackernd auf und laufen davon. Es handelt sich um Beba und Silvia, zwei beste Freund:innen, die ihren letzten gemeinsamen Sommer dokumentarisch einfangen. Zum einen sind da die Unsicherheit, ob Beba in den USA bleiben darf oder nicht, was die beiden mit ihrem Leben anfangen möchten und wo sie ihre Heimat sehen. Zum anderen genießen sie es auch einfach nur, Zeit zusammen zu verbringen, zu tanzen, zu musizieren, Schilder von Abtreibungsgegnern so zu bekleben, dass sie nun für Abtreibung stehen, oder über ihre Vergangenheit zu sinnieren. Inei...